War against people
auch von der Welthandelsorganisation (WTO) verurteilt werden würden, aber Wash-
ington hat unmißverständlich erklärt, daß man, dem Grundsatz von Schurkenstaaten folgend,
alle eventuellen Verfügungen der WTO mißachten werde.
Ein anderes bedeutsames Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist die Invasion
indonesischer Streikräfte in Ost-Timor 1975. Indonesien wurde vom UN-Sicherheitsrat
aufgefordert, sich umgehend zurückzuziehen, schenkte dem jedoch keine Beachtung. Die
Gründe erklärte UN-Botschafter Daniel Patrick Moynihan in seinen 1978 erschienenen
Memoiren:
»Die Vereinigten Staaten wollten die Angelegenheit nach ihren Vorstellungen geregelt haben
und taten alles dafür, um dieses Ziel zu erreichen. Das Außenministerium wünschte, daß
jegliche von den Vereinten Nationen ergriffenen Maßnahmen erfolglos blieben. Diese
Aufgabe sollte ich übernehmen, und ich habe sie mit nicht unbeträchtlichem Erfolg
durchgeführt.« 4
Moynihan berichtet weiter, daß binnen zwei Monaten an die 60 000 Menschen getötet
wurden. Innerhalb der nächsten Jahre stieg die Zahl der Ermordeten auf etwa 200 000, wobei
Indonesien in zunehmendem Maße militärische Unterstützung seitens der USA und, als die
Grausamkeiten 1978 ihren Höhepunkt erreichten, auch von Großbritannien erhielt. Diese
Unterstützung währte bis 1999, als von den USA ausgebildete und bewaffnete Kopassus-
Kommandos ab Januar die »Operation Clean Sweep« organisierten, bis zum August
(zuverlässigen kirchlichen Quellen zufolge) 3000 bis 5000 Menschen töteten, später 750
000 -85 Prozent der Bevölkerung - vertrieben und das Land praktisch zerstörten. Die Regierung
Clinton blieb bei ihrer Haltung, die Angelegenheit liege »in der Verantwortung der
indonesischen Regierung, die wir ihr nicht abnehmen wollen«. Unter wachsendem
innenpolitischen und internationalen (vor allem australischen) Druck deutete Washington
den indonesischen Generälen endlich an, daß jetzt Schluß gemacht werden müsse. Sie warfen
daraufhin sehr schnell das Ruder herum und kündigten den Abzug ihrer Truppen an, was
zeigt, daß die USA die, Macht hatten, schon sehr viel eher zu intervenieren.
Die US-amerikanische Unterstützung dieser Aggression erfolgte fast automatisch. Der
mörderische und korrupte General Suharto war, wie die Regierung Clinton erklärte, »unser
Typ«. Das war er schon seit dem von ihm befehligten Massaker von 1965 gewesen, das in den
USA ungehemmte Euphorie ausgelöst hatte. Und das blieb er, während er gleichzeitig zu
einem der Rekordhalter an Menschenrechtsverletzungen aufstieg und erst in Ungnade fiel,
als er 1997 unter dem Druck harter ökonomischer Restrukturierungsprogramme, die der
Weltwährungsfond dem Land verordnet hatte, ins Stolpern kam. Das Muster ist nicht neu;
ein anderer Großkiller, Saddam Hussein, wurde ebenfalls bei all seinen Greueltaten bestärkt
und geriet erst ins Kreuzfeuer, als er Befehlen nicht gehorchte (oder sie mißverstand). Die
Reihe vergleichbarer Beispiele ist lang: Trujillo, Mobutu, Marcos, Duvalier, Noriega und
viele andere. Verbrechen werden nicht bestraft, nur Ungehorsam.
Die Massenmorde von 1965, deren Opfer zumeist Bauern ohne Landbesitz waren, garantierten,
daß Indonesien keine Bedrohung à la Kuba sein würde keine »Infektion«, die sich in ganz
Südasien »nach Westen ausbreiten« würde, wie George Kennan 1948 befürchtete, als er »das
indonesische Problem« für den »wichtigsten« Gesichtspunkt im »Kampf gegen den Kreml«
hielt, der damals noch kaum abzusehen war. Das Massaker wurde auch zur Rechtfertigung
für Washingtons Kriege in Indochina, die den Willen der indonesischen Generäle, ihre
Gesellschaft zu säubern, gestärkt hatten.5
Die Vereinten Nationen zur »Erfolglosigkeit« zu verdammen war eine Routineangelegenheit
geworden, seitdem die Organisation im Zuge der Entkolonialisierung der US-amerikanischen
Kontrolle entglitten war. Ablesen läßt sich das unter anderem an der Zahl der im Sicherheitsrat
eingelegten Vetos: Hier liegen die USA seit den sechziger Jahren an der Spitze, gefolgt von
Großbritannien und, mit einigem Abstand, Frankreich. Abstimmungen in der
Generalversammlung liefern ein ähnliches Bild. Es gilt das Prinzip, daß eine internationale
Organisation den Interessen der US-amerikanischen Politik dienen muß, wenn sie auf längere
Sicht überleben will.
Die Gründe für die Mißachtung internationaler Normen wurden von der Regierung
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