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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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Schreien keine Miene, es fehlt nicht viel und sie würde ein Liedchen pfeifen, bloß um zu beweisen, dass sie das Blutbad nicht mal bemerkt. Tut sie das für mich, für sich?
    Wir setzen uns an den Cafétisch, und ich baue eines der Tabletts vor ihr auf.
    »Appe … tit«, sage ich.
    Sie stochert mit einer Plastikgabel in den festgefrorenen Nudeln herum und sieht mich an. »Du kannst dich echt nicht mehr an viel erinnern, was? Wie lange ist es her, dass du was Richtiges gegessen hast?«
    Ich zucke die Achseln.
    »Wie lange ist es her, dass du … gestorben bist … oder so?«
    Ich tippe mir mit dem Finger an die Schläfe und schüttele den Kopf.
    Sie mustert mich. »Na ja, so lange kann es nicht her sein. Für eine Leiche siehst du gar nicht übel aus.«
    Ihre Worte lassen mich zusammenfahren, aber dann wird mir klar, dass sie von der heiklen kulturellen Konnotation des Begriffs »Leiche« vermutlich gar nichts wissen kann. M verwendet das Wort manchmal im Scherz, und ich selbst benutze es in meinen dunkleren Momenten, aber wenn es von einem Außenseiter kommt, erregt es eine Art defensiven Unwillen in mir, den sie unmöglich nachvollziehen kann. Ich hole tief Luft und lasse es geschehen.
    »Egal, jedenfalls kann ich das so nicht essen«, sagt sie und bohrt ihre Plastikgabel so lange in das Essen, bis eineder Zacken abbricht. »Ich werde eine Mikrowelle auftreiben. Warte einen Moment.«
    Sie steht auf und geht in eins der leeren Restaurants. Sie hat vergessen, dass sie schlurfen muss, und ihre Hüften wiegen sich rhythmisch. Das Risiko ist groß, aber in diesem Augenblick, merke ich, ist es mir egal.
    »Das hätten wir«, sagt sie, als sie wiederkommt und den würzigen Geruch einatmet, der von der Mahlzeit aufsteigt. »Hmm. Ich habe seit Ewigkeiten kein Thai mehr gegessen. Wir haben im Stadion kein richtiges Essen mehr, nur noch Grundnahrungsmittel und Carbtein. Carbtein-Tabletten, Carbtein-Puder, Carbtein- Saft . Krass.« Sie setzt sich hin und nimmt einen Bissen gefrierverbrannten Tofu. »Oh, wow! Das ist ja fast schon lecker.«
    Ich sitze da und sehe ihr beim Essen zu. Offenbar fällt es ihr schwer, die zu einem Klumpen erstarrten Nudeln runterzuwürgen, also hole ich ihr ein lauwarmes Bier aus dem Kühlschrank des Restaurants und stelle es auf den Tisch.
    Julie hört auf zu essen und schaut die Flasche an. Dann schaut sie mich an und lächelt. »Aber ja, Mr. Zombie. Du kannst Gedanken lesen.« Sie schraubt den Deckel ab und nimmt einen großen Schluck. »Ein Bier hatte ich schon lange nicht mehr. Keine bewusstseinsverändernden Substanzen im Stadion. Du musst die ganze Zeit alarmbereit sein, wachsam sein, bla bla bla.« Sie nimmt noch einen Schluck und mustert mich mit einem Hauch Sarkasmus. »Vielleicht bist du ja gar nicht so ein Monster, Mr Zombie. Ich meine, einer, der ein gutes Bier zu schätzen weiß, hat halbwegs gute Karten bei mir.«
    Ich schaue sie an und lege die Hand auf meine Brust. »Mein … Name …«, keuche ich, aber ich habe keine Ahnung, wie ich fortfahren soll.
    Sie setzt das Bier ab und beugt sich leicht vor. »Du hast einen Namen?«
    Ich nicke.
    Ihre Lippen verziehen sich zu einem amüsierten Lächeln. »Und wie lautet dein Name?«
    Ich schließe die Augen und versuche nachzudenken, versuche ihn aus der Leere zu ziehen, aber das habe ich schon so oft versucht. »Rrr«, sage ich im Versuch, ihn auszusprechen.
    »Rur? Du heißt Rur?«
    Ich schüttele den Kopf. »Rrrrr…«
    »Rrr? Er fängt mit einem R an?«
    Ich nicke.
    »Robert?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Rick? Rodney?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Hm … Rambo?«
    Ich stoße einen Seufzer aus und starre auf den Tisch.
    »Wie wäre es, wenn ich dich einfach R nenne? Das wäre doch schon mal ein Anfang, oder nicht?«
    Ich schaue ihr direkt in die Augen. »R.« Ein schüchternes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
    »Hallo R«, sagt sie. »Ich bin Julie. Aber das weißt du ja schon. Bestimmt bin ich ein Scheiß-Promi.« Sie schiebt das Bier zu mir hinüber. »Hier, nimm einen Schluck.«
    Eine Sekunde lang beäuge ich die Flasche, ein komisches Gefühl von Übelkeit steigt in mir auf, wenn ich an ihren Inhalt denke. Dunkle bernsteinfarbene Leere. Leblose Pisse. Aber ich möchte diesen so unwahrscheinlichen Moment menschlicher Wärme nicht mit meinen Untotenmarotten kaputtmachen. Ich nehme einen tiefen Schluck. Ich kann spüren, wie das Bier durch die winzigen Perforierungen in meinem Magen rinnt und mein T-Shirt nass macht. Und zu meinem

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