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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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…«
    Â 
    Wenigstens schaffe ich es, Katharina mit meiner Geschichte abzulenken. Ich habe uns beiden ein großes Glas Apfelschorle geholt. Katharina liegt auf der Couch, ich sitze im Schneidersitz auf dem Sessel. Dass Helmut meinen Chef angepinkelt hat, findet auch sie zum Schreien komisch.
    Â»Helmut, du bist wirklich ein Held!«, sagt sie zu ihm, fast in dem gleichen Tonfall, in dem Frieda das an jenem Abend schon festgestellt hatte.
    Als ich fertig erzählt habe, grinst Katharina.
    Â»Und wie kommt der Fleck da an die Wand? Sieht nach Marmelade aus.«
    Â»Der?«, frage ich lachend. »Der sollte den Beigeschmack der ganzen Geschichte vertreiben.«

    Geteiltes Leid ist irgendwie schon wieder halbes Leid. Mir geht es viel besser, seitdem Katharina hier ist, und ich habe gar nicht mehr auf mein Handy geguckt, ob Daniel sich gemeldet hat. Katharina hat weitaus größere Probleme als ich. Und außerdem bin ich mir plötzlich ganz sicher, dass Daniel bald wieder da sein wird.
    In dem Moment klingelt es auch schon. Daniel , denke ich, der hat bestimmt wieder seinen Schlüssel nicht … Und dann denke ich auf einmal Michael .
    Katharina scheint den gleichen Gedanken wie ich gehabt zu haben. Mit hochgezogenen Augenbrauen guckt sie mich abwartend an.
    Â»Warte, ich gucke vom Balkon runter, bevor ich aufmache«, beruhige ich sie.
    Unten steht ein knallrotes Fahrrad, an dem vorne ein Einkaufskorb befestigt ist.
    Â»Mutti?«, rufe ich runter.
    Â»Anna, An-na? Was ist denn los? Mach schon auf. Oder störe ich etwa?«
    Oh je, die hatte ich ja ganz vergessen. Mist! Sie kommt eigentlich immer am gleichen Tag vorbei. Hätte ich sie doch vorhin mal kurz angerufen! Aber jetzt vor der Tür stehen lassen kann ich sie ja auch schlecht, also drücke ich schnell den Türöffner.
    Â»Wie sieht’s denn hier aus?«, fragt sie wenig später und hält sich die Hand vor den Mund.
    War ja klar, dass das auch von ihr kommt. Würde ich schließlich genauso machen, wenn ich irgendwo reinkommen würde, wo es dermaßen aussieht. Ganz besonders,
wenn das bei meiner eigenen Tochter wäre, vorausgesetzt ich bekomme mal eine.
    Â»Monsterjagd mit anschließender Beigeschmackvertreibung«, erklärt Katharina grinsend für mich. »Hallo, Frau Weber.«
    Â 
    In Krisensituationen ist meine Mutter ein Ass. Meine Probleme hat sie erst einmal als zweitrangig eingestuft. Außerdem geht sie sowieso davon aus, dass Daniel bald reumütig zurückkommen wird. Seine Liebe sei stärker als die Kraft der Sterne, war ihr nüchterner Kommentar. Und dass ich ganz schön bescheuert sei, und wie ich nur auf die Idee mit diesem blöden Test hätte kommen können. Das Leben an sich sei schließlich Prüfung genug. Und diesen Schwachsinn hätte ich mit Sicherheit nicht von ihr geerbt.
    Dann hat sie mich gezwungen, erst einmal das Chaos zu beseitigen. Und natürlich hat sie ordentlich mit angepackt. Den Marmeladenklatscher an der Wand hat sie kopfschüttelnd abgewaschen, wobei sie ab und an mal ein »Tststs« von sich gegeben hat.
    Dann hat sie sich bei meiner Freundin nach ihrem Befinden erkundigt und sich deren Problem namens Michael gewidmet. Katharina meinte, es könne durchaus sein, dass Michael die Fotos noch gar nicht gefunden und er einfach nur so nach ihr gesucht habe. Aber das glaubt außer ihr momentan niemand … Meine Mutter gab ihr daraufhin den Tipp, beim nächsten Anruf ans Telefon zu gehen und einfach zu hören, was er von sich gäbe. Dabei dürfe sie ihm keinesfalls das Gefühl geben, dass sie ihn tatsächlich
verlassen werde. Sonst würde er womöglich gleich heute noch das Schloss auswechseln lassen.
    Dann musste ich Papier und einen Stift besorgen und als Schriftführerin die Schritte festhalten, die Katharina auf jeden Fall kurzfristig zu erledigen hat. Just in dem Moment, in dem ich »Bankkonto plündern« darauf notiere, klingelt Katharinas Handy. Ob Michael das gerochen hat? Männer sind ja sehr empfindlich, wenn es um Geld geht. Wie gut, dass ich mir da bei meinem Mann keine Sorgen machen muss. Der hat ja sowieso keins.
    Â 
    Michael hat die Fotos gefunden. Und er möchte noch heute mit Katharina darüber reden. Er war sehr aufmerksam und ausgesprochen nett zu ihr am Telefon, was ich eher mit »schleimig« umschreiben würde. Und natürlich hat er behauptet, er könne das alles

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