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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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inneren Sicherheit.
    Die nämlich wurde durch die Existenz Kubas bedroht, und darum ließen die USA den
    Schiedsspruch der Welthandelsorganisation unberücksichtigt. Offiziell haben die Vereinigten
    Staaten diese Position nicht vertreten, weil sie sich sonst international lächerlich gemacht
    hätten, jedoch ist dieser Grund wiederholt öffentlich mitgeteilt worden: Es geht um unsere
    innere Sicherheit, und deshalb können wir die Entscheidung der WTO nicht akzeptieren.
    Erfreulicherweise geht das Pentagon mittlerweile nicht mehr davon aus, daß Kuba die
    Eroberung der USA plane. Die Bedrohung ist selbstverständlich weiterhin existent, aber nicht
    mehr so schlimm wie früher. Der Grund, so wurde erklärt, liegt im Niedergang der bislang
    so furchterregenden kubanischen Streitkräfte nach dem Ende des Kalten Kriegs, als die
    Sowjetunion ihre Unterstützung einstellte. Wir können jetzt also etwas lockerer sein und
    müssen uns nicht mehr hinter Tischen und Bänken verstecken, was man uns als Erstkläßlern
    noch beibrachte. Aber als dergleichen öffentlich verkündet wurde, hat zumindest bei uns
    niemand gelacht. Anderswo schon, wenn man an die Reaktion des mexikanischen Botschafters
    denkt, als Kennedy zu Beginn der sechziger Jahre in Mexiko um Unterstützung für seine
    Politik warb und glaubhaft machen wollte, daß Kuba die innere Sicherheit nicht nur in den
    USA bedrohe. Der Botschafter mußte dankend ablehnen, weil sich, so meinte er, 40 Millionen
    Mexikaner totlachen würden, wenn er ihnen nahezubringen versuchte, daß Kuba eine Gefahr
    für Mexikos innere Sicherheit sei.
    Dieser hysterische Fanatismus ist in der Tat ungewöhnlich und interessant und verdient,
    näher untersucht und bedacht zu werden. Woher kommt er? Zum Teil läßt er sich aus den
    historischen Zusammenhängen erklären, aber in der Gegenwart spielen noch weitere
    Faktoren eine Rolle. Einen geeigneten Rahmen, um darüber nachzudenken, bildet die, vor
    allem in gewichtigen Zeitschriften, mittlerweile führende These des intellektuellen Diskurses,
    die unter dem Titel »neuer Humanismus« firmiert. Sie wurde von Clinton, Blair und diversen
    ihrer Anhänger mit nachdrücklicher Feierlichkeit verkündet. Dieser These zufolge, so ist
    überall zu lesen, treten wir jetzt in ein glorreiches neues Zeitalter, ein neues Jahrtausend ein.
    Tatsächlich begann diese Ära schon vor zehn Jahren, als zwei, wie sie sich selbst bezeichnen,
    aufgeklärte Staaten, von den Trümmerresten des Kalten Kriegs befreit wurden und sich nun
    mit voller Kraft erneut ihrem historischen Aufstieg widmen konnten, den leidenden Völkern
    überall auf der Welt Gerechtigkeit und Freiheit zu bringen und die Menschenrechte zu
    verteidigen, wenn nötig, mit Gewalt — woran sie während der Jahre des Kalten Kriegs
    gehindert worden waren.
    Die Erneuerung dieser heiligen Mission ist nicht etwa eine Sache der Einbildung. Clinton
    hielt am 1. April 1999 eine große Rede auf dem Luftwaffenstützpunkt von Norfolk, in der er
    erklärte, warum wir auf dem Balkan alles bombardieren müssen, was sich bewegt. Zunächst
    aber erinnerte Verteidigungsminister William Cohen, die Zuhörer an einige dramatische
    Worte, mit denen das 20. Jahrhundert seinen Anfang nahm. Er zitierte Theodore Roosevelt,
    den späteren Präsidenten, der damals gesagt hatte: »Wenn ihr nicht bereit seid, für große
    Ideale zu kämpfen, werden diese Ideale verschwinden.« Und so wie Roosevelt das Jahrhundert
    mit diesen aufwühlenden Worten eröffnete, beschloß William Clinton es mit der gleichen
    Geisteshaltung.
    Das war eine interessante Einleitung für alle, die einen Kurs in amerikanischer Geschichte
    absolviert haben, einen wirklichkeitsnahen, versteht sich. Sie nämlich wissen, daß Roosevelt
    einer der schlimmsten Rassisten und Geisteskranken der Gegenwarts-Geschichte war. Hit-
    ler hat ihn aus guten Gründen bewundert. Es ist erschreckend, seine Schriften zu lesen. Sein
    Ruhm gründet sich auf seine Beteiligung an der US-amerikanischen Invasion Kubas. 1898
    hatte Kuba sich nach langem Kampf von der spanischen Vorherrschaft nahezu befreit, aber
    davon wollten die USA nichts wissen und besetzten die Insel, um den Erfolg der
    Unabhängigkeitsbestrebungen zu vereiteln. Kuba wurde sehr schnell zu einer - so zwei
    Harvard-Professoren, die Herausgeber der kürzlich erschienenen Kennedy-Tapes - »De-facto-
    Kolonie« der USA und blieb es bis 1959. Diese Beschreibung trifft den Kern. Die Invasion galt
    übrigens offiziell

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