Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
eingekreist. 1187 eroberte er nach 88 Jahren fränkisch-christlicher Herrschaft Jerusalem. Die Befreiung der Heiligen Stadt war damit wiederum das Hauptziel des Dritten Kreuzzugs (1189–1192), an dem unter anderem König Philipp II. von Frankreich, Richard I. Löwenherz und Friedrich Barbarossa teilnahmen. Richard Löwenherz eroberte Akkon 1191 undschloss Frieden mit Saladin, der den christlichen Pilgern den Zugang nach Jerusalem sicherte. Aus der Bruderschaft deutscher Kreuzritter in Akkon ging 1198 der Deutsche Orden hervor. Saladin ist in Europa mehr noch als in der muslimischen Welt eine der berühmtesten und am meisten respektierten Gestalten der Geschichte. Sein »ritterliches« Verhältnis zu seinem Gegner Richard Löwenherz ist legendär. Lessing machte ihn in Nathan der Weise zur Symbolfigur für tolerantes Denken.
1204–1261
LATEINISCHES KAISERREICH Der Vierte Kreuzzug endete 1204 auf halber Strecke nach dem Zug über den Balkan mit der Eroberung von Konstantinopel durch die »Franken«. Zwar hatte Papst Innozenz III. den Krieg gegen Byzanz und die Belagerung der Hauptstadt zweimal ausdrücklich verboten. Aber den Venezianern, Ausrüster der Kreuzfahrer und wirtschaftliche Rivalen des griechisch-byzantinischen Kaiserreichs, gelang es geschickt, das Heer nach Konstantinopel umzulenken. Die byzantinische Kaiserstadt wurde grausam geplündert, die Venezianer schafften die ursprünglich aus Rom stammende Quadriga aus dem Hippodrom von Konstantinopel nach Venedig und platzierten sie über dem Hauptportal des Markusdoms. Balduin, Graf von Flandern (1172–1205), wurde erster Kaiser eines nunmehr, im Gegensatz zu den griechischen Byzantinern, so genannten »Lateinischen Kaiserreichs«.
Im Jahre 1261 eroberte Kaiser Michael VIII. Konstantinopel im Handstreich und mit der Unterstützung der Genueser zurück. Die neue Palaiologen-Dynastie war die letzte in Byzanz, das sich von dem Schlag der Franken nicht mehr erholte.
1230–1250
RECONQUISTA II Ferdinand III. der Heilige (1199–1252), König von Kastilien, vereinigte 1230 durch Erbanfall Kastilien und Leon. Dadurch legte er die Grundlage zum Aufstieg Kastiliens zur Vormacht in Spanien und zur nächsten Phase der Reconquista: 1235 wurden den Arabern die Balearen abgenommen, 1236 Córdoba, 1246 Jaén, 1248 Valencia und Sevilla, 1250 Cádiz. Seitdem hielt sich von der einstigen arabischen Herrschaft in Andalusien nur noch Granada.
Portugal hatte bereits 1248 die Algarve erobert, damit die Reconquista für sich abgeschlossen und damit auch als erster europäischer Staat seine bis heute gültigen Grenzen erreicht. Die Kreuzzüge hatten Europa einen intensiven Kulturkontakt mit dem »Morgenland« gebracht, aber politisch nichts erreicht. In zivilisatorischer Hinsicht wie in seiner politischen Dynamik war der Orient dem damals noch geistig schwerfälligen Okzident haushoch überlegen. Genau das sollte sich durch die »Horizonterweiterung«, die die Kreuzzüge denAbendländern bescherte, allmählich ändern. Fast genau 200 Jahre nach dem Fall von Akkon (1291) setzten Europäer und eben nicht die Araber oder Türken den Fuß in die Neue Welt (1492).
um 1150
DIE TANZENDEN DERWISCHE Seit ihrem kriegerischen Aufbruch von der Arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert hatten sich den Arabern neue Horizonte erschlossen; sie hatten Reiche und Dynastien gegründet und in der hochkultivierten Welt des Vorderen Orients eine ganz neue Stufe des Wohlstandes erreicht. Die religiöse Zucht pflegt unter solchen Umständen zu leiden. Wie im christlichen Bereich gab es daher auch in der islamischen Welt das Bedürfnis frommer Männer, sich aus dem weltlichen Treiben in die Askese zurückzuziehen.
Das geläufige und vereinfachende Bild der Sufi sind die »tanzenden Derwische«, die einen wesentlichen Zug des Sufismus verdeutlichen: Die unmittelbare Gotteserfahrung durch Ekstase, durch Musikhören, Fasten, litaneiartiges Beten, Einsamkeit, Schlafentzug oder den Wirbeltanz, war ihnen weit wichtiger als die rituelle Befolgung des Korans.
Der erste Sufi-Orden wurde um 1150 in Bagdad gegründet. Seine Mitglieder trafen sich einmal wöchentlich. Sie waren verheiratet, gehörten zu den Handwerkern und Händlern und waren weit entfernt vom intellektuellen Gelehrtentum der arabischen Wissenschaft des Mittelalters. Überhaupt nahmen die arabischen Volksmassen nie am intellektuellen Diskurs der Gelehrtenzirkel teil. Dementsprechend verbreitet waren und sind im
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