War da noch was - Roman
sagen.«
Keinem von uns entging, dass es Hugh trotz aller gegenteiliger Beteuerungen sehr naheging.
»Gut gemacht, Daisy«, bemerkte Dad knapp.
»Ich bin erstaunt, dass du so lange geblieben bist, Hugh«, bemerkte meine Mutter sanft. »Und du darfst dir keine Vorwürfe machen, weißt du. Laura und du, ihr habt euch immer solche Mühe gegeben, damit er sich als Teil der Familie fühlt.«
Das hatten sie, aber es war nicht von der Hand zu weisen, wie sich der kleine Luca gefühlt haben musste. Er war psychisch wie physisch beeinträchtigt, während der Rest des Pelham-Clans ihm immer wie ein perfektes, glänzendes Bild vor Augen schwebte.
»Und dann haben sie über das Haus gesprochen«, warf Laura ein, die diese Geschichte offenbar schon kannte. Ich stellte fest, dass Hal hier schon wie ein Mitglied der Familie am Tisch saß, und wenn ein Teil von mir das etwas beunruhigend fand, so als würden mir die Ereignisse davonlaufen, so schob der Rest von mir diesen Gedanken rasch beiseite.
»Oh, das Haus«, stöhnte Hugh und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Zu dem Zeitpunkt wollte ich mich schon fast über die Feuerleiter davonmachen. Aber Daisy hat gesagt, ich sollte dableiben. ›Nein, Dad!‹« Er richtete sich gerade auf und machte seine Tochter nach, indem er die Augen weit aufriss. »›Das müssen wir jetzt besprechen. ‹ Und Luca setzte sich ohne weitere Aufforderung im Bett auf. Er sah furchtbar verletzlich aus in seinem Pyjama und mit dem bandagierten Kopf, sein schwacher Arm lag auf der Bettdecke. Dann hat er zögernd erklärt, dass er immer das Gefühl hatte, das Haus wäre seine Trumpfkarte. Sein einziger Trumpf. Diese Pelhams, seine Halbgeschwister, die hatten doch alles – sie sahen gut aus, waren gut drauf, hatten liebevolle Eltern, ein schönes Zuhause — aber, haha!, nicht mehr lange. Er, Luca,
der Kuckuck im Nest, aber der älteste Kuckuck, konnte sie alle in ein paar Jahren hinauswerfen und genau das würde er auch tun. Er würde alles erben und der große Lord und Landbesitzer werden, ein schönes englisches Mädchen heiraten und die Pelham-Dynastie neu beleben. Aber diesmal nach seinen Vorgaben.«
Dad nickte nachdenklich mit dem Kopf. »Und warum auch nicht, das ist sein rechtmäßiges Erbe.«
»Aber eigentlich war es gar nicht das, was er wirklich wollte. Er wollte nicht in einem kalten, klapprigen, viktorianischen Herrenhaus leben und der Herr über die neblig-feuchte Landschaft sein, die es umgab. Das läge nicht in seinen Genen. Sein Herz gehöre Italien, vor allem liebe er Florenz und die Hügel der Toskana, die ja wirklich unübertrefflich sind. Aber wie ihr wisst, kann die Abbey nicht verkauft werden. So ist es von den Treuhändern festgelegt. Sie muss weitervererbt werden. Deswegen will er sie Biba überlassen.«
»Mir?« Biba erschien mit einem Tischtennisschläger in der Hand im Türrahmen. Sie machte ein erstauntes Gesicht. »Ich habe nicht gelauscht, sondern wollte nur schnell ein paar Bälle aus der Schublade holen.« Sie errötete.
Hugh streckte die Hand nach ihr aus. »Komm rein, mein Schatz.«
»Warum mir?« Sie blieb stocksteif stehen, wo sie war.
»Weil du die Älteste bist.« Hugh ließ die Hand sinken.
»Ja, aber Charlie …«
»Es muss nicht in der männlichen Linie weitergegeben werden, das steht nirgendwo geschrieben. Wir leben im Jahr 2009. Das Haus wird dir gehören.«
»Dann werde ich es Charlie geben«, sagte sie entschieden.
»Wirklich Dad, es ist wunderschön, aber das gehört doch so.«
»Wir werden sehen, wir denken darüber nach«, gab ihr Vater sanft zurück. »Es könnte sein, dass Charlie es auch nicht haben will. Das Wichtigste ist das Hier und Jetzt. Keiner wird irgendwo rausgeworfen. Es bleibt auf Dauer das Zuhause für unsere Familie. Dank Luca.«
»Und ich werde es ihm gegenüber wiedergutmachen«, sagte Laura plötzlich, nach einem kurzen Augenblick des Schweigens. Sie sah wild entschlossen aus.
»Da gibt es gar nichts gutzumachen«, versicherte Dad ihr. »Du hast ihm gegenüber immer dein Bestes gegeben. «
»Ja, aber wenn ich ehrlich bin, Dad, dann hatte ich immer das Gefühl, als hätte er den Finger am Auslöser. Ich hatte immer ein bisschen Angst. Aber jetzt, ach, jetzt wird alles viel besser. Er wird sich nie wieder unsicher fühlen.« Ihre Augen glänzten.
»Oh mein Gott. Jetzt hat sie sich aber was vorgenommen«, stöhnte Hugh und schüttelte den Kopf.
»Aber pass auf, dass du den armen Kerl nicht aus Versehen erstickst,
Weitere Kostenlose Bücher