War against people
ertragen. Nach der Kubakrise rückten die USA,
anders als oft behauptet wird, keineswegs von ihrem Plan einer Invasion der Insel ab. Sie
verschärften den Terrorismus und das Embargo, das damals schon beschlossen war, und so ist
die Situation bis heute geblieben.
Die Bedrohung durch Castro
Wie bereits erwähnt, war Kuba bis Januar 1959 eine »De-facto-Kolonie« der Vereinigten
Staaten; und schon bald darauf gab es Versuche, die Entwicklung zurückzudrehen. Mitte 1959
- aus dieser Zeit besitzen wir mittlerweile eine beträchtliche Anzahl freigegebener
Dokumente, die ein nahezu vollständiges Bild ergeben hatte die Regierung Eisenhower
den informellen Beschluß gefaßt, Kuba zurückzuerobern. Im Oktober wurde Kuba bereits
von in Florida stationierten Flugzeugen bombardiert. Die USA behaupteten, sie könnten nichts
dagegen tun und stehen bis heute allen terroristischen Angriffen auf Kuba »hilflos« gegenüber.
Diese Angriffe werden gewöhnlich von durch die CIA ausgebildeten Agenten ausgeführt.
Im März 1960 faßte die Regierung Eisenhower in geheimer Sitzung den formellen Beschluß,
Kuba zurückzuerobern. Allerdings sollte das auf eine Weise geschehen, die den Urheber
nicht erkennen ließ, anderenfalls würde Lateinamerika zu einem einzigen Pulverfaß werden.
Außerdem hatten Umfragen gezeigt, daß in Kuba sehr viel Optimismus herrschte und die
Revolution große Sympathie genoß. Es war also mit erheblichem Widerstand zu rechnen.
Die kubanische Regierung mußte gestürzt werden, aber offiziell ohne Zutun der USA.
Kurz danach übernahm die Regierung Kennedy die Amtsgeschäfte. Kennedy und seine Leute
waren sehr an Lateinamerika interessiert; der Präsident hatte noch kurz vor seiner Wahl
eine Lateinamerika-Mission eingerichtet, um die Vorgänge auf dem Kontinent beobachten
zu lassen. Missionschef war der Historiker Arthur Schlesinger, dessen Berichte jetzt der
Öffentlichkeit zugänglich sind. Er informierte Präsident Kennedy über den Einfluß Kubas auf
die lateinamerikanische Bevölkerung. Das Problem, so meinte, bestehe darin, »daß Castros
Idee, die Sache in die eigenen Hände zu nehmen, sich weiter ausbreitet.« Diese Idee finde in
ganz Lateinamerika viel Anklang, weil dort »die Verteilung des Grundbesitzes und anderer
nationaler Reichtümer vor allem die besitzenden Klassen begünstigt ... [während] die Armen
und Unterprivilegierten, ermutigt durch das Beispiel der kubanischen Revolution, jetzt bessere
Lebensbedingungen fordern«. Das ist die Bedrohung durch Castro. Genau das. Und wenn man
die Akten über die internen Planungsvorhaben studiert, zeigt sich, daß dies immer die
Bedrohung gewesen ist. Der Kalte Krieg war nur ein Vorwand für die Öffentlichkeit.
Tatsächlich belegen die Dokumente in jedem Fall, wie die Bedrohung gesehen wurde. Kuba
war eine Art »Virus«, der andere anstecken könnte, die daraufhin auch gewillt wären, »die
Sache in die eigenen Hände zu nehmen« und bessere Lebensbedingungen zu fordern.
Auch Rußland wird in Schlesingers Bericht erwähnt. Rußland, so sagt er, biete sich im
Hintergrund »als Modell dafür an, wie die Modernisierung innerhalb einer einzigen Genera-
tion erreicht werden kann«. Außerdem sei die Sowjetunion bereit, Entwicklungshilfe zu
leisten. Also gab es auch die russische Bedrohung. Man fordert uns nachdrücklich auf, bei
unserer Betrachtung des neuen Humanismus nicht an die altbackenen Geschichten aus dem
Kalten Krieg zurückzudenken, als die Russen uns daran hinderten, Wunder zu wirken. Es
empfiehlt sich, nicht dorthin zurückzuschauen, weil die Institutionen, die Planungen, die
Entscheidungen, die politischen Strategien immer noch die alten sind. Besser, die Leute wissen
nichts davon.
Auch nach der Regierung Kennedy blieben die Verhältnisse bis zum Ende des Kalten Kriegs
unverändert. Danach tat sich einiges. Nun gab es keine sowjetische Bedrohung mehr, und die
USA konnten, zusammen mit ihrem treuen Jagdhund, Großbritannien, freier agieren als je
zuvor, und auch dem Einsatz von Gewaltmaßnahmen waren nun keine Grenzen mehr gesetzt.
Das war sofort evident, aber neue Vorwände wurden benötigt. Der russische Popanz taugte
nicht mehr dafür.
Im November 1989 fiel die Berliner Mauer, und damit war für alle klar denkenden Menschen
der Kalte Krieg vorbei. Einen Monat zuvor hatte die Regierung von George Bush eine -
mittlerweile nicht mehr geheime Direktive für die nationale Sicherheit erlassen,
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