Warcraft - 2
Widerschein in der Dunkelheit seiner Zelle sehen.
»Feuer!«, hörte er die Rufe. »Feuer!«
Ohne zu wissen, warum, warf sich Thrall auf sein Bett aus Stroh.
Er schloss die Augen, zwang seinen fliehenden Atem zur Ruhe und täuschte vor zu schlafen.
»Der geht nirgendwo hin«, sagte eine der Wachen. Thrall wusste, dass er beobachtet wurde. Er täuschte weiter tiefen Schlaf vor. »Das verdammte Monster wird auch von gar nichts wach. Komm, wir helfen den anderen.«
»Ich weiß nicht«, sagte die zweite Wache.
In die Alarmrufe mischten sich jetzt helle Kinderschreie und hohe Frauenstimmen.
»Es breitet sich aus«, sagte die erste Wache. »Komm schon!«
Thrall hörte, wie schwere Stiefelsohlen auf Stein aufschlugen. Das Geräusch wurde schwächer. Er war allein.
Er erhob sich und stellte sich vor die schwere Holztür. Natürlich war sie verschlossen, aber es gab niemanden, der sehen konnte, was Thrall als nächstes tun würde.
Er atmete tief ein und warf sich mit der linken Schulter voran gegen das Hindernis. Die Tür gab leicht nach, sprang jedoch nicht auf.
Wieder und wieder warf er sich wuchtig dagegen. Fünf Mal musste er seinen mächtigen Körper gegen das Holz rammen, bevor die alte Tür mit lautem Krachen aufflog. Der Schwung trug Thrall nach vorne, und er landete auf dem harten Boden. Der Moment des Schmerzes war jedoch nichts gegen die Erregung, die ihn durchströmte.
Er kannte diese Gänge und konnte im durch die wenigen Fackeln an den Wänden entstehenden Halbdunkel problemlos sehen. Einen Gang hinunter, eine Treppe hinauf, und dann …
Wie schon zuvor in der Zelle erwachte plötzlich sein tiefverwur-zelter Instinkt. Er presste sich gegen die Wand und verbarg seinen klobigen Körper so gut es ging in den Schatten. Aus einem anderen Eingang kamen Wachen und stürmten an ihm vorbei. Sie sahen ihn nicht, worauf Thrall erleichtert aufatmete.
Die Wachen ließen die Tür zum Festungshof weit offen stehen.
Vorsichtig näherte sich Thrall und spähte nach draußen.
Es herrschte Chaos. Die Ställe waren von Flammen eingehüllt, und die Pferde, Ziegen und Esel galoppierten voller Panik über den Platz. Das war gut, denn so war es unwahrscheinlich, dass ihn in diesem Tumult jemand bemerken würde. Man hatte eine Eimerkette gebildet, und während Thrall zusah, liefen weitere Männer darauf zu und verschütteten in ihrer Hast wertvolles Wasser.
Thrall blickte zur rechten Seite des Hofeingangs. Verborgen in einer dunklen Ecke fand er den Gegenstand, den er gesucht hatte: einen großen schwarzen Umhang. Trotz der Größe konnte der Umhang ihn nicht ganz bedecken. Also verhüllte Thrall wenigstens sein Haupt und die breite Brust. Dann bückte er sich, sodass der kurze Saum über seine Beine fiel, und trat vor.
Der Weg über den Platz bis hin zu den Haupttoren dauerte nur wenige Momente, aber Thrall kamen sie wie eine Ewigkeit vor. Er versuchte seinen Kopf gesenkt zu halten, musste jedoch immer wieder aufsehen, um verängstigten Pferden, schreienden Kindern und Karren auszuweichen, die mit Regenwasser gefüllte Bottiche trans-portierten.
Klopfenden Herzens bahnte er sich einen Weg durch das Durch-einander. Er fühlte die Hitze, und das Feuer erhellte den Platz beinahe so stark wie Tageslicht. Thrall konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, sich so klein wie möglich zu machen und auf das Tor zuzugehen.
Schließlich schaffte er es. Das Tor war weit offen. Weitere Karren mit Regenwasser rollten hindurch. Den Fahrern fiel es schwer, die verängstigten Pferde unter Kontrolle zu halten. Niemand bemerkte die große Gestalt, die in der Dunkelheit verschwand.
Als die Festung hinter ihm lag, begann Thrall zu rennen. Er lief direkt auf die bewaldeten Hügel zu und verließ die Straße so schnell er konnte. Seine Sinne schienen besser zu funktionieren als je zuvor.
Unbekannte Gerüchte erfüllten seine aufgeblähten Nasenflügel, und er glaubte jeden Stein und jeden Grashalm unter seinen hastenden Füßen zu spüren.
Dann fand er die Felsformation, die Taretha ihm beschrieben hatte.
Sie hatte gesagt, sie sähe aus wie ein Drachen, der über den Wald wachte. Es war sehr dunkel, aber mit Hilfe seiner exzellenten, auch bei Nacht sehenden Augen entdeckte Thrall einen Felsen, der mit ein wenig Phantasie tatsächlich wie der Hals eines Reptils aussah.
Taretha hatte gesagt, darunter befände sich eine Höhle, in der er sicher sein würde.
Für einen kurzen Moment fragte sich Thrall, ob Taretha
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