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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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schlingt sich die Decke um die Schultern.
    Einen Moment lang schaue ich ihr zu. Ihre Haltung ist die einer Mauer aus Stein. Ich senke den Kopf und wende mich zum Gehen. Ich bin schon in der Tür, als sie sagt: »Warte.«
    Ich drehe mich um. Sie sitzt aufrecht, die Decke liegt zusammengeknüllt in ihrem Schoß. »Ich habe Hunger«, sagt sie.
    Verblüfft sehe ich sie an. Hunger? Möchte sie einen Arm oder ein Bein? Heißes Blut, Fleisch und Leben? Sie ist eine Lebende … will sie sich selbst essen? Dann erinnere ich mich, was Hunger einmal hieß. Ich erinnere mich an Beefsteak und Pfannkuchen, Getreide und Früchte und Gemüse, an diese bizarre kleine Ernährungspyramide. Manchmal vermisse ich es, Geschmack und Konsistenz zu genießen anstatt einfach nur Energie zu tanken, aber ich will mich nicht weiter damit befassen. Selbst hellrotes Fleisch von einem frisch erlegten Kaninchen oder Reh ist unterhalb unserer kulinarischen Standards; seine Energie ist schlicht unkompatibel, als würde man versuchen, einen Computer mit Diesel laufen zu lassen. Für uns gibt es keinen bequemen Ausweg, keine humane Alternative zugunsten einer schicken Moral. Der neue Hunger verlangt Opfer. Er verlangt menschliches Leiden als Preis für unsere Freuden, so jämmerlich und billig sie auch sein mögen.
    »Verstehst du, Essen ?«, sagt Julie. Sie stellt den Akt des Kauens pantomimisch dar. »Sandwiches? Pizza? Irgendwas, wofür man niemanden töten muss?«
    Ich nicke. »Ich … hole.«
    Ich will aufbrechen, aber sie hält mich abermals zurück.
    »Lass mich einfach gehen «, sagt sie. »Was willst du denn? Warum hältst du mich hier fest?«
    Einen Augenblick lang überlege ich. Ich gehe zum Fenster und zeige auf die Startbahn. Sie schaut und sieht denGottesdienst, der im Gang ist. Die Versammlung der Toten, wie sie schwanken und stöhnen. Die Skelette rasseln vor und zurück, stumm, aber irgendwie charismatisch, und knirschen mit ihren zerbrochenen Zähnen. Es sind Dutzende, es wimmelt nur so von ihnen da unten.
    »Pass … auf dich … auf.«
    Aus ihrem Sitz heraus schaut sie mich an, mit einem Ausdruck, den ich nicht lesen kann. Ihre Augen sind Schlitze und ihre Lippen sind schmal, aber es ist nicht wirklich Wut. »Woher kennst du meinen Namen?«, fragt sie.
    Da ist es. Am Ende musste es so kommen.
    »In dem Gebäude. Du hast meinen Namen gesagt, ich erinnere mich. Verdammte Scheiße, woher weißt du, wie ich heiße?«
    Ich versuche erst gar nicht zu antworten. Unmöglich zu erklären, was ich weiß und woher ich es weiß – nicht mit meinem Kindergartenwortschatz und dieser Fehlerhaftigkeit. Also trete ich den Rückzug an, verlasse das Flugzeug, trotte den Boardingtunnel hinauf und spüre mehr denn je die Grenzen dessen, was ich bin.
    Als ich an Gate 12 stehe und noch darüber nachgrübele, wohin ich mich wenden soll, fasst mich jemand an der Schulter. Julie steht hinter mir. Sie hat die Hände in die Taschen ihrer engen schwarzen Jeans gesteckt und wirkt unsicher. »Lass mich einfach raus und ein bisschen rumlaufen«, sagt sie. »Ich werde noch verrückt in dem Flugzeug.«
    Ich antworte nicht. Ich checke den Gang.
    »Komm schon«, sagt sie. »Ich bin auch hier reingekommen, und keiner hat mich gefressen. Lass mich mit dir gehen und was zu essen besorgen. Du weißt ja gar nicht, was ich mag.«
    Das … stimmt nicht ganz. Ich weiß, dass sie Phad Thai mag. Ich weiß, dass sie sich wie ein Kind über Sushi freut.Ich weiß, dass sie eine Schwäche für fettige Cheeseburger hat, trotz des rigorosen Fitnessprogramms im Stadion. Doch das ist ein Wissen, das ich nicht nutzen kann. Dieses Wissen ist gestohlen.
    Ich nicke bedächtig und zeige auf sie. »Tot«, verkünde ich. Ich beiße die Zähne zusammen und führe ein übertriebenes Zombieschlurfen vor.
    »Okay«, sagt sie.
    Ich schlurfe mit langsamen, wackeligen Schritten im Kreis und lasse dabei immer mal wieder ein Stöhnen los.
    »Kapiert.«
    Ich fasse sie am Handgelenk und führe sie raus in den Gang und zeige in beide Richtungen, weise sie auf die kleinen Gruppen von Zombies hin, die im trüben Halblicht des Morgens umherwandern. Ich sehe ihr direkt in die Augen. »Nicht … rennen.«
    Sie legt die Hand aufs Herz. »Ich schwöre.«
    So dicht neben ihr kann ich sie wieder riechen. Das meiste von dem schwarzen Blut hat sie sich wieder abgewischt, und durch die Lücken kann ich Spuren ihrer Lebensenergie wittern. Sie sprüht und perlt wie Champagner, zündet Blitze tief im Innern meiner

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