Warnschuss: Thriller (German Edition)
»Sie hat gefragt, ob es okay ist.«
Es war eine typische Reaktion, dass Menschen, bei denen eingebrochen worden war, den Schmutz abwaschen wollten, dennoch war Duncan wenig begeistert darüber, solange unten eine blutige Leiche lag. »Hatte sie Blut am Körper?«
»Nein, und ich war die ganze Zeit bei ihr. Sie hatte nichts als ihren Morgenmantel an. Sie hat ihn mir gegeben, und ich habe ihn Baker weitergereicht. Kein Blut, soweit ich erkennen
konnte. Dafür hatte der Richter Blut am Saum seines Morgenmantels, weil er den Leichnam untersucht hat. Er hat um Erlaubnis gebeten, sich anziehen zu dürfen. Baker hat auch seinen Morgenmantel mitgenommen.«
»Okay, danke, Sally. Sie sollen getrennt bleiben, bis wir sie befragen.«
»Alles klar.«
Er kehrte ins Arbeitszimmer zurück, wo DeeDee damit beschäftigt war, den Schreibtisch des Richters zu untersuchen. »Die Schubladen sind alle noch verschlossen.«
»Mrs Laird muss den Einbrecher sehr früh überrascht haben.«
Sie hob den Kopf und sah ihn scheel an. »Du glaubst diese Einbrechergeschichte?«
»Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns anhören, wie sich das genau abgespielt hat.«
4
»Wen zuerst, sie oder den Richter?«
Duncan dachte darüber nach. »Am besten reden wir mit beiden gleichzeitig.«
DeeDee merkte, dass sie das überraschte und verärgerte. »Warum das?«
»Weil sie schon von Crofton und Beale allein vernommen wurden. Sally Beale hat mir gesagt, dass Mrs Laird beim zweiten Mal das Gleiche erzählt hat wie beim ersten und dass sie bereit ist, eine Aussage aufnehmen zu lassen.
Falls sie tatsächlich einen Einbrecher erschossen hat und wir sie weiter piesacken, sieht es so aus, als würden wir an
ihrer Aussage zweifeln, und dann sieht es so aus, als wollte ich mich für meine Verurteilung rächen. Damit erreiche ich nur, dass der Richter sauer wird. Gerard reißt mir den Arsch auf, wenn ich mich noch mal mit ihm anlege.«
»Okay«, sagte DeeDee. »Aber was ist, wenn sie sich nicht gegen einen Einbrecher verteidigt hat?«
»Wir haben keinen Grund, ihnen nicht zu glauben, oder?«
Er gab DeeDee Gelegenheit, darüber nachzugrübeln, und folgte seiner Nase in die Küche, wo Sally Beale und Elise Laird gemeinsam in der Essnische am Frühstückstisch saßen und sich leise unterhielten. Sobald er eintrat, wuchtete sich die schwergewichtige Polizistin hoch. »Wir sind hier fertig.« Sie klappte ihr spiralgebundenes Notizbuch zu. »Ich habe alles aufgenommen.«
Elise Lairds Gesicht war immer noch ohne jede Farbe. Sie sah ihn eindringlich an. Er spürte eine unterschwellige Spannung.
»Wir erwarten Sie im Wohnzimmer, Mrs Laird.«
Er trat den Rückweg in den Salon an, wo Crofton und Richter Laird einer herben grauhaarigen Frau zuschauten, die eine heiße Flüssigkeit aus einer silbernen Kanne in Porzellantassen schenkte.
Sally Beale, die Elise Laird aus der Küche eskortiert hatte, bemerkte Duncans Verblüffung und blieb dicht hinter ihm stehen. »Die Haushälterin«, brummte sie. »Soundso Berry. Kam vor zwanzig Minuten in die Küche geschwebt, als würde ihr das Haus gehören.« Sie lachte leise. »Wäre fast aus den Latschen gekippt, als sie mich dick und schwarz am Küchentisch sitzen sah.«
»Sie lebt also nicht hier?«
Sie schüttelte den Kopf. »Anscheinend hat der Richter sie zum Dienst gerufen, und sie ist sofort angerast gekommen. Sie würde jederzeit für ihn in den Ring steigen.«
Duncan warf der Polizistin über die Schulter hinweg einen fragenden Blick zu. »Für ihn, aber nicht für Mrs Laird?«
»Während sie das Wasser aufgesetzt und das Tablett für den Tee zusammengestellt hat, hat sie nicht ein einziges Wort mit der Dame des Hauses gewechselt. Kein Funken Mitgefühl.« Sie hob die Schultern zu einem trägen Achselzucken. »Ich sag nur, wie es ist.«
Als Elise Laird auf den Richter zukam, stand er auf und umarmte sie liebevoll. Sie unterhielten sich leise, doch nachdem Crofton nahe genug stand, um alles mitzuhören, ging Duncan davon aus, dass der Richter seine Frau nur fragte, wie es ihr ging.
Crofton balancierte in einer Hand die zierliche Teetasse mit Untertasse, während er mit der anderen etwas in sein Notizbuch zu schreiben versuchte, und begrüßte Duncan und DeeDee mit offenkundiger Erleichterung. »Alles weitere werden die Detectives regeln.« Er stellte die Tasse auf dem nächstbesten Tisch ab und verschwand mit Beale aus dem Raum.
Duncan und DeeDee nahmen auf den beiden Sesseln gegenüber dem Sofa Platz, auf dem
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