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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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dieser Schar, »... was ist mit den Schwarzfüßen?«
    »Wenn wir Schwarzfüße sehen«, murmelte der Sheriff in fünfzig Paar gespitzter Ohren um ihn herum, »dann machen wir auf der Hinterhand kehrt und verziehen uns augenblicklich nach Hause.« Ein Schuss aus Starskis Revolver stoppte die Hand voll, die gerade eben beschlossen hatte, nur den zweiten Teil des Satzes verstanden zu haben. Etwa ab dem Komma.
    »Doch wann wir Schwarzfuße sehen«, dröhnte der Sheriff, dass es das berühmte Katanga-Echo aus dem Schlaf riss, »entscheide ich alleine!«
    Kommissar Hufschmidt weidete sich an meinem Anblick, dass man sich an eine Hyäne erinnert fühlte, die mit dem Darmtrakt eines Gnus ihr Vergnügen hat. Eine hamsterbackige Hyäne, sollte ich vielleicht hinzufügen. Er stupste eines der Gewichte meiner Extensionen an, bis es pendelte, und ich nahm mir fest vor, ihn noch am Tag meiner Entlassung mit dem Auto zu überfahren und anschließend unter Tränen von einem bedauerlichen Unfall zu sprechen.
    »Wir denken drüber nach, den behandelnden Arzt auszutauschen«, erzählte er mir im Konversationston.
    Hufschmidt war Menden vor ein paar Jahren zur Seite gestellt worden, und mich ließ der Verdacht nicht los, dass er der wahre Grund für die selbst gewählte Versetzung des Hauptkommissars war. Und nicht, wie behauptet, ich.
    »Zwecks rascherer Wiedererlangung deiner Vernehmungsfähigkeit«, fuhr er fort. »Damit wir dich unverzüglich in ein Gefängniskrankenhaus überstellen können.« Er stupste noch mal gegen das Gewicht, versetzte es in muntere Schwingungen, die sich ebenso munter auf meine Armfraktur übertrugen.
    »Hochsicherheitstrakt. Kamera am Bett und alles.«
    Vielleicht fahre ich ihn erst an, dachte ich. Spreche ein paar Worte mit ihm, wie er so daliegt und sich windet. Bevor ich wieder einsteige und in verständlicher Panik die Pedale >verwechsle<.
    »Wo wir dich dann von morgens bis abends und wieder bis in den nächsten Morgen verhören können.«
    Dass die Reifen nur so kreischen.
    »Alles nur eine Frage des richtigen Gutachtens. Und das kriegen wir. Ist das nicht wunderbar?«
    Ich sah mit schweren, flackernden Lidern zu ihm hoch.
    »Mutter?«, fragte ich, so schwach und doch so hoffnungsfroh. »Mutter, bist du das?«
    Ein Schuss hallte und ich hob meine Lider. Das ging recht schwer.
    »Du hast geschlafen«, meinte Bro Ho an meiner Seite und goss mir einen Kaffee ein. Wir hatten einen kleinen Zwischenstopp eingelegt in den Resten eines Wäldchens. Dürres Gras wuchs zwischen den toten Bäumen, trockenes Reisig knackte unter den Hufen der Pferde. »Hier, probier mal. Pancho hat ein paar Blätter von so 'nem Strauch mit aufgekocht.«
    Ich blies und blickte skeptisch in den Becher.
    »Der Doc rät dringend davon ab, das zu trinken.«
    Ich nahm einen ordentlichen Schluck.
    Mein linkes Lid fuhr hoch wie die Jalousie eines Erben, der die Testamentseröffnung verpennt hat.
    »Hält's wohl für ungesund.«
    Ich nahm noch einen Schluck. Mein rechtes Lid fuhr hoch wie der Rock einer Hure, der man mit 'nem Hundert-Dollar-Schein gewedelt hat. Einer hübschen Hure. Mit langen Beinen und .
    Ein paar Knöpfe ächzten, da fiel mir etwas ein. Total spontan.
    »Ich werde übermorgen an der Versteigerung teilnehmen«, sagte ich mit nie gekannter Entschlossenheit. Das war es, das war die Lösung! Ich würde Beau Rivage zurückersteigern, ganz einfach!
    Alle sahen mich an, als ob sie sich wunderten, warum sie selbst noch nicht auf diese tolle Idee gekommen waren. Einzig der kleine dicke Doc blickte skeptisch. Warum müssen Ärzte immer nur solche Spielverderber sein?
    »Äh, wa- wawawa- was diese Blätter angeht .«, begann er lahm.
    Ich nahm noch einen Schluck. »Die im Ka- Kakaka- Kaffee .«
    »Wie viel Geld haben wir, alle zusammen?«, fragte ich in scharfem Tonfall. Die Idee war toll, die Umsetzung sollte ein Klacks sein.
    »Es ist gut möglich, dass sie eine unna- unnanana-unnatürliche Euphorie auslösen«, meinte der Doc.
    Unsinn, natürlich. Ich spürte nichts. Na, fast nichts. Und wenn sie tatsächlich euphorisch stimmten, dann sollte man die Kanne vielleicht mal rumgehen lassen. Denn die Mienen ringsum waren lang, sehr lang.
    Und nicht ganz ohne Grund, wie ich bald erfuhr.
    Nachdem jeder umständlich seine Barschaft addiert und die Zahl in undeutlichem, gedämpftem Murmeln herausgerückt hatte, kamen wir alles in allem auf eine Summe, die einem Glücklichen von uns eine warme Mahlzeit, ein geistiges Getränk und eine

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