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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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– immerhin ist er hier der Boss. Dann knie ich mich vor den Staubsauger, streichle ihn, spreche ein wenig mit der Düse und schalte ihn wieder ein. »Fein hast du das gemacht, lieber Staubsauger, prima! Gleich ist alles ganz sauber.« Na also, geht doch!

    Helmut ist ganz still und hört einfach nur zu. Und weil ich ihm zeigen möchte, dass sein neuer Freund ein besonders lieber Kerl ist, halte ich auch ein Stückchen Leberwurst vor die Saugdüse. Immerhin ist der Staubsauger wirklich eine große Hilfe und hat ein Leckerchen verdient. Schwupp! Und schon hat er es gierig aufgesaugt. Das hätte ich nicht tun dürfen: Helmut geht sofort wieder kopfunter, bellt – und springt. Dabei kippe ich nach hinten, das Staubsaugerrohr segelt durch die Luft, und ich erwische beim Versuch, mich irgendwo festzuhalten, nicht die Tischkante, sondern einen Zipfel der Tischdecke. Die ziehe ich beim Sturz nach unten, gemeinsam mit dem sauberen Geschirr, der Marmelade, den frisch polierten Weingläsern und der Glasvase mit den bescheuerten Blumen von Friedemann. Das ganze Zeug kracht in dem Moment auf den Boden, in dem auch die Stereoanlage vom Rohr getroffen wird.
    Helmut springt mit Anlauf in sein Körbchen und zieht den Schwanz ein. Der Staubsauger brummt bedrohlich weiter vor sich hin. Mir tut mein Hintern weh, da ich voll aufs Steißbein geknallt bin, jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit. Aber gebrochen habe ich mir auch diesmal anscheinend nichts. Ich kann noch alles bewegen. Wütend ziehe ich den Stecker aus der Dose und schnauze den verängstigten Hund an: »Jetzt weiß ich auch, wie du Adele ins Krankenhaus gebracht hast!«
    Erst danach wird mir bewusst, was ich da gerade für ein Chaos angerichtet habe. Die Stereoanlage ist Daniels ganzer Stolz. Es handelt sich hier auch nicht um irgendeine
Anlage, aus der einfach Musik rauskommt, es ist ein Sound System , bei dem man das Gefühl hat, die Musik kommt gleichzeitig von allen Seiten. Daniel hat einige Extraschichten im Studio eingelegt, um das Ding finanzieren zu können. Irgendwann will er einen großen Flachbildschirm dazukaufen, der direkt an der Wand befestigt werden soll. Aber das muss jetzt wahrscheinlich noch eine Weile warten, denn ich habe ganze Arbeit geleistet.
    Ich habe das Staubsaugerrohr so platziert in das Teil reingeschlagen, dass es wohl erst ein Stückchen durch die Luft gesegelt ist, bevor es auf den Boden knallte. Das sieht nicht gut aus, gar nicht gut. Den CD-Ständer aus Buchenholz habe ich auch gleich mit umgeholzt. Die CDs liegen neben den Scherben im Blumenwasser, das sich auf dem Parkettfußboden verteilt. Scheiße, die blöden Planken vertragen doch kein Wasser, die quellen ganz schnell auf. Und das sieht dann sehr unansehnlich aus. Ich atme einmal ganz tief ein und wieder aus. Und weil das so guttut, mache ich das Ganze gleich noch einmal.
    Ruhe bewahren, jetzt bloß nicht weiter aufregen. Es gibt schließlich Schlimmeres als einen hausgemachten Ehekrach, ein kaputtes Superbeschallungssystem und eine Wasserpfütze auf dem Fußboden. Arbeitslosigkeit vielleicht? Ach nein, so tragisch ist das auch wieder nicht. Alles ist gut! Wer braucht schon einen Job? Außerdem, wie hieß es doch gleich: Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. Und den nehme ich ihr jetzt auch. Ob Zitrone dagegen hilft? Zielsicher greife ich zu dem vollen Marmeladenglas,
das den Sturz vom Tisch überlebt hat, hole aus – und donnere es mit voller Wucht gegen die Wand. Platsch! Ich habe nie verstanden, warum Leute mit Gegenständen um sich schmeißen, jetzt tue ich es. Das ist unwahrscheinlich befreiend! Seelenruhig betrachte ich den gelben Fleck, der sich langsam von oben nach unten an der Wand verteilt. Ob ich jetzt gleich hysterisch anfange zu lachen?
    Nein, das tue ich nicht! Ich rutsche auf dem Po zu den CDs, die schleunigst abgetrocknet werden müssen. Dazu eignet sich ganz hervorragend die Tischdecke, die an manchen Stellen noch trocken ist. Zielsicher greife ich in den Haufen und ziehe die erste Scheibe heraus. Es ist eine Single: »Always« von Bon Jovi. Ich hab aber auch ein Händchen! Daniel hat damals den Songtext für mich übersetzt. Einen kleinen Ausschnitt davon hat er auf ein kleines Zettelchen geschrieben, das noch immer hinten auf der CD-Hülle klebt:
    Â 
    Ja, ich werde Dich lieben Baby, –

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