Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
muslimischen Kulturkreis Aberglaube, Wunderglaube und Heiligenverehrung, gerade bei den Sufi.
um 1150
DAS ELIXIER DER GLÜCKSELIGKEIT lautet der Titel eines Werkes des islamischen Theologen Al-Ghazzali (auch Algazel, 1058–1111). Er ist der Erneuerer des Islams und in der islamischen Welt so bekannt und bedeutsam wie Luther für Europa. Nach einer Zeit als Sufi entwickelte Al-Ghazzali in seinem Hauptwerk Die Wiederbelebung der Wissenschaften von der Religion aus der Verschmelzung mystischer Religionserfahrung und intellektueller Durchdringung der Lehren des Korans eine ethisch tiefgründige Auffassung seiner Religion. Er vertrat eine strikte Korangläubigkeit im Sinne eines vollkommenen Gottvertrauens. Natürlich gehören die »Pfeiler des Islams« (Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Almosen, Mekka-Pilgerschaft) zum gottgefälligen Leben.
Als Großwesir und Kanzler des Seldschuken-Sultans Alp Arslan, des Siegers von Mantzikert gegen Byzanz, stand der wie Al-Ghazzali aus dem nordostiranischen Tus stammende Nisam ul-Mulk (1018–1092) im Zentrum der seldschukischen Macht in Bagdad. Nizam wurde 1063 Wesir. Er war ein ausgesprochen umsichtiger Staatsmann. Die von ihm gegründete Madrasa in Bagdad wurde binnen kurzer Zeit zu einer der bedeutendsten Hochschulen überhaupt. Nisams Buch über die Staatskunst ( Siyasat-name ) hat einen Stellenwert wie Der Fürst von Macchiavelli. Nisam wurde von Assassinen ermordet, einer islamischen Sekte, die er in seiner Politik und seinem Buch bekämpfte.
EUROPÄISCHER MACHTKAMPF
IM HOCHMITTELALTER –
STAUFER, WELFEN, PLANTAGENETS
Der Zeit der Salier in Deutschland entsprach in England in etwa die Zeit der normannischen Könige. Knapp 100 Jahre hatten die Söhne und Enkel Wilhelms des Eroberers geherrscht. Fast gleichzeitig mit dem Beginn der Staufer bekam auch England mit Heinrich II. 1154 nicht nur einen neuen König, sondern eine neue Dynastie. Die Tochter des letzten Normannenkönigs hatte 1128 in zweiter Ehe den Grafen von Anjou geheiratet; und Mathilde gelang es, die Thronfolge für ihren Sohn Heinrich aus dieser Ehe zu sichern. Der Graf von Anjou pflegte einen Ginsterzweig (lateinisch planta genista , englisch plantagenet ) als Helmzier zu tragen. Die Plantagenets waren »die« englische Königsdynastie des Mittelalters.
In seiner Jugend war Heinrich nicht nur englischer Thronanwärter, sondern auch Herzog der Normandie in Frankreich. Kurz vor seiner englischen Thronbesteigung heiratete er im zarten Alter von 19 Jahren seine wesentlich ältere französische Nachbarin Eleonore von Aquitanien. Diese berühmteste Frau des Mittelalters war die Erbin des reichen und kulturell strahlenden Troubadour-Herzogtums Aquitanien. Damit war Heinrich auch Herr über das heutige Westfrankreich, denn die Territorien Normandie, Anjou und Aquitanien gehörten nun zusammen. Dieser englische Kronbesitz auf französischem Boden, das »Angevinische Reich«, war der Zankapfel zwischen Frankreich und England – jetzt und im Hundertjährigen Krieg ab 1340.
ab 1160
STAUFER UND WELFEN Unter der Herrschaft der Staufer traten die deutschen Kaiser in Italien wieder stärker in Erscheinung: Friedrich Barbarossa regierte fast 40 Jahre von 1152 bis 1190 und versuchte in zähem Kampf gegen die selbstbewussten Städte der Lombardei, die alten Reichsrechte wieder durchzusetzen. Viele Städte, die sich nicht fügen wollten, schlossen sich zur Lombardischen Liga zusammen, allen voran Mailand, unterstützt von Papst Alexander III. Als Friedrich die Reichsrechte mit Waffengewalt durchsetzen wollte, versagte ihm sein mächtigster Vasall, der Welfenherzog Heinrich der Löwe, die Gefolgschaft. Staufer und Welfen war sich in alter Rivalitätverbunden. Auf einem Reichstag in Würzburg 1180 wurde die Reichsacht über Heinrich verhängt und seine beiden Herzogtümer Sachsen und Bayern eingezogen. Damals wurden die Wittelsbacher Herzöge in Bayern. Heinrich ging ins Exil zu seinen englischen Verwandten, denn seine Gattin Mathilde war eine Schwester von Richard Löwenherz und Tochter des englischen Königs Heinrich II. Die bittere Auseinandersetzung zwischen Staufern und Welfen übertrug sich nach Italien. Siena, Pisa, Arezzo und Spoleto hielten stets zum Kaiser. Sie waren »Ghibellinen«, benannt nach der kleinen staufischen Stammburg Waiblingen. Bologna, Genua, Mantua gehörten zur Partei der Welfen, italienisch: Guelfen. Städte wie Mailand, Florenz und Verona wechselten ihre »Parteizugehörigkeit«
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