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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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sogar wieder freigesprochen werden.«
    »Nicht, wenn wir das waren, die ihn abgeliefert haben«, meinte Ropeman und gluckste. »Oder besser, das, was von ihm übrig geblieben ist.« Und er legte den Kopf in den Nacken für einen langen, zufriedenen Schluck. Befremdlich.
    Einer der Gründe, warum Sheriff Starski die Bande überhaupt mitgenommen hatte, war, dass die gestrige Razzia von Panchos Destille nicht ganz den erhofften neuen Motivationsschub für die Bürgerwehr erbracht hatte. Mehr als nur ein Mitglied hatte heute Morgen über Unwohlsein geklagt. Und obwohl das selbstverständlich kein ausreichender Grund für ein Fernbleiben von der Pflicht war, hatte sich der Versuch, die zehn oder zwölf Milizionäre zur Arbeit anzutreiben, die so weit gegangen waren, plötzliche Erblindung vorzuschieben, als wenig fruchtbar erwiesen.
    Gnade ihnen Gott, wenn die nur simuliert haben, dachte der Sheriff bitter. Dann nahm er seine Flüstertüte wieder hoch.
    »Okay«, bellte er hinein und etwas wie -ejejejej hallte skeptisch zurück. »Ihr wollt es wohl nicht anders. Wir kommen jetzt rein!« Damit drehte er sich um zu seinen Leuten. »Männer! Aufgesessen!«
    Damit schwang er sich in den Sattel. »Alles hört auf mein Kommando!« Damit riss er den Arm in die Höhe und deutete energisch nach vorn in den Canyon. »In Formation! Und . vorwärts!« Damit setzte er sich in Bewegung.
    Machen wir uns nichts vor: Es gibt freundlichere, fröhlichere Orte zu bereisen als den Katanga-Canyon. Der vorherrschende Farbton der Skelette von Förderanlagen, der Ruinen von Bauten, der Karkassen von Kutschen und Planwagen, der zusammengesunkenen Haufen von Baumaterial und Abraum, der verstreuten Felsbrocken und des abgestorbenen Bewuchses, ja, der minütlich immer höher wachsenden Canyon-Wände selbst und somit der kompletten Umgebung erschöpfte sich in Variationen des Themas Schwarz. Es schluckte das Licht, es täuschte das Auge, es legte sich einem auf die Seele wie die Vorahnung von sechs Fuß Erdreich auf der Brust.
    Doch ich mochte es, irgendwie.
    »Bis bald .«, hatte sie gesagt.
    Ich kam bei, weil mich jemand am Zeh zupfte. Gott, war ich bräsig.
    »Also dann, bis heute Abend.« Die Nachtschwester verabschiedete sich, ihr Gesicht gerahmt von einem züchtigen Kopftuch. Dazu trug sie einen knöchellangen Rock, was ja an sich ganz okay ist, doch was ich darunter ausmachen konnte, war ein Verbrechen. »Und das kann ich wirklich mitnehmen?«
    Vernünftige Schuhe.
    »Ja klar! Nehmen Sie's, nehmen Sie's mit«, drängte Menden. Es klang beinahe flehentlich.
    »Aber das hat Ihnen Ihr Freund doch gestern erst mitgebracht.«
    »Scheißegal«, rief Menden.
    Vernünftige Schuhe sind etwas, das keine Frau jemals tragen sollte.
    »Hallo? Sind Sie auch einverstanden?«
    Wieder der Griff an den Zeh, und erst jetzt merkte ich, dass sie sich die ganze Zeit schon an mich wandte. Und Scuzzis Kompaktanlage unterm Arm trug.
    Ich runzelte die Brauen und warf einen Blick zur Seite. Auf die Trennwand.
    »Ja, ist er«, behauptete die Stimme dahinter.
    Ich räusperte mich recht deutlich.
    »Kryszinski, nur zur Erläuterung: Während Sie sich gemütlich mit irgendwelchen Pillen oder was auch immer abgeschossen haben, ist mir gestern Abend die Klingel aus der Hand gerutscht und ich musste eine geschlagene Stunde lang die wahrscheinlich lahmste, tranigste und noch dazu kitschigste Musik ertragen, die je geschrieben wurde, vorgetragen von einem Sänger mit der garantiert winseligsten Stimme aller Zeiten, bis ich die Klingelschnur mit den Zehen zu greifen gekriegt habe und endlich die Schwester rufen konnte. Und deshalb wird diese Höllenmaschine jetzt und sofort dieses Zimmer, dieses Haus verlassen und niemals zurückkehren, und was Sie dazu zu sagen haben, interessiert hier nicht. Verstanden?!«
    Die Fensterscheiben zitterten leicht vom Nachhall dieser Worte.
    Ich sah zur Schwester. »Sie haben den Hauptkommissar gehört«, sagte ich mit Wärme und Respekt in der Stimme. Eine ganze Stunde Yes, ohne gellend um Hilfe zu schreien oder aber einen Gehirnschlag zu erleiden, das hätte ich niemals durchgestanden. »Von mir aus bringen Sie das Ding in die Pfanne«, riet ich. Bring's in die Pfanne, Schätzchen, und kauf dir von dem Geld 'n Paar Pumps, hätte ich am liebsten hinzugefügt. Oder 'n Paar Gummistiefel, Badelatschen, Plüschpantoffeln, irgendetwas, und dann geh hin und verbrenn diese beiden Monster.
    »Och, einer meiner Brüder hätte da sicher Spaß dran«, meinte

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