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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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fuhr den Römern bei solchen Invasionsversuchen sofort der Schrecken in die Glieder. Die Kimbern und Teutonen waren vermutlich wegen einer Klima- und Ernteverschlechterung von der Nordsee oderaufwärts bis an die Alpen gezogen. Sie waren die ersten Germanen, die die Römer zu Gesicht bekamen.
    Deren blindwütige, berserkerhafte Kampfweise muss bei den Römern einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Etwa 150 Jahre später sprach der römische Historiker Lukan (39–65 n. Chr.) in Erinnerung daran vom furor , dem Rasen und Wüten der Teutonen. »Teutonen« ist dabei ganz konkret als Stammesname gemeint. Eine sprachliche Verbindung zu dem Wort »deutsch« gibt es nicht. Diese Begriffsausdehnung fand erst in der Neuzeit statt. Zum geflügelten Wort wurde Furor teutonicus aber bereits im Mittelalter wegen der grimmigen Kampfesweise der Ordensritter in den slawischen Gebieten.
    um 88 v. Chr.
    RÖMISCHER BÜRGERKRIEG     Der folgenreiche römische Bürgerkrieg hatte einen außenpolitischen Anlass: Mithridates, König von Pontos amSchwarzen Meer, hatte die in Kleinasien seit jeher siedelnden Griechen aufgewiegelt, Steuer- und Tributzahlungen an die Römer zu verweigern. Im Jahr 88 v. Chr. wurden 80000 Römer gleich welchen Alters oder Geschlechts in Ephesos an einem Tag ermordet. Das war ein gewaltiges Blutbad. Vom Senat (den »Optimaten«) wurde der in seiner Jugend verarmte Adlige Sulla (ca. 138–74 v. Chr.), der 88 Konsul war, mit dem Oberbefehl über die Truppen gegen Mithridates betraut und beinahe gleichzeitig vom Volk (den »Popularen«) der Teutonenbezwinger Marius. Damit offenbarte sich ein innenpolitischer Konflikt zwischen diesen beiden »Parteien«, der äußerst blutig ausgetragen wurde. Mal hatten die Optimaten, mal die Popularen Oberwasser. Jede Partei rächte sich grausam an der anderen.
    PROSKRIPTIONSLISTEN     Nach jedem Machtwechsel und bis in die Zeit der ebenfalls bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Octavian (der spätere Augustus) und Marc Anton 43 v. Chr. wurden die Köpfe der prominenten Ermordeten vor den Rednertribünen auf dem Forum aufgespießt, Leichen lagen unbestattet herum, die Häuser samt der Hausangestellten wurden geschändet, das Vermögen eingezogen, die Kinder und Enkel der Geächteten ermordet. Insbesondere Sulla bediente sich in den ersten beiden Jahren seiner Diktatur dieser »Reichsacht«. Die Geächteten waren nicht nur vogelfrei, sie wurden regelrecht gejagt, weil man Belohnungen für sie aussetzte. Das Mittel der Politik war der gegenseitige Totschlag. So wurden die Proskriptionslisten zum Symbol für die gnadenlose Härte des römischen Bürgerkrieges. Manche gerieten nur aus Verdacht oder wegen der Habgier ihrer Nachbarn auf die Listen.
    Auch der junge Cäsar, der Hocharistokrat, der seine Karriere später aber auf dem Ticket der Popularen machte, wurde von Sulla verfolgt – aber durch Interventionen Dritter gerettet. Die Tragödie des römischen Bürgerkrieges und der geradezu zwangsläufige Untergang der Republik bestand darin, dass der Senat, die republikanische Institution schlechthin, zur reinen Interessenvertretung der Aristokratie verkommen war. Der geldgierige Adel verfolgte mithilfe der Staatsinstitutionen nur seine eigenen finanziellen Interessen ohne Rücksicht auf das Volk. Der Versuch der Gracchen, den Kleinbauern nach dem Aderlass der Punischen Kriege eine wirtschaftliche Existenzgrundlage und die politischen Mitwirkungsrechte zu erhalten, war bereits im Vorfeld des Bürgerkrieges gescheitert. Die reformunfähige, modern gesprochen reaktionäre Partei der Optimaten mobilisierte in der Person Sullas alle Machtmittel der Unterdrückung, einschließlich Mord und Militär. Die senatorische Oberschicht wollte weiterhin nach Willkür herrschen und ungehindert ihren Reichtum mehren.Die Ironie der Geschichte: Nur zwei skrupellose Hocharistokraten höchsten staatsmännischen Zuschnitts – Cäsar und Augustus – waren in der Lage, die Pattsituation als Anführer der Popularen in zähem Ringen zu überwinden, damit der Staat die öffentliche Sicherheit wieder gewährleisten konnte.
    100/102–44 v. Chr.
    CÄSAR     stammte aus verarmtem römischem Hochadel. Sein früher leicht zu merkendes Geburtsjahr 100 v. Chr. wurde schon im 19. Jahrhundert auf 102 v. Chr. korrigiert.
    Mit ihm stand zum ersten Mal in Europa ein einziger Mann an der Spitze eines Weltreiches. Von seinem Namen leitet sich das deutsche Wort »Kaiser« her.

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