Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
ihre Heimat. (Viele der Geiseln waren allerdings mittlerweile sehr erfolgreiche Kaufleute und kehrten aus ihrer Babylonischen Gefangenschaft gar nicht zurück. So blieb Babylon bis ins Mittelalter, also für rund 1500 Jahre, einblühendes Zentrum jüdischer Kultur.) Der Rückkehr der Juden in ihre Heimat folgte 515 v. Chr. der Bau des zweiten Tempels in Jerusalem mit Genehmigung von Kyros’ Nachfolger Dareios I. Es war dieser zweite Tempel, den dann die Römer im Jahr 70 n. Chr. zerstörten.
Die Perser herrschten mit einer völlig anderen Mentalität als die grausamen assyrisch-babylonischen Unterdrücker, die ganze Völker verschleppten und Kulte zerstörten, wobei die Babylonische Gefangenschaft nur das bekannteste Beispiel ist. Kyros nahm nach der Eroberung Babylons sogleich die Stellung und Zeremonien der dortigen Könige ein und huldigte deren Göttern. Die unterjochten Völker erhielten ihre Götterstatuen zurück, die Juden ihre Tempelgeräte.
Wer waren jene Perser? Ursprünglich bezog sich ihr Name auf einen einzigen indoarischen Stamm aus der Landschaft Persis im iranischen Hochland oberhalb des Persischen Golfes. Etwa um die Zeit, als die Dorer in Griechenland einwanderten, waren die Perser in den assyrischen Raum eingedrungen und hatten zeitweilig unter der Vorherrschaft der Meder gestanden. Kyros und seine Nachfolger, die das erste persische Weltreich beherrschten, gehörten zur Dynastie der Achämeniden.
Was danach geschah : Mit genau diesen Persern mussten sich die Griechen bei Marathon und Salamis 70 Jahre nach der Befreiung der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft auseinandersetzen.
DIE GESCHICHTE
DER ANTIKE
ca. 500 v. Chr. bis 300 n. Chr.
NEUES DENKEN
Wegen des ungefähr gleichzeitigen Auftretens von Konfuzius, Lao-tse, Buddha und der griechischen Naturphilosophen während der Jahrhunderte um 500 v. Chr. sprach der Philosoph Karl Jaspers (1883–1969) in seinem 1949 erschienenen Buch Vom Ursprung und Ziel der Geschichte von einer »Achsenzeit der Weltgeschichte«. Was will er damit sagen?
ACHSENZEIT In den bis dahin am weitesten entwickelten vier Kulturkreisen China, Indien, Orient und rund um die Ägäis traten die Vordenker auf, die die bis heute gültigen geistigen Grundlagen ihrer Kulturkreise formuliert haben. Diese Männer sorgten dafür, dass die Menschen das Nachdenken lernten und das religiöse Erleben verinnerlichten. Sie verharrten nicht mehr in einem mythischen und magischen Naturdenken, das sich in Aberglaube, Zauberei, Vielgötterei und legendenhaften kosmischen Weltentstehungssagen äußerte. Diese Traumwelt wurde nachhaltig erschüttert. Mit Konfuzius, Buddha, Zarathustra, den Vorsokratikern und den biblischen Propheten erlangten die Menschen ein Selbst-Bewusstsein, das es ihnen ermöglichte, Naturerscheinungen zu berechnen, ethische Normen aus der Rücksichtnahme auf andere zu entwickeln, die politische Gemeinschaft nach frei und selbst geschaffenen Gesetzen zu organisieren und das Göttliche nicht mehr als Teil der diesseitigen materiellen Welt, sondern als jenseitiges, immaterielles Gegenüber zu begreifen.
Natürlich verwandelte sich die Welt damit nicht schlagartig. Aber in China, Athen, Rom entstanden nun Konzepte, um das Gemeinwesen zu organisieren, mit klaren Zuständigkeiten, Machtverteilungen und Machtbegrenzungen. Beamte wurden in Rom und Athen nur noch für einen bestimmten Zeitraum gewählt, in China mussten sie ihren Amtsbereich nach einer bestimmten Zeit wechseln. Auch wenn diese Gesetze abertausendfach unterlaufen wurden – so etwas hatte es vorher nicht gegeben. Machtfragen hatte man bisher immer nur mit Gewalt gelöst. Und obwohl der Aberglaube bis heute nicht aus unserem Denken verschwunden ist – seit damals gab es eine neue Option.
6. Jahrhundert v. Chr.
LAO-TSE Wie der »Gelbe Kaiser« Huang-ti soll Lao-tse von einem Licht- oder Blitzstrahl gezeugt und gleich bei seiner Geburt der Sprache mächtig gewesen sein. Beide sind legendenhafte Gestalten, keine realen Personen der Geschichte. Lao-tse, der »alte Meister«, gilt als der bedeutendste philosophischeDenker des Tao (»Weg«), einer umfassenden, tiefgründigen, weltabgewandten Welterkenntnislehre. Er betrachtete das Tao, eine lebendige Lebenskraft und zugleich eine Art »Urvernunft«, als etwas, das man erfahren muss und nicht beschreiben, geschweige denn in einem Buch festhalten kann. Rechtgeleitetes Handeln in vollendetem Pflichtbewusstsein ohne die eitle Erwartung
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