Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Cäsar gilt als Realpolitiker par excellence. Er hatte keine politische Vision, außer, wie er selbst sagte, »der Erste und der Beste zu sein«. Das setzte er konsequent in die Tat um, unter Einsatz aller sich bietenden Machtmittel.
In Rom war der Staat zu Cäsars Zeit nicht nur durch den Bürgerkrieg erschüttert, sondern bereits seit längerer Zeit durch und durch korrumpiert. Vor allem die Provinzen, die von den Statthaltern rücksichtslos ausgepresst wurden, waren eine Beute einiger Adliger und Neureicher, die sich die Pfründe gegenseitig zuschoben. Die maximale Bereicherung war das einzige Ziel und erfolgte mit einer Brutalität, gegen die die Banker der Finanzkrise von 2008/2009 wie Erdnussfarmer wirken.
In diesem Milieu bewegte sich Cäsar völlig ungezwungen. Schon bevor er überhaupt ein Amt innehatte, hatte er sein Privatvermögen aufgebraucht und Millionenschulden zur Ämtergewinnung aufgehäuft. Seine Gläubiger waren ihm nach seinem Konsulat im Jahr 59 v. Chr. so hart auf den Fersen, dass sie ihn zunächst nicht nach Spanien zu seiner Statthalterschaft abreisen lassen wollten. Doch als er von dort nach knapp anderthalb Jahren zurückkehrte, beglich er seine Millionenschulden, überwies einen stattlichen Betrag an den Fiskus und machte erneut immense Schulden, um sich auf allen Seiten Wohlwollen zu erkaufen. Im Gallischen Krieg (58–51 v. Chr.) sanierte sich Cäsar – und seine Soldaten – erneut. Die Plünderung der keltischen Heiligtümer führte zu einer geradezu deflationären Abwertung des Goldpreises in Italien: Viel zu schnell wurden die Massen goldener Weihegaben eingeschmolzen und im wortwörtlichen Sinne umgemünzt.
In der Schlussphase seiner Machtergreifung am Rubikon setzte sich Cäsar über alle rechtlichen Bedenken hinweg, um in Rom alleiniger Konsul zu werden – was ihm auch gelang. Seinen letzten Gegner Pompejus verfolgte er im Herbst des Jahres 48 v. Chr. bis nach Ägypten. Anschließend genoss er das Zusammensein mit Kleopatra auf Kreuzfahrten mit prunkvollen Königsbarken auf dem Nil.
Während der verbleibenden zwei Jahre seiner Alleinherrschaft in Rom, nach der Rückkehr aus Ägypten, führte Julius Cäsar im Jahr 45 v. Chr. den in manchen Bereichen bis heute gültigen Julianischen Kalender ein. Der altrömische Mondkalender war völlig durcheinandergeraten und in Ägypten hatte er das bessere Modell kennengelernt. Cäsar war nun Alleinherrscher (griechisch mónarchos ), musste sich aber hüten, einen dementsprechenden Titel anzunehmen, genauso wie sein Nachfolger Augustus.
63 v. Chr.– 14 n. Chr.
AUGUSTUS Gaius Octavianus, wie er zunächst hieß, war von eher schmächtiger Gestalt und vermutlich kaum größer als 1,65 Meter. Das Bild, das er der Mit- und Nachwelt von sich überlieferte, ist aber um vieles größer. Octavian/Augustus war ein hervorragender Propagandist und setzte die künstlerischen Mittel seiner Zeit, von der Statue bis zu den Dichtungen des Vergil und Horaz, dafür ein, sich zum Friedensfürsten zu stilisieren – der er dann auch tatsächlich war. Sein Beiname Augustus (»der Erhabene«) wurde ihm im Jahr 27 v. Chr. verliehen. Er wurde zum Markenzeichen seiner persönlichen Regentschaft.
Augustus wollte den Frieden; das Römische Reich erlebte unter ihm als Princeps eine Phase beispielloser äußerer Sicherheit, wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Die von ihm erdachte Verfassung des römischen Staates hatte über 200 Jahre Bestand. Seine Person zeigte zwei Gesichter: Das friedensfürstliche war das eine, die gnadenlose Brutalität und Härte, mit der er 14 Jahre lang als sehr junger Mann um diese Position kämpfen musste, war das andere.
Der starke Mann in Rom unmittelbar nach Cäsars Tod war zunächst dessen Mitkonsul des Jahres 44 v. Chr. Marc Anton. Er konfiszierte Cäsars Vermögen. Augustus setzte als Cäsar-Erbe dessen Prestige und ungeheure – geliehene – Bestechungsgelder ein, um Cäsars Veteranen für sich zu gewinnen. Bevor er wirklich gegen Marc Anton vorgehen konnte, musste er allerdings mit ihm ein Zweckbündnis schließen, das zweite Triumvirat, um Cäsars Mörder auszuschalten, die republikanisch gesinnte Adelspartei im Senat. Augustus musste die pekuniären Versprechungen an seine Soldaten einlösen. Erneut wurden Proskriptionslisten aufgelegt. Willkürlich und brutal wie einst Marius und Sulla ging er gegen die Senatoren und reichen Römer vor. 300 Angehörige des Senatsadels und 2000 reiche Römer und Ritter
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