Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
begründete seit jenen Jahren die Kaffeehaus-Kultur in Wien. Erste Kaffeehäuser in Europa hatten allerdings bereits um 1650 in Venedig, Paris, Oxford und London eröffnet. Auch in Hamburg gab es schon vor der Schlacht am Kahlenberg ein Kaffeehaus. Richtig ist, dass das erste Wiener Kaffeehaus 1685 von dem Griechen Johannes Theodat eröffnet wurde. Die Kaffeesäcke-Belohnung für den Kundschafter Kolschitzky ist eher eine Legende. Neu an der in ganz Europa seither aufblühenden Kaffeehaus-Kultur war, dass sie von Angehörigen aller Stände »gleichberechtigt« besucht wurden – bis weit ins 19. Jahrhundert hinein allerdings nur von Männern.
    Was danach geschah : Vier Jahre später, 1687, erteilte König Leopold den Auftrag für den Bau von Schloss Schönbrunn nach dem Vorbild von Versailles. Nachfolger Johanns III. auf dem polnischen Thron war 1697 der sächsische Kurfürst August der Starke.
    Die erfolgreiche Abwehr der Wiener Belagerung brachte für Europa die Wende im Verhältnis zu den Türken. Große Teile des Balkans wurden relativ zügig zurückerobert. Zuerst Ungarn durch den Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (»Türkenlouis«) und den Prinzen Eugen von Savoyen. Das Osmanische Reich geriet zunehmend in die Defensive. Beginnend mit Peter dem Großen führte seit 1710 auch Russland Türkenkriege bis hin zum Krimkrieg (1853–1856). Vor allem dem späteren Expansionsdruck aus Russland hatte das immer kraftlosere Osmanische Reich immer weniger entgegenzusetzen. Mit der Wende 1683 begann auch die große kulturelle Ausstrahlung Österreichs auf den Balkan und den ganzen südosteuropäischen Raum. Für diese Gebiete wurde Wien das, was Paris und Versailles für Westeuropa waren.
    1688–1748
    ERBFOLGEKRIEGE     In der Hochzeit der europäischen Monarchien waren dynastische Fragen politisch hochbrisant, vor allem, wenn es keinen direkten Thronerben gab. Aufgrund der komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse der Adelshäuser machten dann »auswärtige« Fürsten Ansprüche geltend. Alle großen Erbfolgekriege zwischen 1690 und 1750 bestimmten die europäische Politik in der Hochphase des Absolutismus, als die Feldherren in prächtigen Barockroben, mit wallenden Perücken, blitzenden Degen und kostbaren Zelten in den Krieg zogen. Wie der Dreißigjährige Krieg waren es europäische Weltkriege, in die stets sehr viele Nationen in komplizierten Bündnissen und Koalitionen involviert wurden.
    Vor dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) hatte die pfälzische Kurfürstentochter Charlotte (Liselotte von der Pfalz) den Bruder von Ludwig XIV. geheiratet. Nach dem kinderlosen Tod des Bruders von Liselotte ließ Ludwig XIV. die Pfalz besetzen. Sie wurde von den Franzosen grausam verwüstet, das Heidelberger Schloss zerstört. Danach gehörten Straßburg und das Elsass zu Frankreich.
    Der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) nach dem Tod des letzten Habsburgers in Spanien fand auf zahllosen Haupt- und Nebenschauplätzen in ganz Europa statt. Das Frankreich Ludwigs XIV. wurde unterstützt von Bayern, Savoyen, Kurköln. Die Wiener Habsburger waren mit Großbritannien verbündet. Am Ende kannte der Krieg fast nur Gewinner. Ludwig konnte seinen Enkel Philipp von Bourbon auf dem spanischen Thron durchsetzen. Auch der heutige spanische König Juan Carlos ist Bourbone. Allerdings hatten sich durch die hohen Kriegskosten die Staatsschulden Frankreichs verzwanzigfacht.
    Der Österreichische Erbfolgekrieg (1740–1748) ergab sich, weil einige europäische Mächte die Thronfolge der Habsburgerin Maria Theresia nicht anerkannten. Friedrich II. von Preußen marschierte in die reiche österreichische Provinz Schlesien ein, die er später behalten konnte. Maria Theresia musste Besitztümer in Italien abtreten, blieb aber auf dem Thron.
    1714–1748
    GLEICHGEWICHT DER MÄCHTE     Die Expansions- und Hegemonialpläne Ludwigs XIV. waren durch das Eingreifen Großbritanniens im Spanischen Erbfolgekrieg gestoppt. Insofern hatte Ludwig in diesem Krieg seine Ziele nicht erreicht. Der Sieger der wichtigen Schlacht von Höchstädt bei Ulm (in England Schlacht von Blenheim), John Churchill, Herzog von Marlborough, erhielt zum Dank von Queen Anne Grund, Boden und Mittel zum Bau von Blenheim Palace, dem größten und bedeutendsten Barockschloss Englands. (Hier wurde später Winston Churchill geboren.) Österreich hatte durch seine Erfolge in den Türkenkriegen nach der Befreiung Wiens (1683) und der anschließenden Eroberung Ungarns

Weitere Kostenlose Bücher