Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Erde.
544–483 v. Chr.
HERAKLIT: »ALLES FLIEßT« Ähnlich bedeutend wie Milet war das benachbarte Ephesos, jahrhundertelang eine Weltstadt der Antike. Aus einer Familie des ephesischen Priesteradels stammte Heraklit (544–483 v. Chr.), von dem nur Fragmente überliefert sind. Den politisch-historischen Hintergrund seines Lebens bildete die voll entbrannte griechisch-persische Auseinandersetzung, die in Marathon 490 und Salamis 480 v. Chr. ihren Höhepunkt erreichte. Von Heraklit stammt der berühmte Satz »Der Streit ist der Vater aller Dinge«, was allerdings nicht auf die politische Situation gemünzt war. Heraklit gilt bis in die Gegenwart als »tiefer« Denker, der ein Urprinzip der Welt im Werden und Vergehen, in den überall zutage tretenden Gegensätzen erkennen wollte. »Alles fließt« – philosophisch und modern gesprochen ein dialektisches Prinzip. Dementsprechend sah er im Feuer ein Urbild des Kosmos . Mythologische Vielgötterei lehnte er ab .
um 450 v. Chr.
WASSER, ERDE, FEUER, LUFT Empedokles (495–435 v. Chr.) aus Agrigent (Sizilien) fasste die verschiedenen Theorien über die »Urelemente« zusammen zu der später so genannten Vier-Elemente-Lehre: Aus Wasser, Erde, Feuer und Luft sollte sich alles zusammensetzen. Der jüngste der vorsokratischen Naturphilosophen und Universalgelehrten Demokrit (460–371 v. Chr.) wiederum nahm an, die Materie bestehe aus kleinsten, unteilbaren Teilchen, die schon sein Lehrer Leukipp »Atome« genannt hatte (griechisch atomos, »unteilbar«). Demokrit stellte sich vor, dass auch die Seele aus besonders feinen Seelenatomen bestand. Das ist also schon eine recht »materialistische« Naturanschauung. Die Vier-Elemente-Lehre wurde schließlich von Aristoteles »kanonisiert«. Seither begnügte man sich auch in Europa bis in die Barockzeit mit dieser »Erklärung« der Zusammensetzung der materiellen Welt und hielt es nicht weiter für nötig, über Erscheinungen der Natur nachzudenken oder sie gar systematisch zu erforschen.
ISRAEL NACH DER
BABYLONISCHEN GEFANGENSCHAFT
Das oftmals in Ekstase vorgebrachte Wahrsagen oder Weissagen war im Alten Orient weit verbreitet. Orientalische Sternendeuterei, Orakeltum und dergleichen war aber gerade nicht die Sache der jüdischen Propheten. Sie verkündeten und offenbarten JHWH, Sein Wort und Seinen Willen. Seine Gesetze und Seine Gebote waren zu befolgen, damit Sein Heil erlangt wurde. Es ging den Propheten darum, nur IHM und keinen anderen »Götzen« wie den Baal, El und Moloch der phönizisch und babylonisch geprägten Umgebung zu folgen. Sie prangerten Fruchtbarkeitskulte und Sexualriten an, aber auch soziale Missstände und obrigkeitliche Missbräuche innerhalb des Judentums.
PROPHETEN Im Alten Testament nehmen die »Prophetenbücher« breiten Raum ein. In ihnen spiegelt sich die Entwicklung der jüdischen Religion in den Jahrhunderten von etwa 800 bis 200 v. Chr. Bekannte Propheten sind Elias (9. Jahrhundert im nördlichen Nachfolgereich nach Salomon), Jesaja (8. Jahrhundert, die Zeit der akuten Bedrohung Israels durch die Assyrer unter Tiglatpileser III.), Jeremias (7. Jahrhundert), Ezechiel (6. Jahrhundert, bereits in Babylon). Die biblischen Propheten waren es, die den monotheistischen Glauben bei den Israeliten durchsetzten, die Abkehr von den naturreligiösen Kulten des Alten Orients. Daher zählt man auch sie zu den geistigen Erneuerern der Achsenzeit.
Nicht alle »Propheten« sind historische Personen und nicht alle ihnen zugeschriebenen Aussagen stammen von ihnen. Es sind eher legendäre Gestalten, ähnlich wie »Homer«. Ihre biblischen Texte wurden teilweise erst Jahrhunderte später schriftlich fixiert und redigiert. Die Quellenlage ist sehr komplex und in der Wissenschaft teilweise umstritten.
DIE BIBEL Die Niederschrift derBibel begann in der Babylonischen Gefangenschaft und wurde dann jahrhundertelang fortgesetzt. Das von den Christen so genannte Alte Testament war erst gegen 200 v. Chr. fertig; 100 Jahre nach Alexander dem Großen. (Zur Alexanderzeit lagen die Endfassungen der homerischen Epen in Alexandria bereits vor.)
Die Hebräische Bibel der Juden heißt natürlich nicht Altes Testament, sondern Tanach . Das ist ein Akronym aus Tora ( »Lehre«, »Fünf Bücher Mose«), Neviim (»Propheten«), Ketuvim (»Schriften«). Die griechische Bezeichnung für Tora ist Pentateuch ; das heißt wörtlich »fünf Gefäße«, weil die Schriftrollen in Tongefäßen
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