War ich gut Schatz
Freundin zu sehen, die sie eventuell retten muss. Am liebsten wäre ich mitgefahren, doch Sam meinte, es wäre besser, wenn ich hierbleiben würde. Es könne ja durchaus sein, dass Katharina wirklich bei mir auftaucht.
Ich stehe auf dem Balkon und halte Ausschau. Von hier hat man die ganze StraÃe im Blick. Bei jedem Auto, das um die Ecke biegt, falle ich fast über das Geländer, weil ich mich ganz weit darüberbeuge, damit ich ganz schnell erkennen kann, wenn es meine Freundin ist. Katharina fährt einen Kombi, damit sie Kind und Hund und Zubehör darin verstauen kann, aber davon ist weit und breit keiner in Sicht.
Wir wohnen in einer ruhigen SeitenstraÃe, in der dementsprechend wenig Verkehr ist. Bisher sind nur drei Autos hier vorbeigefahren. Beim letzten wäre ich tatsächlich fast runtergepurzelt, weil ich einen kurzen Moment dachte, Daniel käme da um die Ecke gebraust. Sofort hatte ich
wieder dieses mulmige Gefühl im Bauch, das ich wegen der ganzen Aufregung um Katharina geschickt verdrängt habe.
Gerade als das vierte Auto in Sichtweite kommt, klingelt plötzlich mein Handy. Es ist Katharinas Name, der auf dem Display erscheint.
»Katharina?«, begrüÃe ich sie ängstlich.
»Was ist denn los? Ich habe gerade meine Mailbox abgehört. Ich war mit Lenchen im Puppentheater, da hatte ich es die ganze Zeit aus. Du hast dich so besorgt angehört.«
»Ja, das bin ich auch! Dein Mann hat mich gerade angerufen. Er sucht dich. Und er hat sich gar nicht freundlich angehört.«
»Ach, der! Treibt sich tagelang auf angeblichen Dienstreisen rum und beschwert sich dann, wenn ich mal nicht da bin. Ich ruf ihn gleich zurück, wenn ich zu Hause bin.«
»Das wird nicht notwendig sein, denn da habe ich gerade angerufen. Michael ist rangegangen!«
»Ach, du ScheiÃe! Deswegen habe ich so viele Anrufe von Unbekannt auf meinem Handy. Der blendet ganz oft die Nummer aus. Aber normalerweise spricht er dann auf die Mailbox. Mist!«
»Was, Mist?«
»Ich habe die Fotos auf meinem Schreibtisch liegen lassen. Ich war felsenfest davon überzeugt, er kommt erst am Dienstag zurück. Und jetzt?«
»Jetzt kommst du erst einmal zu mir. Und ich rufe schnell Sam an. Die ist nämlich wiederum auf dem Weg zu dir.«
Meine Nachricht kam gerade noch rechtzeitig, um Sam zurückzuordern. Schnell laufe ich die Treppe hinunter und stehe schon vor der Haustür, als endlich der Kombi um die Ecke biegt. In dem Moment, in dem Katharina aus dem Auto steigt, fühle ich mich endlich erleichtert â¦
Lenchen ist in ihrem Autositz eingeschlummert. Bestimmt träumt sie gerade vom Puppentheater. Vielleicht ganz gut, dass sie noch so klein ist und nicht mitbekommt, was sich da rund um sie herum in der Erwachsenwelt abspielt. Hoffe ich wenigstens. Sie wird noch nicht einmal richtig wach, als ich sie vorsichtig abschnalle und auf den Arm nehme, um sie nach oben zu tragen. Sie moppert nur einmal kurz rum und nickt sofort wieder ein. Es ist weit und breit kein anderes Auto in Sicht. Das ist gut. Ich weià nicht, warum ich so ein komisches Gefühl wegen Michael habe, aber ich bin froh, als wir endlich in der Wohnung sind.
»Ach, du meine Güte, wie siehtâs denn hier aus?«, fragt Katharina erstaunt, als sie den ersten Schritt ins Wohnzimmer setzt.
»Erzähl ich dir gleich«, flüstere ich. »Ich leg Lenchen ins Schlafzimmer.«
»Ja, aber lass die Tür auf, damit sie keinen Schrecken bekommt, wenn sie aufwacht und nicht weiÃ, wo sie ist, okay?«
Das kleine Mädchen sieht ganz verloren aus in unserem groÃen Bett. Ihr blondes Haar ist zerzaust, mit ihrer linken Hand hält sie ihre Schnuffel-Lotte fest. Die haben Katharina und ich mal aus einem kleinen Frotteehandtuch genäht. Gemeinsam heiÃt in diesem Fall: Katharina hat genäht, was
ich vorher gezeichnet habe. Für unser Erstlingswerk ist dieses Schlafpüppchen erstaunlich schön geworden. Sanft streiche ich der Kleinen über das Haar, dann verlasse ich leise den Raum und gehe zu meiner Freundin, die immer noch staunend vor dem von mir angerichteten Schlamassel steht.
»Und?«
»Sie schläft.«
»Das meine ich nicht. Ich meine das hier.«
»Ach so, wir haben ein Monster besiegt.«
»Aha. Und wer ist wir ? «
»Na, Helmut und ich.«
»Ach so, und wo ist Daniel?«
»Hm, wenn ich das nur wüsste
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