Warnschuss: Thriller (German Edition)
noch?«
»Inzwischen ist die Sonne rausgekommen.«
»Hier auch. Alles dampft. Man kriegt kaum noch Luft, so verflucht heiß ist es.« Nach einer vielsagenden Pause fragte sie, wann er zurückkommen würde.
»In ein paar Tagen.«
»Wie geht es dir?«
»Eigentlich ganz gut. Hab viel geschlafen. Heute Morgen war ich joggen. Das hat die Spinnweben vertrieben. Dabei ist mir der Gedanke gekommen, die Jungs noch mal zu überprüfen. Aber wenn du meinst, dass das nichts bringt …«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Mehr oder weniger.«
»Nein, ich mach’s ja«, gab sie sich mürrisch geschlagen. »Das ist immerhin etwas, sonst haben wir nichts mehr auf der Pfanne.«
Genau wie er gehofft hatte, war sie erleichtert, dass er sich schon wieder auf Savich konzentrierte. Er hatte ein
schlechtes Gewissen, weil er sie manipulierte. Aber nur ein wenig. »Gut. Am besten fängst du mit Freddy Morris an und gehst von dort aus immer weiter zurück. Eltern, Geschwister, Exfrauen, Freundinnen, beste Freunde. Vielleicht kann es einer davon kaum erwarten, über Savich zu plaudern.«
»Mit den meisten davon haben wir gleich nach der Tat geredet.«
»Kann nicht schaden, sie noch einmal abzuklappern und den Kreis zu erweitern.«
»Okay.«
Er tat so, als hätte er ihren Widerwillen nicht gehört. »Und vergiss Chet Rollins nicht. Der Typ, den sie im Gefängnis erledigt haben.«
»Die Dove-Exekution.«
»Genau.«
»Das war nicht unser Fall«, wandte sie ein. »Die Ermittlungen wurden in Jackson durchgeführt.«
»Vielleicht ist den Kollegen da oben irgendwas entgangen.«
»Na schön. Ich werde das nachprüfen.« Sie zögerte und fragte dann: »Und dir geht es wirklich wieder gut?«
»Könnte kaum besser gehen.«
»Du hörst dich komisch an.«
»Ich musste gerade gähnen.« Er sah Elise aus einem Regalgang treten und auf ihn zukommen. Zeit, Schluss zu machen. »Ich glaube, ich lege mich wieder aufs Ohr«, sagte er zu DeeDee. »Vergiss nicht, Napolis Sekretärin anzurufen. Und gib Bescheid, sobald du was Neues weißt. Bye.«
Ehe DeeDee etwas darauf sagen konnte, hatte er das Gespräch beendet und das Handy auf Vibrieren gestellt. Falls DeeDee zurückrief, was ihr durchaus zuzutrauen war, würde sein Handy nicht läuten, sondern nur surren.
Eilig rutschte er aus seiner Nische und ging Elise entgegen.
Er warf einen Blick in ihren Einkaufswagen. »Alles gefunden, was du brauchst?«
»Wen hast du angerufen?«
»Die Zentrale.«
»Warum?«
»Gewohnheit.«
»Hast du mit Detective Bowen gesprochen?«
»Nur mit ihrer Mailbox. Ich habe eine Nachricht hinterlassen, dass ich mich entspanne und die freien Tage genieße.«
»Wann wirst du ihr erzählen, dass ich noch am Leben bin?«
»Wenn sich alles geklärt hat. Was hast du gekauft?«
Ihr Blick lag immer noch auf dem Handy, das er an seinen Gürtel gehängt hatte, aber dann lächelte sie kurz und beantwortete seine Frage. »Ich werde bestimmt keine Fashion-Show gewinnen, aber immerhin habe ich etwas zum Anziehen und Kämmen. Wie war die Limo?«
»Willst du eine?«
»Danke, meine Lippen sind schon rot genug.«
Er wischte sich den Mund ab. »Besser?«
»Du siehst aus wie Dracula.« Sie lachte. »Vielleicht verblasst es wieder.«
Sie bezahlten ihre Einkäufe – wobei Duncan nach bestem Vermögen die Slips und BHs auf dem Laufband zu übersehen versuchte – und fuhren dann nach Lady’s Island zurück. An einem Stand am Straßenrand hielten sie an und kauften frische Shrimps zum Abendessen. »Wasser kochen kann ich schon«, behauptete er, während er ihr das Päckchen durch das Seitenfenster in den Wagen reichte.
Nachdem sie die Einkäufe im Haus abgeladen hatten, gingen sie spazieren. Er hatte das Gefühl, dass sie eigentlich Hand in Hand durch die schmalen, in der Nachmittagshitze flirrenden Straßen der Insel schlendern sollten,
doch er griff nicht nach ihrer, und auch sie berührte ihn nicht.
Als sie wieder zurückkamen, wollte sie duschen. Duncan saß im Schatten auf den Stufen vorm Haus, schwitzte ausgiebig und redete sich ein, dass er so ungestört seine Attacke auf Savich und Laird planen könnte, während er in Wahrheit dem Rauschen der Dusche und seinen Phantasien einer seifenschaumbedeckten Elise zu entfliehen versuchte.
Schließlich kam sie mit zwei Gläsern Eistee und nach süßer Seife duftend aus dem Haus und setzte sich zu ihm auf die Stufe. Ihre Haare waren noch feucht und klebten an ihrer Haut. Die blonden Strähnen begannen schon wieder durch die
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