Warcraft - 2
sterben. Die Heiler konnten mit ihren Salben nicht alles richten.
Und Blackmoore konnte kein Mitgefühl für den Oger aufbringen.
Seine Freude war zudem von kurzer Dauer. Denn noch während Thrall mit dem Morgenstern ausholte, sprang der Oger auf und griff nach seinem Speer. Thrall zielte mit dem Morgenstern auf den Kopf des Wesens. Zur Überraschung der Menge und offensichtlich auch zu Thralls Verblüffung, streckte der Oger einfach nur eine seiner großen Hände aus und wischte die Kugel damit beiseite. Gleichzeitig stieß er den Speer nach vorne.
Der Morgenstern entfiel Thralls Pranke. Er wurde zur Seite gesto-
ßen und verlor das Gleichgewicht. Verzweifelt versuchte er auszuweichen, aber der Speer traf ihn in die Brust, nur wenige Zentimeter unterhalb seiner linken Schulter. Er schrie vor Schmerz. Der Oger stieß im Näherrücken nach und schob den Speer auf diese Weise vollständig durch Thralls Körper, so dass er hinten zu Boden fiel.
Dann warf sich der Oger auf den Ork, prügelte wie ein Wahnsinniger auf den Hilflosen ein und stieß dabei furchtbare Grunzlaute und Schreie aus.
Blackmoore starrte entsetzt auf das Spektakel. Der Ork wurde geschlagen, war so hilflos wie ein Kind, das Gewalt von einem Erwachsenen erfuhr. Der Gladiatorenring, ein Ort, an dem die besten Krieger des Königreichs ihre Stärke, Schnelligkeit und List maßen, war jetzt nicht mehr als ein Platz, auf dem ein Monster von einem sehr viel Stärkeren zu Brei geschlagen wurde.
Wie konnte Thrall das zulassen?
Männer hasteten in den Ring. Mit spitzen Stöcken versuchten sie, den Oger dazu zu bringen, von seiner Beute abzulassen. Die Bestie reagierte auf die Versuche, ließ von dem blutenden Thrall ab und hetzte hinter den Männern her. Drei andere warfen ein magisches Netz, das sofort schrumpfte und die Gliedmaßen des wütenden Ogers an dessen Körper pressten. Wie ein Fisch zappelte er jetzt, und die Männer warfen ihn ohne große Rücksicht auf einen Karren und beförderten ihn aus dem Ring.
Thrall wurde ebenfalls hinausgetragen, allerdings wesentlich sanfter. Blackmoores Status sorgte dafür, während diesem dämmerte, dass er auf Grund eines einzigen Kampfes jeden Penny verloren hatte, der von ihm heute auf Thrall gesetzt worden war. Viele seiner Begleiter teilten dieses Schicksal, und er spürte ihre wütenden Blicke im Rücken, als sie nach ihren Geldbörsen griffen, um ihre Schulden zu begleichen.
Thrall. Thrall. Thrall …
Thrall lag stöhnend auf dem Stroh, das ihm als Lager diente. Er hatte noch nie solche Schmerzen erlebt oder solche Erschöpfung. Er wünschte sich, ohnmächtig zu werden. Das hätte vieles erleichtert.
Trotzdem ließ er nicht zu, dass die Schwärze ihn übermannte. Die Heiler würden bald eintreffen. Blackmoore schickte sie stets, wenn Thrall in einem Kampf verletzt worden war. Blackmoore kam auch immer persönlich vorbei, und Thrall freute sich auf die tröstenden Worte seines Herrn. Es stimmte, dass er zum ersten Mal einen Kampf verloren hatte, aber sicherlich würde Blackmoore ihn loben, weil er davor ganze neun Kämpfe in Folge durchgestanden hatte.
Das hatte noch niemand, das wusste Thrall. Er wusste auch, dass er den Oger hätte besiegen können, wenn er ihm im ersten, dritten oder sogar sechsten Kampf begegnet wäre. Aber niemand konnte erwarten, dass er nach einer rekordverdächtigen Siegfolge auch jetzt gewann.
Er schloss die Augen, als Schmerz durch seinen Körper schoss.
Das heiße Brennen in seiner Brust war beinahe unerträglich. Wo blieben die Heiler? Sie sollten längst eingetroffen sein. Er wusste, dass er dieses Mal schwer verletzt worden war. Er schätzte, dass er sich einige Rippen und ein Bein gebrochen hatte. Hinzu kamen die Schwertwunden und natürlich das schreckliche Loch in seiner Schulter, wo der Speer ihn aufgespießt hatte. Sie mussten bald kommen, wenn Thrall am nächsten Tag wieder die Arena betreten sollte.
Thrall hörte, wie eine Tür geöffnet wurde, konnte jedoch den Kopf nicht heben, um zu sehen, wer die Zelle betrat.
»Die Heiler werden kommen«, sagte Blackmoore. Thrall spannte sich an. Die Stimme, die er hörte, lallte und war voller Verachtung.
Sein Herzschlag beschleunigte sich. Bitte nicht dieses Mal … nicht ausgerechnet jetzt …
»Aber sie werden nicht bald kommen. Ich will dich leiden sehen, du feiger Hurensohn!«
Thrall stöhnte vor Qual, als ihn Blackmoores Stiefel in den Magen traf. Der Schmerz war fürchterlich, aber bei weitem nicht so schlimm
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