Warcraft - 2
diesem Tag nur gegen Menschen bestrit-ten, mächtige Krieger zwar, aber keine echten Herausforderungen für Thralls brutale Stärke. Es konnte nur ein Trick sein, mit dem er der letzten Runde entgehen wollte, von der Thrall wusste, dass es die schwerste von allen werden würde.
Selbstsüchtiger, dummer Sklave. Er wollte wohl nur zurück in seine gemütliche Zelle, etwas essen und ein paar Bücher lesen. Blackmoore würde ihm schon die nötigen Lektionen beibringen.
In diesem Moment trat der Sergeant in die Runde. »Lord Blackmoore!«, rief er, die Hände zum Trichter vor seinem bärtigen Mund geformt. »Werdet Ihr auf den letzten Kampf verzichten?«
Hitze stieg in Blackmoores Wangen. Wie konnte der Sergeant das in aller Öffentlichkeit wagen? Blackmoore, der immer noch schwankte, griff mit der Linken nach der Stuhllehne. Langston kam unauffällig näher, um ihm seine Hilfe anzubieten, sollte es nötig werden. Blackmoore streckte seine rechte Hand aus und führte sie zu seiner linken Schulter.
Nein.
Der Sergeant blickte ihn für einen Moment durchdringend an, als könne er nicht glauben, was er sah. Dann aber nickte er und gab das Kommando für den nächsten Kampf.
Thrall kam auf die Beine. Er sah aus, als trüge er tonnenschwere Steine auf seinem Rücken. Mehrere Männer liefen in die Arena, um die toten Bergkatzen und liegengelassenen Waffen zu entfernen. Sie gaben Thrall die Waffe, die er in diesem Kampf verwenden sollte: den Morgenstern – eine mit Dornen versehene Metallkugel, die mit einer Kette an einem massiven Stock befestigt war. Thrall nahm die Waffe und versuchte eine drohende Haltung einzunehmen. Selbst aus der Entfernung sah Blackmoore, dass der Ork zitterte. Normalerweise stampfte Thrall vor jedem Kampf mit dem Fuß auf. Dieser Rhythmus brachte die Menge in Rage und schien ihm zu helfen, sich für den bevorstehenden Kampf zu sammeln. Heute jedoch bereitete es ihm schon Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
Nur noch ein Kampf. Die Bestie würde das schon schaffen.
Die Tore öffneten sich, sonst geschah für einen langen Moment nichts.
Das änderte sich, als er aus dem Halbdunkel hervortrat. Seine beiden Köpfe schrien unverständliche Provokationen, sein bleicher Körper überragte Thrall in gleichem Maße, wie er die Menschen überragte. So wie Thrall trug er nur eine einzige Waffe, aber es war die Bessere für einen Kampf wie diesen – ein langer, tödlich drohender Speer. Durch die Länge seiner Arme und die Länge des Speers hatte der Oger eine wesentlich größere Reichweite als der Ork.
Thrall musste versuchen, nahe heranzukommen, um einen Treffer zu landen und den Sieg herbeizuführen.
Das war so ungerecht!
»Wer hat dem Oger diesen Speer gegeben?«, brüllte Blackmoore Langston an. »Er sollte eine Waffe haben, die mit der von Thrall vergleichbar ist!« Blackmoore dachte nicht an die vielen Male, bei denen Thrall mit einem Breitschwert oder einem Speer ausgerüstet war, während seine menschlichen Gegner nur ein Kurzschwert oder eine Axt führten.
Der Oger marschierte in die runde Arena und sah dabei einer Kriegsmaschine ähnlicher als einem lebenden Wesen. Er hielt den Speer nach vorn gerichtet. Ein Kopf begutachtete die Menge, der andere Thrall.
Thrall hatte noch nie ein solches Wesen gesehen und starrte es einen Augenblick lang einfach nur an. Dann riss er sich zusammen, richtete sich zur vollen Größe auf und begann den Morgenstern zu schwingen. Er warf den Kopf zurück, sein langes schwarzes Haar kitzelte den Rücken, und stieß einen Schrei aus, der ebenso dröhnend wie die Laute des Ogers war.
Der Oger griff an und stieß mit dem Speer zu. Seinen Bewegungen wohnte keine Eleganz inne, nur animalische Stärke. Thrall wich dem schwerfälligen Angriff mit Leichtigkeit aus, unterlief die Verteidigung des Ogers und schwang den Morgenstern. Der Oger schrie auf und wurde langsamer, als die schwere Dornenkugel seine Körper-mitte traf. Thrall sprang an ihm vorbei und fuhr herum.
Bevor der Oger sich drehen konnte, traf Thrall ihn zwischen den Schulterblättern. Der Oger fiel auf die Knie, ließ den Speer fallen und griff nach seinem Rücken.
Blackmoore lächelte. Das musste der widerlichen Kreatur doch das Rückgrat gebrochen haben. Diese Kämpfe führten nicht zwangswei-se zum Tod – es ziemte sich im Gegenteil nicht, einen Gegner zu tö-
ten, weil damit die Anzahl guter Kämpfer reduziert wurde –, aber jeder wusste, dass es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gab, im Ring zu
Weitere Kostenlose Bücher