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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Glückwünsche übermittelten, die Leute kamen aus allen Ecken, Türen wurden auf- und wieder zugeschlagen wie in einer französischen Boulevard-Komödie. Champagner wurde beschafft – irgendjemand war in die Weinhandlung gelaufen – und Dominic stand mittendrin wie ein großer, blonder Löwe. Das markante Gesicht strahlend, ehrlich verblüfft, aber ebenso erfreut, sah er aus wie ein kleiner Junge, obwohl er jetzt natürlich ein ungemein wichtiger, einflussreicher Mann war. Ich konnte den Blick gar nicht von ihm wenden. Und von Zeit zu Zeit, wenn er sich umdrehte, um Glückwünsche anzunehmen und Hände zu schütteln, kehrten auch seine Augen zu mir zurück.
    Der Tag verging wie im Flug. Ständig riefen Journalisten an und wollten Statements: Mit vierunddreißig war Dominic, wie sich herausstellte, der jüngste Außenminister des Jahrhunderts. Selbst Anthony Eden in der Chamberlain-Regierung von 1935 war bereits reife siebenunddreißig gewesen, als er denselben hohen Posten erreichte.
Wieder und wieder ging Dominic hinaus auf den Parliament Square, um vor Horden von Kameras und Nachrichtenteams aus dem ganzen Land zu sprechen, während wir, seine Mitarbeiter, dies alles von oben aus den Fenstern beobachteten.
    Andere Entscheidungen wurden bekannt: manche gut, manche schlecht. Sein guter Freund, Peter Ward, ein freundlicher, kluger Mann, hatte seinen Job im Verkehrsministerium verloren und war nun wieder einfacher Abgeordneter. Dagegen erlebte Sally Turner, die mit den knappen schwarzen Kostümen, knallrotem Lippenstift und gemusterten Strümpfen, einen steilen Aufstieg zur Gesundheitsministerin. Gesundheit! Wir kicherten vor uns hin, der ganze Champagner war uns zu Kopf gestiegen.
    »Hoffentlich steckt sie nicht alle an«, bemerkte Katya bissig. »Wer weiß, wo die sich überall rumgetrieben hat.«
    Katya war hocherfreut, aber kurz angebunden mir gegenüber, sie blaffte knappe Anweisungen, und ich wusste, warum. Sie hatte zugesehen, wie ihr Chef, für den sie seit fast sechs Jahren arbeitete, quer durchs Zimmer gelaufen war, um mich zuerst zu umarmen, mich vor ihr in seine Arme zu nehmen. Sie hatte ein strahlendes Lächeln aufgesetzt, aber ihre Augen waren steinhart, und sie sorgte dafür, dass ich ganz sicher aus dem Rampenlicht gedrängt wurde, das in unser Büro fiel. Ich tippte mit schlechtem Gewissen vor mich hin.
    Kurz vor Feierabend rief noch einmal ein Reporter an und wollte ein kurzes Gespräch mit Dominic für eine Talkshow am Abend. Aber Dominic war drüben an Katyas Schreibtisch am Telefon und schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. Er legte die Hand über die Sprechmuschel.

    »Katya, seien Sie doch so gut und gehen schnell runter und erzählen ihm ein paar Belanglosigkeiten an meiner Stelle. Oder Sie schicken Hattie, wenn Ihr Rücken schmerzt, ja?«
    »Ich gehe«, sagte Katya rasch, erhob sich unter Mühen und humpelte zur Tür. »Ich werde sagen, Sie fühlen sich äußerst geehrt und freuen sich auf die großen Herausforderungen, die diese Aufgabe mit sich bringt, ja?«
    »Super. Wenn Sie das tun würden? Sie sind ein Schatz, Katya.«
    Aber sie ging wortlos hinaus, der Schaden war nicht so leicht wiedergutzumachen. Dominic merkte von alldem nichts. Dann, als Katya gegangen war, klingelte ihr Telefon, und plötzlich hatte ich unser neues Gegenstück, das Außenministerium in Amerika, am Apparat.
    »Das ist Warren Christopher«, hauchte ich, »der Ihnen gratulieren will. Soll ich …?« Ich zeigte auf sein Büro und bedeutete ihm, dass ich das Gespräch dorthin legen wollte, aber stattdessen nahm er mir einfach den Hörer aus der Hand und hockte sich auf den Schreibtisch.
    Ich hörte, wie er sich bedankte und lächelte, aufstand, mit erhitztem Gesicht hin und her lief, die Haare zurückstrich. Dann ging er hinüber in sein Büro. An der Tür schaute er, noch immer telefonierend, zurück und machte eine Kopfbewegung in meine Richtung. Ich runzelte die Stirn. Er wiederholte diese Kopfbewegung. Ich sollte ihm folgen.
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf, wunderte mich, was das sollte, aber tat wie geheißen und schloss die Tür hinter mir. Ich stand in dem von Bücherregalen gesäumten Raum herum, während er dem Amerikaner noch einmal dankte, noch immer strahlend, noch immer im Kreis laufend, noch immer die Haare zurückstreichend.

    Ich ging zum Fenster und blickte hinaus, dabei stützte ich mich mit den Handballen auf die Fensterbank. Ein Gewitter zog auf, und es wurde rasch dunkel, sodass sich über

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