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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Ich, Christian Belliose, werde dir mehr beibringen als all die dummen, inexpérimenté Lehrer, ja?«
    »Das werde ich«, versprach Seffy. »Da hätte ich Lust drauf«, fügte er hinzu und meinte es ehrlich.
    Seffy verbrachte viel Zeit mit seinem Patenonkel und half ihm in den Ferien gerne im Laden, wenn ich nicht da war. Bei diesen Gelegenheiten kam ich dann von einem Auftrag zurück und fand die beiden zusammen im Hinterzimmer, wo sie über Gott und die Welt diskutierten und heftig pafften – Letzteres nur Christian, hoffe ich.
    »Und du ’ast gemerkt, dass ich nicht frage, warum du zu ’ause bist und nicht in der Schule?«, fragte er mit einem Zwinkern in den Augen, als wir uns mit einem Küsschen von ihm verabschiedeten und gehen wollten.

    Seffy drehte sich zu ihm und grinste. »Ja, das habe ich sehr wohl bemerkt. Danke.«
    »Weil ich weiß, das ist eine lange Geschichte. Und vielleicht nicht bestimmt für deine Mutter.« Er kniff ein Auge zusammen, als wir ins Auto stiegen.
    »Ach, da mach dir mal keine Sorgen, Christian. Ich weiß alles, was es zu wissen gibt«, versicherte ich ihm lässig durchs Fenster, während ich den Motor anließ.
    »Das glaubst du«, nickte er nachdenklich und ließ Seffy dabei nicht aus den Augen. »Aber ich wäre da nicht so sicher. «
    Wir winkten zum Abschied, aber diese letzte Bemerkung ließ meinen Atem flacher gehen. Ich kniff die Lippen zusammen, während wir uns in den wie gewohnt dichten Freitagnachmittagsverkehr stürzten und in Richtung des Kreisverkehrs in Hammersmith fuhren.
    Als wir ihn endlich erreicht hatten, bemerkte ich leichthin: »Christian ist schon sehr französisch, was? Er glaubt, dass alle fünfzehnjährigen Jungs nur eines im Sinn hätten! «
    Seffy zuckte mit den Schultern und sah aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Läden.
    »Nur weil er in deinem Alter mit seinem Moped den Mädchen auf den Boulevards hinterhergejagt ist, denkt er, dass du das auch tust.«
    Langsam drehte er sich zu mir um, sein kalter Blick ließ mich zurückschrecken.
    »Er glaubt wirklich, dass alle immer nur das Eine wollen. « – Schon wieder diese scheußlichen Worte. Sein Blick blieb unverwandt. Wachsam. Beinahe hasserfüllt. Machte mich nervös und ängstlich, ließ mich überreagieren. »Seffy, es ist nicht nur unhöflich, sondern auch einschüchternd, die Leute so in Grund und Boden zu starren, wie ihr
Kids das so gerne macht. Also würdest du das bitte sein lassen!« Von freundlichem Geplänkel zu scharfem Tadel in wenigen Sekunden. Er wandte sich ab. Aber ich war noch nicht fertig. Ich wollte ihn aus der Reserve locken.
    »Seffy – würdest du mir bitte antworten?«
    Er drehte sich wieder zu mir um. Unter halb geschlossenen Augenlidern warf er mir einen durchdringenden Blick zu, dann zuckte er mit den Schultern. »Was denn? Ich hab keine Ahnung, was du von mir hören willst. Du findest, Christian hat schmutzige Gedanken. Da würde ich widersprechen. Ich finde, er hat sehr gute und scharfsinnige Gedanken.« Das sagte er ganz locker und ungerührt, aber auf mich hatte es den Effekt, dass es mir nur noch mehr den Atem nahm. Meine Zunge schoss heraus, um meine Lippen zu befeuchten.
    »Na prima. Wunderbar. Christian ist ein kluger Mann. Verteidige ihn nur. Dabei können wir es dann ja belassen, was? Es sei denn, du hättest noch etwas hinzuzufügen?« Schweigen. »Gut, dann lassen wir es also dabei.«
    Entnervt bog ich auf die leere Busspur ein und ignorierte die Warnungen, dass überall Kameras jede meiner Bewegungen aufzeichnen würden, und schoss so unter den Augen von London Transport und zweifelsohne auch Gott durch den Verkehr davon.
     
    Laura war sichtlich schon etwas durch den Wind, als wir bei ihr ankamen. Sie hatte an diesem Abend eine Jagdgesellschaft mit sechsundzwanzig Gästen, was sie ganz furchtbar fand. Hugh war gefahren, um die Mädchen abzuholen, aber Charlies Schule hatte kein Heimfahrwochenende, sodass er nicht nach Hause durfte, was sie ebenfalls ganz furchtbar fand. Vor allem, weil Charlie wusste, dass seine Schwestern zu Hause waren.

    »Warum schicken wir sie schon mit acht Jahren weg?«, jammerte sie, als sie uns in der Eingangshalle begrüßte. Seffy marschierte gleich ab in Richtung Spielzimmer und Fernseher. »Wozu das Ganze? Um kleine Männer aus ihnen zu machen? Damit sie die richtigen Leute kennenlernen oder irgendetwas ähnlich Abwegiges?«
    Ich hatte Seffy nicht so früh auf ein Internat geschickt, wusste aber, dass Hugh bei Charlie darauf

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