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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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vertrieben werden mußte, Großbritannien. Darum weht in Kanada und auf Kuba
    auch heute nicht das Sternenbanner. Und diese Bedrohung setzte dem Befreiungseifer der
    Revolutionäre und ihrer Erben Grenzen. Aber nicht nur Adams, sonder auch Thomas Jefferson
    und andere wiesen ganz richtig darauf hin, daß sich das Kräfteverhältnis verschieben und die
    britische Bedrohung allmählich nachlassen würde, so daß die USA Kuba schließlich
    übernehmen könnten. Und das mußte, wegen der überragenden Bedeutung der Insel, durch
    die politischen Gravitationskräfte, soll heißen: durch Gewalt, geschehen. Und es geschah
    1898. Die USA besetzten Kuba, um die allerletzte Bedrohung, die Befreiung von Spanien, zu
    verhindern. Im selben Jahr noch war Puerto Rico an der Reihe und die Philippinen als
    Extrazugabe. Man hatte sie gar nicht näher in Betracht gezogen, aber auch sie erwies sich als
    überaus reife, von vielen Leichen genährte Frucht.
    Diese Ereignisse standen alle in einem planerischen Zusammenhang. Die größte Frucht aus
    einer ganzen Angebotspalette war jedoch China. 2000 Jahre lang war es eines der wichtigsten
    Länder der Welt gewesen, eine führende Industrie- und Handelsmacht, doch im 19. Jahrhundert
    hatte sich das geändert. Noch vor der Jahrhundertwende waren die europäischen Großmächte
    und Japan fleißig dabei, China unter sich aufzuteilen, und die USA wollten sich als aufstrebende
    Macht daran beteiligen. Seit den frühen Tagen Neuenglands war der Chinahandel legendär
    gewesen, damit ließ sich Geld verdienen. Um hier Fuß zu fassen, mußten die USA, wie Strategen
    es formulierten, Karibik und Pazifik in »amerikanische Seen« verwandeln. Also war Kuba
    fällig, um die Karibik kontrollieren zu können, Kolumbien wurde (eine weitere
    Erfolgsgeschichte von Roosevelt) das Panamagebiet gestohlen, der Kanal wurde gebaut, Ha-
    waii eingenommen, dann kamen die Philippinen als weiterer Stützpunkt für den Handel mit
    China dazu. Schließlich waren Karibik und Pazifik tatsächlich zu amerikanischen Seen
    geworden und bis heule geblieben.
    Alle diese Geschehnisse von 1898 und die ihnen folgenden dienten auf die eine oder andere
    Weise, oft ganz explizit, diesem langfristigen Ziel. Dazu gehört auch die sogenannte Roosevelt-
    Ergänzung der Monroe-Doktrin, die den USA formell das Recht zusprach, in der Karibik die
    Vorherrschaft auszuüben. Die wiederholten Invasionen in Nicaragua, Woodrow Wilsons
    blutige Besetzungen der Dominikanischen Republik und Haitis - hier besonders schrecklich,
    weil Haiti auch von einem extremen Rassismus zerrissen wurde (von dem es sich nie wieder
    erholen und vielleicht in einigen Jahrzehnten nicht mehr bewohnbar sein wird) - und viele
    andere Unternehmungen in der Region waren sämtlich Bestandteil des neuen Humanismus,
    den wir jetzt neu beleben.
    Der vielleicht größte Erfolg gelang in Venezuela, wo es Wilson 1920 gelang, den britischen
    Feind zu verjagen, der damals von den Folgen des Ersten Weltkriegs geschwächt war. Ven-
    ezuela war immens wichtig. Die Weltwirtschaft beruhte immer stärker auf der Verwertung
    von Erdöl. Nordamerika, vor allem die USA, war der bei weitem größte Erdölproduzent
    und blieb es bis in die siebziger Jahre, aber Venezuela war eine bedeutende Ölquelle, eine
    der größten der Welt - bis 1970 sogar der größte Einzelexporteur, aus dem die USA noch
    heute das meiste Öl beziehen. Es war also äußerst wichtig, die Briten von dort zu verdrängen.
    Außerdem gab es dort noch andere Rohstoffe, wie etwa Eisen, und US-Konzerne haben sich
    jahrzehntelang in Venezuela bereichert — und tun es nach wie vor -, während die Vereinigten
    Staaten eine Reihe von blutigen Diktatoren unterstützten, um das Volk niederzuhalten.
    Die »Kennedy-Tapes«, die geheimen Tonbandaufnahmen während der kubanischen
    Raketenkrise, bieten an Enthüllungen nicht so sehr viel Neues, weil das meiste auf die eine
    oder andere Weise schon veröffentlicht worden ist, aber einiges war doch bisher unbekannt.
    So waren zum Beispiel Robert und John F. Kennedy auch deshalb wegen einer
    Raketenstationierung auf Kuba besorgt, weil dadurch eine Invasion Venezuelas gefährdet
    werden könnte, die die beiden für notwendig hielten, weil die Lage dort außer Kontrolle zu
    geraten schien. In diesem Zusammenhang hielt John F. Kennedy die Invasion in der
    Schweinebucht für richtig: Wir müssen dort gewinnen, wir können eine solche Bedrohung
    unseres Wohlwollens in der Region nicht

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