Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Bosnien-Herzegowina mit seiner Hauptstadt Sarajewo okkupieren, ein kleiner Vielvölkerstaat aus orthodoxen Serben, katholischen Kroaten und Muslimen. Die Neuordnung des Balkans war nach Aufständen in diesen Ländern notwendig geworden, die von Russland unterstützt wurden. Die Gebietsverluste des Berliner Kongresses mussten im Osmanischen Reich unter seinem vorletzten Sultan Abdülhamid II., der von 1876 bis 1909 regierte, erst einmal verkraftet werden. Es geriet darüber in seine finale Krise.
Abdülhamid zeigte sich nach innen anfangs liberal, regierte dann aber zunehmend absolutistisch. Die Armenier, die ihnen zugestandene Rechte einforderten, wurden mit Massakern überzogen. Gegen Abdülhamids autokratische Regierung rebellierten 1908 junge Offiziere und hohe Beamter, die unter Führung von Enver Pascha mit Erfolg eine Liberalisierung und die Einsetzung der 1876 suspendierten Verfassung forderten. 1909 wurde Abdülhamid von den Jungtürken abgesetzt. Mehmed VI. war dann von 1918 bis 1922 der letzte türkische Sultan sozusagen unter Enver Pascha.
In zwei Balkankriegen 1912 und 1913 gegen die unabhängig gewordenen Balkanstaaten verlor das Osmanische Reich dann auch noch seinen letzten europäischen Besitz, Makedonien. Es blieben nur noch Edirne und Konstantinopel selbst – nebst Anatolien und dem Nahen Osten natürlich.
Als fortschrittlich galt unter den Jungtürken eine stramme national-türkische Gesinnung, was gegen den multikulturellen Charakter des osmanischen Vielvölkerreiches gerichtet war. Dementsprechend stark war der Druck auf Minderheiten wie Kurden, Griechen, Juden und vor allem auf die christlichen Armenier.
1898
FASCHODA-KRISE Durch die Weltwirtschaftskrise von 1873 stagnierte Europa wirtschaftlich am Rand der Depression. Nun entdeckte man das noch praktisch unerschlossene Afrika als new market . Imperialisten wie Cecil Rhodes schwebte für Großbritannien eine Nord-Südachse vom ägyptischen Sueskanal über den Sudan und das innerafrikanische Seengebiet bis nach Rhodesien und Südafrika vor. Frankreich war seit 1830 in Algerien,besetzte 1881 Tunesien und brachte in der Folge seinen Einfluss in Westafrika rund um die Sahara zur Geltung.
Als Folge einer Begegnung englischer und französischer Truppen am südsudanesischen Fort Faschoda am Weißen Nil 1898, die angesichts der Stimmungsmache in der europäischen Presse leicht hätte eskalieren können, grenzten die britische und die französische Regierung ihre Einflusssphären in Afrika ab: Frankreich dominierte in Westafrika, Großbritannien im ganzen Osten Afrikas. Dies war eine wichtige Voraussetzung für die
1904
ENTENTE CORDIALE Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab England seinen außenpolitischen Grundsatz der Splendid Isolation auf und suchte Kontakt auf dem Kontinent. Das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm II. und dem Militär- und Politmanagement des Admirals Tirpitz war gerade dabei, auf seinen Werften eine schlagkräftige, schimmernde Wehr zur See zu bauen, was der Seeweltmacht England nicht behagen konnte.
Auf dem Umweg über ein Flottenabkommen mit Japan gelangte England in Kontakt mit Frankreich. Man verständigte sich herzlich (französisch s ’entender »sich verständigen«, cordial »herzlich«) über den Status quo in Afrika. Vor allem Ägypten sollte im englischen, Marokko im französischen Einflussbereich bleiben.
In Berlin beobachtete man diese Annäherung argwöhnisch, maß ihr aber nicht die Bedeutung bei, die sie bekommen sollte: Die britisch-französische »Erbfeindschaft« war über Jahrhunderte eine der verlässlichsten Konstanten der europäischen Politik. Zehn Jahre darauf waren Engländer und Franzosen im Ersten Weltkrieg Waffenbrüder gegen den gemeinsamen deutschen Feind. Die generelle Verständigung wurde 1907 noch um Russland zur Triple Entente erweitert. Damit stand die maßgebliche Bündnis-Konstellation des Ersten Weltkriegs bereits fest: Frankreich, Großbritannien und Russland gegen Deutschland und Österreich-Ungarn.
ab 1898
GELBE GEFAHR Japan hatte sich nach seiner erzwungenen Öffnung, anders als China, im 19. Jahrhundert reformiert, industrialisiert und modernisiert, alles nach westlichem Muster. Diese extrem reformerische Periode ist die Meiji-Ära (1868–1912), in der der Tenno seit dem ersten Shogunat im Mittelalter erstmals wieder aktiv die führende politische Rolle spielte. Den Japanern kam es darauf an, sich in die vordere Reihe der »zivilisierten Nationen«
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