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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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(geboren 1749) war, wie er in Dichtung und Wahrheit sagt, »fritzisch gesinnt« und stritt sich deswegen durchaus mit seinem Vater, der als Staatsrat des Reiches eher dem Kaiser oder der Kaiserin in Wien gegenüber loyal war. Nach dem Sieg von Roßbach ging erstmals eine Welle »nationaler Begeisterung« durch Deutschland. Man sah in Friedrich den Vorkämpfer der protestantischen Sache; viele protestantische Sachsen und Württemberger liefen aus der mit den Franzosen verbündeten Reichsarmee zu den Preußen über. Außerdem stand der damals selbst erst 37 Jahre alte Friedrich, der sich gegenüber Österreich und damit gegenüber dem Reich zu behaupten versuchte, für das Neue, eine gesamtdeutsche Mentalität, wie sie sich unter preußischer Führung letztlich durchsetzen sollte.
    1759/1762
    MIRAKEL DES HAUSES BRANDENBURG     Im nunmehr vierten Kriegsjahr des Siebenjährigen Krieges waren alle beteiligten Mächte finanziell angeschlagen und die Regimenter ausgeblutet. Preußen war eingekreist, Friedrich musste sein Kernland verteidigen. 1759 vereinigten sich russische und österreichische Heere bei Kunersdorf in der Nähe von Frankfurt an der Oder und brachten Friedrich dem Großen seine größte Niederlage bei. Der Weg nach Berlin stand offen. Erschüttert übergab Friedrich das Oberkommando seinem Bruder Heinrich. Aber aus Uneinigkeit nutzten die Österreicher die Gelegenheit nicht, sondern zogen sich zurück. In einem Brief an Heinrich schrieb Friedrich: »Ich verkündige Ihnen das Mirakel des Hauses Brandenburg.« Statt nach Berlin sei »der Feind nach Müllrose und Lieberose« im Spreewald marschiert.
    Friedrichs Formulierung wird oftmals fälschlich auf ein anderes Ereignis 1762 bezogen. Seit 1761 war die Lage für Friedrich denkbar ungünstig. Die Österreicher und die Russen hielten Ostpreußen, Sachsen und Schlesien besetzt, und Friedrich hatte keine ausreichenden Kräfte mehr für Angriffe. Da starb am 5. Januar 1762 unerwartet Zarin Elisabeth, eine Tochter Peters des Großen. Die ausgesprochen gottesfürchtige, aber durchaus aufgeklärt und fortschrittlich regierende und sehr antipreußische Zarin hatte keine eigenen Kinder. Nachfolger wurde ihr Neffe Peter III., der einen deutschen Herzog (von Holstein) zum Vater hatte und ausgesprochen fritzisch gesinnt war. Er korrespondierte eifrig mit dem glühend Verehrten. In seiner ersten Amtshandlung schloss er einen Separatfrieden mit Preußen und stellte Friedrich Truppen zur Verfügung. Die von den Generälen der Zarin eroberten Gebiete Preußens gab er zurück.
    Nach dieser ebenfalls »wunderbaren« Entlastung konnte Friedrich die Österreicher aus Schlesien (und Sachsen) verdrängen. Schlesien gehörte später auch zum Deutschen Reich und blieb bis 1945 bei Preußen.
    POTEMKINSCHE DÖRFER     Zar Peter III. überlebte sein erstes Regierungsjahr nicht, sondern wurde von Adligen, die unter Elisabeth sehr viel Einfluss hatten und wie sie sehr »russisch« gesinnt waren, zum Rücktritt gezwungen und anschließend ermordet. Nachfolgerin wurde seine Gattin, die anhaltinische Prinzessin Katharina, von 1762 bis 1796 als Zarin Katharina II. die einzige Herrscherin weltweit mit dem Beinamen »die Große«.
    Die kolossale Süderweiterung Russlands während ihrer Herrschaft auf Kosten des Osmanischen Reiches und der Krimtataren war im Wesentlichen das Werk ihres sehr, sehr engen Vertrauten, des nachmaligen Fürsten Potemkin. Seine Karriere vom Wachtmeister zum Oberkommandierenden und Minister verdankte Potemkin seinem guten Aussehen, seiner Tüchtigkeit und natürlich der Gunst der Zarin. Bei Inspektionsreisen im neu eroberten Süden pflegte er der Herrscherin prächtig herausgeputzte Dörfer vorzuführen, die beim neidischen Petersburger Adel verschrienen Potemkinschen Dörfer.
    ANCIEN RÉGIME     Durch den Spanischen Erbfolgekrieg hatten sich für Frankreich die Staatsschulden verzwanzigfacht. Dies trieb das Land in den Ruin und geradewegs in die Revolution. Denn als wegen des bevorstehenden Staatsbankrotts – zu spät – die Generalversammlung einberufen wurde, am 5. Mai 1789, erklärte sich der Dritte Stand am 17. Juni zur Nationalversammlung und stürzte mit dieser Verfassungsänderung das »alte Regime«, das Ancien régime .
    Auch die anderen Kriege des 18. Jahrhunderts waren für Frankreich natürlich extrem kostspielig, vor allem der »indianische Krieg« in Nordamerika gegen England und der Siebenjährige Krieg, der auch Preußen an den Rand der

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