War ich gut Schatz
kannst du dir sparen«, schmolle ich, »aber ein paar Küsse wären schon nicht schlecht. Es tut nämlich immer noch ganz doll weh â überall.«
21 Habe ich etwa meine Wirkung auf andere Männer verloren?
Irgendwie war der Test ja von Anfang an eine blöde Idee. Daniel liegt friedlich neben mir und schläft. Sein Arm liegt schwer über meinem Körper. Schon irre! Vor ein paar Tagen wollte ich ihn noch verlassen. Als ich dann denke, er hätte was mit einer anderen, werde ich eifersüchtig und stelle fest, dass mir doch noch eine ganze Menge an ihm liegt. Dann zweifle ich wieder an ihm und lasse mich von einem völlig schwachsinnigen Test überzeugen. Und jetzt liege ich hier und kann noch nicht einmal sagen, ob er den ersten Teil bestanden hat. Genau genommen müsste ich den Test für ungültig erklären, weil Daniel mich durchschaut hat. Wahrscheinlich werde ich nie erfahren, wie Daniel damit umgehen würde, hätte ich auf einmal Orgasmusprobleme. Aber das war ja auch nie mein Problem. Mein Problem war und ist immer noch, dass Daniel keine Verantwortung übernehmen will. Dass er sich um Helmut kümmert, zählt nicht. Das ist schlieÃlich ein Pudel, auch wenn Daniel ihn als unser Ersatzkind ansieht. Das war sowieso ein äuÃerst dämlicher Spruch: »Wir haben doch jetzt Helmut â¦Â« Allein dafür gehört Daniel bestraft. Und dafür, dass er mich angelogen hat, und ich immer noch
nicht weiÃ, wo er sich nachts rumgetrieben hat, als er angeblich das Ãl gekauft hat.
Wie würde Daniel sich fühlen, wenn ich das mit ihm machen würde? Ich gucke auf unseren Radiowecker, auf dem die Uhrzeit auch im Dunkeln zu lesen ist. Ich kann nicht schlafen, wenn ich keine Uhrzeit habe. Immerzu muss ich wissen, wie spät es ist, damit ich Sicherheit darüber habe, ob es sich lohnt nochmal einzuschlafen, wenn ich irgendwann nachts aufwache. Wir haben halb drei. Eine gute Zeit, ein bisschen mit mir selbst zu flirten, wie ich finde. Mein offizielles Handy liegt oben auf der Kommode. Und das Handy mit der neuen Prepaidkarte liegt in der Schublade meines Schreibtisches.
Leise schlüpfe ich aus dem Bett, schleiche ins Arbeitszimmer und danach ins Bad. Da sitze ich jetzt auf dem Klo und überlege, wie ich meinen heimlichen Verehrer nennen kann. Da höre ich ein Seufzen und ein leises Poltern vor der Tür. Ich habe tierischen Besuch bekommen. Helmut, denke ich und muss ein bisschen grinsen. Er war wirklich brav die ganze Zeit und hat auch nicht gejault, als ich mit Daniel im Schlafzimmer zugange war. Oder ich habe das Jaulen nicht gehört. Ich könnte meinen Verehrer auch Helmut nennen, in Gedenken an Adeles Liebhaber, aber welcher gut aussehende Kerl heiÃt heutzutage schon Helmut? Was, wenn ich einfach mit H unterschreibe? Hat Daniels Nichtgeliebte ja auch gemacht und nur ein M unter ihre SMS gesetzt.
Nur, wer könnte das sein? Hagen, Heinz, Heino, Horst, Hugo, Hermann, Hannibal, Harald, irgendwie gibt es nur
bescheuerte Männernamen, die mit einem H beginnen. Homer? Wo Daniel bloà immer diese verrückten Ideen hernimmt? Er hat doch tatsächlich meine Schamlippen nach einer ausgiebigen Liebesnacht mit ihm verglichen. Er fing plötzlich an zu lachen und kriegte sich gar nicht mehr ein. Und dann sagte er, sich immer noch kringelnd: »Dein Pfläumchen ist ganz geschwollen und sieht jetzt aus wie die dicken Knutschlippen von Homer Simpson.«
Homer Simpson ? Das ist dieser blöde Kerl mit diesen aufgedunsenen, übergroÃen Lippen aus einer der schrecklichsten Zeichentrickserien, die ich kenne. Die Simpsons habe ich nie gerne geguckt, oder besser gesagt, ich habe sie nie geguckt.
Wenn ich schon einen Verehrer habe, dann möchte ich wenigstens einen interessanten Typen, keine irre Comicgestalt. Nein, ein ausgefallener Liebhaber muss her! Und dann habe ich es: Anna, das klingt doch schon fast ein bisschen wie Anaïs. Und die hatte bekanntlich ein Verhältnis mit Henry. Und mit seiner Frau June gleich dazu. Na, das wird aber ein spannendes Verhältnis werden. Grinsend tippe ich in mein Handy:
»Anna, weiÃt du, was mir so gut gefällt an dir? Man kann dich auch von hinten lesen. A-N-N-A.«
Den Spruch hat mal ein Kerl gebracht, der mich auf einer Fete abschleppen wollte. Da war ich schon mit Daniel verheiratet, aber gefallen hat mir das trotzdem. Besonders weil es Teil des Gedichtes von Kurt Schwitters
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