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Warnschuss: Thriller (German Edition)

Warnschuss: Thriller (German Edition)

Titel: Warnschuss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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tragisch enden.« Sie beugte sich vor, bis er ihr in die Augen sehen musste. »Die Lady war pures Gift. Das hast du selbst gesagt, als du begonnen hast, in diesem Fall zu ermitteln. Du warst scharf auf sie, aber du hast sie trotzdem durchschaut. Ich weiß das mit hundertprozentiger Sicherheit. Du hast ihr genauso wenig getraut wie ich.
    Sie hat immer wieder gelogen, sie hat jeden angelogen, und an jenem Abend auf der Brücke haben die vielen Lügen sie eingeholt. Ehrlich gesagt bin ich nicht traurig über das, was ihr und Napoli widerfahren ist. Ich bin froh, dass sie Geschichte ist und deine Karriere nicht mehr zerstören kann. Dass sie dich nicht mehr zerstören kann.«
    Sie berührte ihn nur äußerst selten, weil sie auf keinen Fall riskieren wollte, dass ihre berufliche Zusammenarbeit
in Gefahr geriet. Aber jetzt legte sie die Hand auf seinen Arm und drückte ihn kurz und energisch. »Du musst damit abschließen, Duncan. Vergib dir, dass du ein Mann bist, dass du ein Mensch bist. Du musst dich bewusst dazu entschließen, sie zu vergessen. Konzentrier dich wieder auf das Wesentliche. Morgen können wir von Neuem versuchen, Savich festzunageln.« Sie schob das Whiskyglas aus seiner Reichweite. »Und dazu musst du stocknüchtern sein.«
     
    Duncan ließ sich von ihr aus der Bar in den strömenden Regen führen. Bis sie DeeDees Wagen erreicht hatten, war er triefnass. Es war ihm egal.
    »Was ist mit meinem Auto?«, fragte er, während sie ihn auf den Beifahrersitz schob.
    »Morgen früh hole ich dich ab und fahre dich her, damit du es abholen kannst.«
    Er widersprach nicht; was morgen passierte, war ihm vollkommen gleich.
    Es war keine lange Fahrt zu seinem Stadthaus; nach wenigen Minuten waren sie angekommen. DeeDee stellte den Motor ab und fasste schon nach dem Griff, doch er hielt sie zurück. »Komm nicht mit rein.«
    »Ich komme mit.«
    »Es geht schon. Ich werde nichts mehr trinken. Ehrenwort«, beteuerte er, weil sie ihn skeptisch ansah.
    »Na schön, ich glaube dir. Du willst ganz bestimmt keine Gesellschaft?«
    »Definitiv.«
    »Spiel ein bisschen Klavier.«
    »Ich spiele nicht Klavier.«
    »Richtig.« Sie grinste.
    Er rang sich ebenfalls ein Lächeln ab, auch wenn es sich anfühlte, als würden seine Lippen gewaltsam gedehnt.
    »Versuch dich auszuruhen. Wir sehen uns morgen früh.«
    Er sah sie finster an. »Aber nicht zu früh.« Damit drückte er die Tür auf und stieg aus.
    Der Rinnstein hatte sich in einen Sturzbach verwandelt. Er übersprang den Wasserlauf und landete auf dem Gehweg. Dann lief er die Stufen zur Haustür hinauf und schloss sie auf. Er drehte sich noch einmal um und winkte DeeDee zum Abschied zu. Sie hupte kurz und fuhr durch den Regen davon.
    Drinnen schaltete Duncan eine Tischlampe an und ging aus reiner Gewohnheit in die Küche. Als er dort angekommen war, fiel ihm nichts ein, was ihm auch nur halbwegs geschmeckt hätte. Er war nicht hungrig. Er wollte nichts mehr trinken, obwohl Smitty’s Whisky nicht den erwünschten betäubenden Effekt gebracht hatte. Sein Kopf war nur allzu klar.
    Ohne sich um das Regenwasser zu scheren, das aus seinen Kleidern auf Teppiche und Parkett tropfte, kehrte er ins Wohnzimmer zurück, wo er wie ein Fremder mitten im Raum stehen blieb und sich auf der Suche nach etwas Vertrautem umsah, das ihn emotional berühren würde. Er konnte sich nicht erinnern, dass er sich in seinem ganzen Leben jemals so absolut und vollkommen allein gefühlt hätte.
    Er konnte seine Eltern anrufen, die immer für ihn da waren, wenn er sie brauchte, die ihn stets mit einer Umarmung, einem Gebet oder aufmunternden Worten und vor allem mit ihrer uneingeschränkten Liebe aufrichteten. Aber hierüber konnte er nicht mit ihnen sprechen. Noch nicht.
    DeeDee würde sofort umdrehen, wenn er sie anriefe. Sie hatte ihm sogar angeboten, bei ihm zu übernachten. Aber er konnte sie nicht in diesen Morast aus Schuld und Selbsthass hinabziehen. Außerdem war er nicht völlig ehrlich gewesen.
    Er hatte ihr gestanden, dass er und Elise sich geliebt hatten.
    Er hatte nicht gestanden, dass er sich verliebt hatte.
    Völlig desinteressiert sah er auf das Klavier, doch die Klavierbank erinnerte ihn schmerzhaft an jenen Vormittag, an dem Elise darauf gesessen hatte und zu ihm aufgesehen hatte, mit diesen flehenden Augen, die so mühelos bezaubern, umgarnen und lügen konnten.
    Als würde er unwiderstehlich angezogen, ließ er sich dort nieder, wo sie gesessen hatte. Es ließ ihn nicht los, dass

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