Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
und Konterrevolutionäre und vor allem die Kulaken, die wohlhabenden Bauern, wurden durch die sowjetische Staatssicherheitspolizei Tscheka systematisch terrorisiert, in Lager interniert oder ermordet. Als Hauptquartier diente der Tscheka ein ehemaliges Versicherungsgebäude am Lubjanka-Platz in Moskau. Es wurde mit seinem berüchtigten Gefängnis und den Folterkellern zum Inbegriff der sowjetischen Willkürherrschaft. Alle späteren sowjetischen Geheimdienste, GPU, NKWD, KGB, hatten hier ihre Zentrale.
1919
KOMINTERN Die 1889 gegründete Sozialistische Internationale, auch Zweite Internationale genannt, war eine lockere Vereinigung sozialistischer/sozialdemokratischer Parteien gewesen. Ganz anders die Dritte, nunmehr Kommunistische Internationale (Komintern), ein Zusammenschluss kommunistischer Parteien, deren erklärtes Ziel die Ausbreitung der Weltrevolution war. Lenin hielt eine proletarische Revolution in den Industrieländern für konsequent und wünschenswert. Russland aber war viel mehr ein Bauern- als ein Arbeiterstaat. Die Unruhen nach Kriegsende im industrialisierten Deutschland schienen die Weltrevolution in Reichweite zu rücken. Die KPD war die bedeutendste kommunistische Partei außerhalb Sowjetrusslands. Zur Unterstützung der Kommunisten in den verschiedenen europäischen Ländern war die Komintern gedacht.
Bis zu Lenins Tod machte sich die Komintern mit gescheiterten Umsturzversuchen in Hamburg, Estland und Bulgarien lächerlich. Unter Stalins Einfluss wurde sie zu einem Instrument der sowjetischen Außenpolitik.
DER ERSTE WELTKRIEG UND SEINE FOLGEN
Im Ersten Weltkrieg waren erstmals Länder und Kriegsteilnehmer praktisch aller Kontinente in das Geschehen miteinbezogen: Der Hauptschauplatz war Europa, aber auch in den Kolonien Afrikas wurde gekämpft. Indische, australische und kanadische Truppen standen in Europa, die Engländer bekämpften das Osmanische Reich im Nahen Osten, der Kriegseintritt der USA 1917 wirkte sich entscheidend aus, Japan führte gleichzeitig einen Krieg im pazifischen Raum. So schrecklich jeder einzelne Krieg der Weltgeschichte bisher war – im Vergleich damit blieben sie regional überschaubar. Die umfassende Technisierung und Industrialisierung, der Weltverkehr und die globalen Interessen der Kolonialmächte hatten im 19. Jahrhundert die Voraussetzungen für diesen weltweiten Krieg geschaffen.
1914
ATTENTAT VON SARAJEWO Auslösendes Moment für den Ersten Weltkrieg war die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgerpaares am 28. Juni 1914 durch einen serbischen Nationalisten in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo. Die Serben strebten nach einem südslawischen Großstaat auf dem Balkan, wurden darin vom damals noch zaristischen Russland unterstützt und damit auch von der Triple Entente (Russland, Großbritannien, Frankreich). Österreich auf der anderen Seite hatte die Unterstützung des Deutschen Reichs. Nach der Kriegserklärung Österreichs an Serbien am 28. Juli 1914 traten aufgrund der damaligen Bündnissysteme die bereits mobilisierten europäischen Mächte binnen weniger Tage in den Krieg ein. Die österreichisch-serbische Lokalkrise wurde in kürzester Zeit zum Großkrieg.
MATERIALSCHLACHT Die Unmengen an herangeführtem Material, neuer Kriegstechnik (Panzer, Luftwaffe, U-Boot, Maschinengewehr, Gas) und Menschenmassen (über 70 Millionen Mobilisierte) stellten eine völlig neue Dimension der Kriegführung dar. Begriffe wie »Materialschlacht«, »Grabenkämpfe«, »Stellungskrieg«, »Trommelfeuer« charakterisieren den Kriegsverlauf, der ungeheure Gelder in allen Ländern verschlang. Der Krieg war eine einzige Katastrophe ohne irgendein »positives« Ergebnis, eine ungeheuregegenseitige Zermürbung auf allen Seiten mit kolossalen Menschenverlusten (ca. 15 Millionen Soldaten und Zivilisten). Praktisch die gesamte junge Generation Europas verblutete auf den Schlachtfeldern.
1916–1917
VERDUN UND ISONZO Trotz eines gigantischen Einsatzes an Soldaten und Material kam es im Ersten Weltkrieg so gut wie nie zu einer militärischen Entscheidung oder zu einem »Durchbruch«. Das ist eines der Hauptkennzeichen dieses europäischen Völkermordens. Die deutschen Armeen drangen zu Kriegsbeginn nach Flandern und Nordfrankreich vor. Dort verharrte die Front trotz vieler verlustreicher Gefechte jahrelang in den sprichwörtlichen Grabenkämpfen. 1916 versuchte die deutsche wie die französische Seite von Ende Februar bis
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