Wanted
machen wir dich kalt«, bellte Edgeman, ritt sein Pferd recht ruppig zwischen die von Pancho und Foreman, der einen feinen Kranz von Schaum um seine reichlich unattraktiv gefletschten Zähne zu entwickeln begann, und zückte sein Messer. »Aber erst holst du selbst den Schabau aus deinem Stiefel.«
Damit schnitt er Panchos Handfessel durch.
Ich stand und nutzte den Moment, um Disteln, Zweige, Kakteenfragmente, Kleintiere der zumeist insektoiden Ausrichtung und Mineralien in ihren unterschiedlichsten Kristallisationsformen von mir zu spucken. Dann tat ich es den anderen gleich und beobachtete mit Spannung, was Pancho denn wohl aus dem Schaft seiner Fußbekleidung zaubern würde.
Panchos altbekannter Shake trug erheblich zur Steigerung der allgemeinen Erwartungshaltung bei. Zweimal entglitt es ihm wieder, was er da hervorziehen wollte, und als er dann endlich Erfolg hatte, kam tatsächlich eine Flasche zum Vorschein, wenn auch nur eine kleine Hüftflasche, was unserer, der Hoffnung der Gefesselten, auf einen möglichen Anteil am Gesöff einen herben Dämpfer verpasste.
»Vorsicht mit der Dosierung dieses kostbarsten aller Tropfen«, mahnte Pancho und hielt die Flasche hoch ins Licht. »Denn nur wahrhaft große Männer sind seiner würdig.«
»Groß bin ich, wahrhaft auch, und ein Kerl sowieso, also her mit dem Stoff«, schnauzte Foreman, wischte sich den Schaum vom Mund und hatte die Flasche auch schon am Hals. Setzte sie ab. Hustete mannhaft. Zwinkerte mit den Augen. Gab ein langes, tonloses Chhhhhh von sich, bevor er die Flasche ohne ein weiteres Wort an Ropeman weiterreichte.
Gleiche Show. Husten, Zwinkern, langes, tonloses Chhhhhh, ohne einen Kommentar weiter an Edgeman.
Und noch mal. Auch Edgeman nahm einen Schluck von der herzhaften Sorte, und wer sah, wie Burns anschließend am Flaschenhals zutzelte, wusste, dass wir endgültig leer ausgehen würden.
Und richtig. Der letzte der Gebrüder Jones löste die Flasche gerade mit einem viel sagenden, tief gestimmten Pfömm von den Lippen und warf sie, begleitet von einem gedehnten, wenn auch tonlosen Chhhhhh hinter sich, als Foreman seine Stimme wiederfand. Na, einen Teil davon.
»Wonne der Götter, mein Arsch«, stieß er heiser keuchend hervor. »Das ist stinknormaler, billiger Fusel, wie ihn höchstens die Schwarzfüße freiwillig in sich hineinschütten.« Und er winkte verächtlich ab. Nur um einen Wimpernschlag später in kerzengerader Haltung seitlich aus dem Sattel zu kippen und mit dem Hut voran volltönend auf den Wüstenboden aufzuschlagen.
»Ich hab mal, ein Mal, nur meine Lippen damit benetzt«, meinte Toller Hund versonnen, während wir einen der gefürchteten Gebrüder Jones nach dem anderen ihre Sättel leeren sahen. »An die drei Tage danach habe ich überhaupt keine Erinnerung mehr.«
»Wir schon!«, riefen Bro Ho und Shits wie aus einem Mund.
»Ich will, dass du die Lok die ganze Nacht unter Dampf hältst«, befahl Mandoney und Sam nickte. »Wenn es hier eng wird, fahren wir und holen Starski und Thysson zurück in die Stadt. Ob sie wollen oder nicht.«
Sam nickte wieder. Die Gleise führten direkt an der Beau-Rivage-Ranch und der dazugehörenden Sägemühle vorbei. Eine späte, kostenträchtige Änderung des ursprünglich geplanten Streckenverlaufs, durchgesetzt in, was man >forcierte Weitsicht< nennen könnte, von einem gewissen R. Thysson, Bürgermeister.
Mandoney humpelte die Hauptstraße hinunter. Die Stadt war verrammelt, jeder, wirklich jeder Zugang, und seien es Katzenklappen oder die von Hühnerställen, alles war vernagelt, alle Gassen verbarrikadiert, alle Barrikaden bemannt, die Wachtposten angewiesen, ohne Zuruf zu schießen. Buttercup hatte sich in ein Fort verwandelt, eine Festung.
Nachdem der letzte Hammerschlag verklungen war, begann sich eine gespannte Ruhe auf den Ort zu legen, gepaart mit ungewöhnlicher Finsternis. Nach den Erfahrungen des letzten Aufstandes hatte Mandoney eine völlige Verdunkelung angeordnet.
Mehr, dachte er und verlangsamte seinen mühsamen Schritt, mehr konnte ich nicht tun.
Schemenhaft erkannte er zu seiner Linken die dunkle, imposante Fassade der Buttercup Savings and Loans. Sein Sorgenkind, wenn er ganz ehrlich war. Doch er hatte einfach nicht genug Leute, um noch eine extra Wachmannschaft für das Geldinstitut aufzustellen. Anderseits, beruhigte sich der Deputy, stand der Ziegelbau mitten im Ort, also praktisch in zweiter oder dritter Verteidigungslinie. Und verfügte obendrein mit
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