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Warnschuss: Thriller (German Edition)

Warnschuss: Thriller (German Edition)

Titel: Warnschuss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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möglicherweise nichts von dem, was sie gesagt oder getan hatte, aufrichtig gewesen war. Nichts. Schlimmer noch, er fürchtete, dass Savich sie gesteuert hatte, dass sie strikt nach seinen Anweisungen gehandelt hatte. Dass jede Berührung, jede Miene, jeder Seufzer kalkuliert war, als sie sich unter Duncan auf dem zerschlissenen Sofa geräkelt hatte.
    Im Grunde hätte ein solcher Verrat Savich entsprochen. Es wäre allzu offensichtlich gewesen, wenn er Duncan so eiskalt exekutiert hätte wie Freddy Morris, womöglich hätte man Savich schon wenig später festgenommen.
    Außerdem hätte eine Kugel im Kopf unpoetisch gewirkt. Da war es doch viel befriedigender für Savich, Elise auf ihn zu hetzen und sich entspannt zurückzulehnen, während er schadenfroh verfolgte, wie Duncan ihren Reizen verfiel, wie er alle moralischen Maßstäbe verriet, die er für sich reklamierte, und wie er seinen Ruf, seinen Beruf, seinen Selbstrespekt und alles, was ihm wertvoll war, aufs Spiel setzte, bis er sich langsam, aber unausweichlich selbst zu Fall brachte.
    Ein brillanter Plan.
    Er ließ den Kopf hängen und versuchte, ein Reuegebet zu sprechen, aber seine Kehle gab nur trockene, abgehackte Schluchzer von sich. Er wollte weinen, aber worüber sollte
er weinen? Darüber, dass er seine Moralvorstellungen verraten hatte? Oder über Elise? Welches Recht hatte er, jemandem nachzutrauern, den er gar nicht rechtmäßig verlieren konnte? Elise war für immer verloren.
    Er war verloren.
    Lange blieb er so sitzen, ohne die Tasten auch nur zu berühren. Schließlich stand er auf, schaltete die Lampe aus und tastete sich durch die Dunkelheit nach oben. Das mit Regenschlieren überzogene Dachfenster warf seinen wässrigen Schatten auf die Wand neben der Treppe, die dadurch aussah, als würde sie weinen. Er blieb auf dem Absatz stehen und betrachtete die trauernden Rinnsale auf der Tapete, dann trat er ins Schlafzimmer und schaltete beim Eintreten das Licht ein.
    Sie stand in der Ecke zwischen seinem Bett und dem Fenster.
    Er schrie auf, ungläubig, entsetzt, zornig. Und freudig. Sie war am Leben!
    Instinktiv zog er die Waffe, ging in die Hocke und zielte auf sie. »Lass den Mantel fallen, heb die Hände und dreh dich zur Wand!«
    »Duncan …«
    »Los, verdammt!« , brüllte er sie an. »Mach schon, oder ich werde dich erschießen, so wahr mir Gott helfe.«
    Elise ließ den Regenschutz fallen, den sie zusammengefaltet über ihrem Arm getragen hatte, und drehte sich mit erhobenen Händen zur Wand.
    Es kostete ihn Mühe, den Mund zu schließen und seinen hektischen Atem zu beruhigen. Gegen das Herzrasen konnte er nichts unternehmen. »Hast du die Zweiundzwanziger?«
    »Die was?«
    Die Pistole fest auf sie gerichtet, trat er hinter sie und tastete sie hastig ab, indem er mit der Hand jeweils von der
Achselhöhle bis zum Knöchel nach unten strich, dann an der Innenseite ihrer Jeans wieder aufwärts und einmal rund um ihre Taille. Als er sich überzeugt hatte, dass sie unbewaffnet war, trat er zurück und griff nach dem Telefon auf dem Nachttisch. Während er sich mit den gummiüberzogenen Tasten des Telefons abmühte, drehte sie sich um.
    Sie streckte die offene Hand aus. »Ruf nicht an. Nicht bevor ich dir alles erklärt habe.«
    »Du wirst alles erklären, ganz recht.«
    »Duncan …«
    »Nenn mich nicht so! Für dich bin ich nicht mehr Duncan! Für dich bin ich nur noch der Bulle, der dich in den Knast verfrachten wird.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Glaub es ruhig.«
    »Du brauchst mich nicht mit der Waffe zu bedrohen.«
    »Bestimmt hast du das auch zu Trotter und Napoli gesagt, und sieh dir an, was mit denen passiert ist. Wie bist du hier hereingekommen?«
    »Ich habe dich unten gehört. Hast du geweint?«
    »Wie bist du ins Haus gekommen?«, wiederholte er, jedes Wort einzeln betonend.
    »Im Erdgeschoss war ein Fenster offen. Ich schätze, du hast vergessen, die Alarmanlage einzuschalten. Warum hast du geweint?«
    Wieder wich er ihrer Frage aus. »Ganze Armeen von Männern und Frauen im Umkreis von hundert Meilen haben sich die Ärsche aufgerissen, um dich zu finden. Dass du von der Brücke verschwunden bist, hat ziemlichen Wirbel gemacht. Bestimmt hast du die Aufmerksamkeit genossen.«
    Sie breitete die Arme aus. »Sehe ich aus, als hätte ich irgendwas genossen?«
    Ein Punkt für sie. Sie sah elend aus. »Was ist mit deinen Haaren passiert?«
    »Wenn du einen Selbstmord vortäuschst, solltest du vor allem dein Aussehen

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