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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Fuß.
    Denn nicht mal meinen Schecken hab ich mehr, dachte ich, in bitterer Resignation, wo einmal tiefe, entschlossene Rachsucht gelodert hatte. Doch das Feuer war erloschen. Es war aus, wie alles.
    Pancho goss sich einen Becher kalten Kaffee ein, schwang seine auf dem Rücken getragene Gitarre nach vorn und ließ einen Fingernagel über die Saiten streichen. Ich stoppte ihn mit festem Griff an den Hals. Des Instruments.
    »Pancho«, fragte ich müde, »hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du auch vor deiner Zeit sterben könntest?«
    Bevor Pancho antworten konnte, näherten sich knirschende Schritte und Toller Hund und Shits hockten sich neben uns in den Staub.
    »Die Stadt ist komplett verrammelt«, keuchte Shits, »da gibt's kein Raus- und kein Reinkommen mehr.«
    »Außer, vielleicht .«, begann Toller Hund, doch ich unterbrach ihn.
    »Wozu auch«, sagte ich matt.
    »Es muss doch irgendwo einen Schlüssel geben zu diesem verdammten Safe«, zischte Shits.
    »Wenn wir uns den -«
    »Den hat Thysson«, unterbrach ich auch Shits.
    »Und um ihm den abzunehmen, sind wir mit gerade mal fünf Mann viel zu wenig. Obendrein müssten wir ja erst mal wissen, wo Thysson überhaupt steckt.«
    »Nun, ich wüsste schon .«, begann Toller Hund, doch ich hatte genug von undurchführbaren Plänen, hatte genug vom Anrennen gegen unsichtbare wie sichtbare Widerstände, ich hatte genug von diesem ganzen, aussichtslosen Ringen. Ich wollte nur noch schlafen, schlafen, schlafen und wenn möglich vergessen.
    »Ohne das Dynamit haben wir keine Chance, und damit Ende der Debatte«, entschied ich.
    »Morgen früh werde ich mich dem Sheriff stellen und ...«
    Von ferne erklang ein Knurren, doch das war es nicht, was uns alle aufhorchen ließ. Denn von nahe erklang ein Schnauben. Und ein Stöhnen. Plötzlich standen wir alle, Waffen in der Hand. Aus der Dunkelheit des Flachlandes schälte sich der Umriss eines Tieres mit langen Ohren. Und einer rundlichen, sackähnlichen Last auf seinem Rücken.
    »Oh, oh, oh«, machte die Last und stöhnte.
    »Doc Tatters«, rief Bro Ho in freudigem Erstaunen, »wo kommst du denn her?«
    »Oh, oh, oh«, antwortete der Doc. Und stöhnte. Er hing bäuchlings im Sattel, quer zur Reitrichtung, mit baumelnden Extremitäten beiderseits von .
    »Virago!«, freute sich Toller Hund. »Mein Eselchen! Komplett mit -«
    »Los, helft dem Doc runter«, unterbrach ihn Shits. »Doc, was ist? Alles okay?«
    »Oh, oh, oh«, machte der Doc stöhnend, »ich we-wewewe-werde nie wieder si- sisisi- sitzen können.«
    »Komplett mit -«, staunte Toller Hund und dann sah ich es auch.
    »Nie wieder«, stöhnte der Doc, während ihm Shits und Pancho gemeinsam aus dem Sattel und runter auf den Boden halfen.
    »Dieser Frou-Frou .« Tatters schauderte.
    »Aber, Doc«, fragte ich in staunender Freude, »wo hast du denn den Esel her? Komplett mit -«
    »Dieser Frou-Frou .«, murmelte der Doc, bevor er unwillig den Kopf schüttelte und auf meine Frage einging. »Der ka-kakaka- kam mir entgegengetrabt, wie ich so auf allen vi- vivivi-vieren unterwegs war, nur weg von den Li- Lilili-Liebesbezeugungen dieses verdammten, perversen Zo-Zozozo-Zombies.«
    »So, wie er ist?«, staunte ich weiter. »So kam er dir entgegen, der Esel? Komplett mit Packtaschen und .« Ich hob den Deckel von einer und spähte hinein. Es war alles noch da. Unfassbar. Sachte ließ ich den Deckel wieder herunter und drehte mich langsam um. Zu Toller Hund.
    »Wolltet ihr das Zeugs nicht verstecken?«, fragte ich und die rasant wachsende Schärfe meines eigenen Tonfalls legte sich mir wie Säure auf die Zunge. »Im Wäldchen? Du und Aisha?«, hakte ich nach, und Toller Hunds Adamsapfel fuhr einmal über die volle Distanz, vom Keller bis hoch ins Dachgeschoss und wieder zurück.
    »Wir, wir haben gesucht«, stieß er hervor, »nach einem geeigneten Platz .«
    »Ach ja?!«, blaffte ich, »mehr als eine halbe Stunde lang? Und ihr habt einen gefunden, was? Bloß dass ihr da nicht das Dynamit versteckt habt, sondern deinen -«
    »Ich wüsste einen Weg«, stammelte er und seine großen Eulenaugen blickten furchtsam.
    »Oh, ja?«, grollte ich, und tiefer Zorn ließ mich beben wie das Fell einer Basstrommel, die von einem Orang-Utan mit eine Keule bearbeitet wird, »du findest ja immer einen Weg, oder? Du schleimiger Lump. Einen Weg hinein in -«
    Und eine Erinnerung verschlug mir kurz die Sprache. Eine Erinnerung an ein Keuchen. Hinter mir, während vor mir die Dornbüsche

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