Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
Vom Netzwerk:
den alten, reich verzierten Steinen des Westminster-Palasts der Himmel violett verfärbte. Unten auf dem Rasen konnte ich die Kameras sehen, Nachrichtenteams aus aller Welt, von denen einige jetzt langsam zusammenpackten, ihre riesigen Objektive zusammenschoben: Was vom Tage übrig blieb .
    »Vielen Dank.… Oh ja, da bin ich ganz Ihrer Meinung … vollkommen, und seien Sie versichert, ich werde alles geben, das zu erhalten, das soll durch nichts infrage gestellt werden … das kann ich Ihnen versichern … Vielen herzlichen Dank, wie freundlich … und noch einmal vielen Dank für Ihren Anruf.«
    Er legte den Hörer ab und hatte einen beinahe verträumten Blick in den Augen. Und zugleich euphorisch. Dann ging er zur Tür, schloss sie ab, kam wieder zurück und nahm meine beiden Hände in seine.
    »Er wollte sich gleich mal mit seinem neuen Kollegen kurzschließen.« Er streckte die Hand aus und zog die Jalousie am Fenster hinter mir hinunter. Mir war klar, was jetzt geschah, aber ich konnte nichts dagegen tun, war machtlos. »Wollte mir seine Unterstützung zusichern und wissen, ob er auf mich zählen kann.« Er nahm mein Gesicht in seine Hände und lenkte mich vom Fenster fort, dabei lehnte er sich gegen den Lichtschalter. Der Raum versank in Dunkelheit, und seine Lippen fanden meine. Er küsste mich zärtlich: einmal, zweimal.
    »Wollte unsere besondere Beziehung sichern. Sie unter allen Umständen bewahren.« Noch immer küsste er mich zart und zog mich näher an sich. Ich spürte, wie sich mein Körper an ihn schmiegte.

    »Spürst du sie auch, diese besondere Beziehung, Hattie? « Seine Augen suchten meine und waren so dunkel wie der violette Himmel draußen »Spürst du es auch?«, flüsterte er, ja, fast bettelte er.
    »Ja«, hauchte ich. »Ich spüre es.«
    Dann verbanden sich unsere Blicke in schweigendem Einklang, er nahm mich in seine Arme und küsste mich richtig. Ich schloss die Augen, spürte, wie sich meine Knochen verflüssigten und hörte ein lautes Dröhnen in den Ohren. Ich war noch nie zuvor ohnmächtig geworden, aber ich konnte mir vorstellen, dass es sich so anfühlte: Erst schwankte alles, dann fing es an, sich leicht zu drehen, und schließlich wurde man langsam, wie in Zeitlupe, in die Tiefe gezogen bis zur Bewusstlosigkeit. Ganz sicher verhinderte es jeden klaren Gedanken.
    Unten lärmte der Verkehr, ein entferntes Hintergrundrauschen und eine Erinnerung an die Außenwelt, aber gedämpft und undeutlich.
    Dann ein anderes Geräusch, diesmal viel näher: Schritte und Stimmen – und dann ging plötzlich das Licht an. Während der Raum in schreckliche Klarheit getaucht wurde, fuhren Dominic und ich geblendet auseinander. An der anderen Tür des Büros, die nur selten benutzt wurde und nur über die Teeküche und damit nur für die Sekretärinnen zugänglich war, stand Katya. Ihre Augen waren hell und scharf, ihr Gesicht hart und triumphierend. Direkt hinter ihr stand strahlend in ihrer schwangeren Fülle in einem schwarz-weiß geblümten Kleid, hohen Lackschuhen samt passender Handtasche, die Haare kunstvoll hochgesteckt, bereit für die Kameras, Letty.

8
    N atürlich legte ich meinen Job sofort nieder, dafür sorgte schon Katya. Tatsächlich hatte sie sogar noch am selben Abend dafür gesorgt, als ich mit zitternden Händen meine Schreibtischschubladen durchwühlte und meine Siebensachen zusammenkramte – Bücher, Zeitschriften – mit gesenktem Blick. Dominic war Letty hinterhergelaufen, die mit einem erstickten Schluchzen, eine Hand vor den Mund gelegt, davongetaumelt war, allerdings nicht, bevor ihre Augen meine gesucht hatten, groß, grau und entgeistert. Danach hatte sie sich umgedreht und war geflohen.
    Katya war natürlich geblieben und stand jetzt wie ein drohender Wachposten über mir und verfolgte meinen Abgang.
    Ich stieß unterdessen Dinge hervor wie: »Kann nicht bleiben.«
    »Ganz recht. Das sehe ich auch so.«
    »Tut mir so leid … weiß gar nicht, warum … tut mir leid. Sagen Sie den anderen, warum ich weg bin, ja? Ich kann nicht …«
    »Natürlich.« Kühl.
    »Aber sagen Sie nichts. Erzählen Sie keinem, dass …«
    »Natürlich nicht.«
    Ich wusste, dass sie nichts sagen würde. Wusste, dass sie den Mund halten musste, wenn Dominic seinen neuen
Job behalten sollte, was sie ja unter allen Umständen wollte. Dieses Büro war ihr Leben. Ich fand meine Handtasche und sie geleitete mich zur Tür.
    »Ich weiß gar nicht, was …«, murmelte ich vor mich hin. »Keine Ahnung,

Weitere Kostenlose Bücher