Warnschuss: Thriller (German Edition)
den smaragdgrünen Golfkurs war atemberaubend. Es war kein schlechter Fleck, um einen schwülheißen Nachmittag zu verbringen.
Duncan wäre überall sonst lieber gewesen.
DeeDee klopfte die Goldfischchenkrümel von ihren Fingern
und bemerkte: »Das ist bestimmt der Ersatz für Mrs Laird.«
Sie nickte zu der attraktiven jungen Frau hin, die gerade vier Männern mittleren Alters Drinks servierte. Sie unterbrachen ihr Golfgespräch lang genug, um sie genüsslich zu mustern und mit ihr zu flirten.
»Sie ist seit fast drei Jahren mit dem Richter verheiratet«, bemerkte Duncan. »Das hast du mir doch erzählt, oder? Wahrscheinlich hat der Club ein Dutzend Kellnerinnen gesehen, seit Mrs Laird hier gearbeitet hat.«
DeeDee drehte sich zum Eingang um, durch den soeben die nächste Männergruppe hereinkam. »Er hat heute früh schon vor sieben angefangen und seither zwei Runden hintereinander gespielt. Wenn du es für möglich hältst, dass jemand das freiwillig tut.«
»Mir müsstest du eine Pistole an die Schläfe halten.«
»Du stehst nicht auf Golf?«
»Zu langsam. Zu passiv. Nicht genug Action.«
»Klavierspielen ist auch nicht gerade ein Actionsport.«
»Ich spiele nicht Klavier.«
»Stimmt.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Der Kerl am Empfang hat gesagt, er müsste bald fertig sein.«
Wenigstens hatte Elise die Wahrheit über die Spielzeiten ihres Mannes gesagt. Sie hatte gesagt, er wäre ganz früh auf den Golfplatz gefahren.
Sie hatte eine Menge Dinge gesagt.
Zuletzt hatte sie behauptet, dass ihr Mann sie umbringen wollte und dass er damit durchkommen würde und dass das allein Duncans Schuld sei, weil er ihr nicht glaubte.
Dann hatte sie sich aus seinem Griff gewunden und war türenknallend aus seinem Haus verschwunden. Ihre Gegenwehr hatte zur Folge gehabt, dass er mit einer unnützen Erektion und atemloser als nach dem Fünfmeilenlauf durch die sirupschwere Luft in der Morgendämmerung zurückgeblieben
war. Er war so frustriert und wütend gewesen – auf sie, weil sie dieses kleine Drama inszeniert hatte, auf sich selbst, weil er es zugelassen hatte –, dass er tatsächlich mit der Faust gegen die Haustür gedroschen hatte.
Sie tat immer noch weh. Also krümmte er die Finger und ballte sie, um den pochenden Schmerz zu lindern.
Nach diesem Wutausbruch hatte er zwei Liter Wasser weggeschluckt, während er unter der kalten Dusche stand, die seinen Schweißausbruch eingedämmt und seinen hoffnungsfrohen Schwanz wieder erschlaffen lassen hatte. Dann hatte er wie versprochen DeeDee angerufen.
Sie war zur vereinbarten Zeit vor seinem Stadthaus aufgetaucht und hatte eine Auswahl an Frühstücksmuffins sowie zwei Becher Kaffee mitgebracht, denn, wie sie sagte: »Deiner schmeckt scheußlich.«
Sie hatte schon einen Tagesplan ausgearbeitet. Miesepetrig hatte er darauf hingewiesen, dass er ihr Team leitete und damit ihr Mentor sei. »Du bist die Mentierte.«
»Wenn du deinen Rang raushängen willst, nur zu. Was sollten wir deiner Meinung nach unternehmen?«
»Ich finde, wir sollten den Richter mit dem konfrontieren, was wir gestern Abend erfahren haben. Ich kann es kaum erwarten, seine Reaktion zu sehen.«
»Das habe ich doch eben vorgeschlagen!«
»Genau deswegen wollte ich dich als Partnerin haben. Du bist schlau.« Er kramte grimmig in der Tüte mit den Muffins. »Hast du keine mit Blaubeeren mitgebracht?«
Er hielt das vertraute Geplänkel absichtlich am Laufen, weil er, solange sie sich in seinem Haus aufhielten, die Befürchtung nicht loswurde, DeeDee könnte spüren, dass Elise hier gewesen war. Eigentlich hatte er erwartet, dass seine Partnerin wie angewurzelt stehen bleiben und ausrufen würde: »War Elise Laird hier?«, sobald er sie ins Haus gelassen hatte. So mächtig und alles durchdringend war
Elises Anwesenheit für ihn. Er konnte sie immer noch fühlen, schmecken, spüren.
Nachdem er den zweiten Muffin zur Hälfte vertilgt hatte, schlug er DeeDee vor, im Silver Tide Country Club anzurufen.
»Warum das?«
»Es ist Samstag. Ich habe so eine Ahnung, dass der Richter heute Golf spielt.«
DeeDees Anruf im Club bestätigte, was Elise ihm erzählt hatte. Man teilte ihnen mit, dass der Richter eben bei seiner zweiten Runde sei. Ihr Plan sah vor, dass sie auf ihn warten würden, um ihm, während er nach dem Spiel noch entspannt und arglos war, unter die Nase zu reiben, was sie gestern erfahren hatten, damit sie seine Reaktion abschätzen konnten.
Inzwischen warteten sie schon über
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