Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
erstmals Protokolle geführt und die Untersuchungsrichter sich an ein vorgeschriebenes Verfahren (»Prozess«) halten mussten. Erstmals wurde »von Amts wegen« ermittelt. Bisher hatte das mittelalterliche Prinzip gegolten: Gab es keinen Kläger, dann gab es auch keinen Richter – selbst bei schweren Verbrechen.
    um 1204
    BETTELORDEN     Um das Jahr 1000 begannen die Städte rapide zu wachsen. Könige und Fürsten förderten dies durch die Verleihung von (Steuer-)Privilegien und »Freiheiten«. Innerhalb dieser für das Mittelalter vergleichsweise großen Volksmassen entstanden die Bettelorden als Alternativbewegung gegen die Oberschicht. Die beiden ersten, Franziskaner und Dominikaner, sind nach ihren Gründern, Franziskus von Assisi (1182–1226) und Dominikus (1170–1221), benannt. Giovanni Bernadone, genannt Francesco, war ein reicher Tuchhändlersohn aus Assisi mit guter Ausbildung, in seinerJugend ein ausgesprochener Partylöwe. Eine einjährige Kriegsgefangenschaft um 1204 legte den Grundstein für seine innere Umkehr. Weil er zu viel für wohltätige Zwecke spendete und Baumaterial für eine Kirchenrenovierung sammelte, klagte sein Vater ihn vor Gericht an. Der Legende nach zog sich Francesco während des Prozesses nackt aus und machte damit seinen Protest gegen seinen Vater und die »unchristlichen Sitten« seiner Zeit deutlich. Fortan zog er als Wanderprediger in der Nachfolge Christi durch die Toskana. Eine typische Protestbewegung gegen das Gebaren der Kirche, Höfe und Städte.
    Der rasche Erfolg solcher Erweckungsbewegungen wie der franziskanischen zeigt, wie grotesk die Verweltlichung des Klerus empfunden wurde. Innerhalb weniger Jahre breiteten sie sich als Volksbewegungen in ganz Europa aus. Auch die Armen- und Krankenpflege der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207–1231) ist ein typisch »franziskanischer« Vorgang. Anders als bei der katharischen Ketzerei gelang der Kirche hier die Integration – sowohl spirituell als auch organisatorisch. Schließlich beäugte sie alles sehr skeptisch, was mit Glaubensdingen zu tun hatte, was sie aber nicht direkt kontrollieren konnte. Francesco war nahe daran, als Ketzer angeklagt zu werden.

AUßERHALB EUROPAS
    vor 1100
    SÜDSEE – RAPA NUI     Die räumlich am weitesten von allen umgebenden Kulturen entfernte Gesellschaft entstand vor 1100 auf der in der südlichen Südsee zwischen Australien und Chile gelegenen Osterinsel. 1947 wollte der norwegische Völkerkundler Thor Heyerdahl mit seiner Kon-Tiki-Expedition zeigen, dass die Inseln von Südamerika her besiedelt wurden. Aber alles deutet darauf hin, dass die am Ostertag 1722 von einem Holländer entdeckte Insel Rapa Nui zum polynesischen Kulturkreis gehört.
    Weltbekannt sind die bis zu zehn Meter hohen, sorgfältig bearbeiteten Megalith-Figuren ohne Beine mit den im Vergleich zum Körper übergroßen Köpfen. Sie wirkten durch mit farbigem Kalk ausgefüllte Augen und eventuell auch durch Bemalung ursprünglich sicherlich lebendiger. Obwohl sie auf den ersten Blick gleichförmig zu sein scheinen, sind sie individuell gearbeitet, stellen also bestimmte Personen dar. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Ahnenfiguren von Stammeshäuptlingen. Die »Moai« genannten Figuren »bewachen« Grabstätten und dienten als Bindeglied zur Jenseitswelt. Bei ihrer Entdeckung war die Osterinsel bereits entvölkert. Ab dem 13. Jahrhundert setzte ein Teufelskreis aus Überbevölkerung, Entwaldung, landwirtschaftlicher Übernutzung, Bodenerosion, Zunahme von Stammeskriegen und Dezimierung der Bevölkerung ein.
    1150
    HINTERINDIEN – ANGKOR WAT     Unbehelligt vom großen chinesischen Nachbarn im Norden konnte sich in der Zeit der Ottonen und frühen Kapetinger auf dem Subkontinent Hinterindiens das Khmer-Reich der Könige von Angkor entfalten. Angkor war die Hauptstadt, und »Angkor« bedeutet in der Khmer-Sprache als ein vom Sanskrit abgeleitetes Wort nichts anderes als »Stadt«. Der Bau von Bewässerungsanlagen für den Reisanbau, was mehrmalige Ernten im Jahr ermöglichte, schuf die wirtschaftliche Grundlage für die Ausdehnung des Khmer-Reiches Kambuja (eingedeutscht: Kambodscha).
    Kultur und Religion waren von Indien her zunächst hinduistisch, dann buddhistisch beeinflusst. Angkor Wat wurde als Vishnu-Tempel errichtet. Es handelt sich um die größte sakrale Anlage der Welt und das zweitgrößte Bauwerk der Erde nach der Chinesischen Mauer. Erbauer war der Khmer-Herrscher Suryavarman, der

Weitere Kostenlose Bücher