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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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den sowieso nie wieder!

    Helmut ist übrigens seit heute Friedas persönlicher Held. Deswegen darf er sich auch mit dem restlichen Rinderfilet begnügen. Hund müsste man sein, das würde das Leben um einiges erleichtern!
    Es ist nach eins, als Frieda sich endlich ein Taxi ruft. Ich bin granatenvoll, um es mal deutlich auszudrücken. Daniel hat sich noch immer nicht gemeldet, und mir wird gerade richtig übel. Nachdem Frieda sich verabschiedet hat, überlege ich, ob ich vorsichtshalber im Bad übernachte, so wie Tom das letztens getan hat. Dann habe ich es nicht so weit bis zur Toilette, wenn sich das mit der Übelkeit nicht bald legen sollte. Nein, am besten, ich lege mich einfach schnell ins Bett, ziehe die Decke über den Kopf und stehe nie wieder auf.
    Alles dreht sich in mir. Ich bin bewegungsunfähig und fühle mich sehr einsam. Da fällt mir der Held des Tages wieder ein. »Helmut, Helmut«, rufe ich lockend, »schau mal hier! Du darfst heute ausnahmsweise mal in meinem Bett schlafen. Aber wenn Daniel zurückkommt, dann musst du wieder gehen, versprochen?«
    Aber Daniel kommt nicht zurück. Nicht in der Nacht und auch nicht am nächsten Morgen. Als ich verkatert aufwache, blicke ich in Helmuts treue Augen. Er wedelt mich freundlich an. Dass von Daniel noch immer keine Spur ist, lässt sofort meinen ganzen Körper erstarren. Ich habe Angst. Was, wenn ihm irgendwas passiert ist? Er hatte ja auch einige Biere getrunken. Hoffentlich ist er nicht noch Auto gefahren. Mit einem ganz flauen Gefühl im Bauch schreibe ich ihm eine SMS:

    Â»Bitte gib mir wenigstens ein Lebenszeichen, damit ich weiß, dass es dir gutgeht.« Dann versuche ich, noch ein wenig zu schlafen, aber das klappt leider nicht. Aufstehen funktioniert allerdings auch nicht, da sich um mich rum sofort alles zu drehen beginnt. Also bleibe ich einfach auf dem Rücken liegen und starre an die Decke. Alle zwei Minuten werfe ich einen Blick auf mein Handy, aber da tut sich nichts. Es schweigt vor sich hin. Vorsichtshalber schalte ich die Vibration ein und nehme es fest in die Hand, damit ich gleich wach werde, wenn Daniel sich meldet und ich wieder eingeschlafen sein sollte.
    Ob ich mal bei Sam anrufe? Die kriegt bestimmt ganz schnell raus, ob Daniel was passiert ist. Aber dann würde ich bestimmt gleich anfangen zu heulen. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich mich noch einigermaßen unter Kontrolle habe, obwohl ich mich so hundsmiserabel fühle. Woher das Wort wohl kommt, hundsmiserabel ? Helmut zumindest fühlt sich augenscheinlich sehr wohl. Mist! Da fällt mir ein, dass er bestimmt mal Pipi muss. Wir haben schon nach zehn Uhr, und die erste Runde gehen wir normalerweise viel früher. Ob ich ihn nochmal auf die Terrasse pinkeln lasse? Nein, das wäre ekelig! Und außerdem macht er das ja bestimmt nicht mehr. Der Lorbeerbaum ist unten bei Adele, und Horst ist ja auch nicht mehr da. Genauso wenig wie mein Job, fällt mir in diesem Zusammenhang ein, und bei dem Gedanken geht es mir gleich noch ein bisschen schlechter.
    Ich kann nie, niemals wieder für den Anzeiger arbeiten. Und nicht nur das, ich kann mich überhaupt niemals
wieder dort blicken lassen. Erstens würde ich sterben vor Scham, wenn ich Friedemann begegne, und zweitens würde mein Chef mich mit Blicken töten, wenn ich es trotzdem versuchen würde. Ich bin noch genau drei Wochen in der Probezeit, also habe ich nur zwei Wochen Kündigungsfrist. Morgen ist Montag. Bestimmt finde ich dann gleich Dienstag die Kündigung in der Post. Was mache ich dann nur? Und wo ist Daniel gerade? Warum kann ich nicht einfach vergessen, was gestern passiert ist? Und wenn ich einfach für immer im Bett liegen bleibe? »Was meinst du, Helmut?«, frage ich ihn. Der steht mittlerweile schon an der Wohnungstür und fiept. Ich weiß, was er mir damit sagen will. Es hilft alles nichts, Helmut muss raus. Das Leben geht weiter. Ist ja immer so.
    Als ich an das helle Tageslicht komme, habe ich das Gefühl, mir hat jemand mit dem Hammer über den Kopf gehauen. Meine Augen brauchen eine ganze Weile, bis sie mit der Flut an Licht klarkommen, doch ich laufe tapfer mit Helmut bis zur Allee und lasse ihn seine Geschäfte verrichten. Schnüffeln und Anbändeln ist heute nicht drin für ihn, denn ich habe keine Lust, irgendjemandem in diesem Zustand zu begegnen. Schon gar nicht freundlichen Nachbarn, die sofort

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