Warnschuss: Thriller (German Edition)
überzeugt, dass er Opfer eines Verbrechens wurde.«
Der Richter lauschte gebannt jedem Wort. Als Duncan verstummte, zog er seine Schultern in einem unentschlossenen Achselzucken hoch. »Das tut mir leid. Ich hoffe, dass sich die Sekretärin irrt, aber was hat das mit uns zu tun? Inwiefern könnte das Verschwinden eines Privatdetektivs mit dem zusammenhängen, was sich in der vorvergangenen Nacht in unserem Haus ereignet hat?«
Duncans Blick kam auf Elise zu liegen. »Auf einem Papier auf Napolis Schreibtisch stand Gary Ray Trotters Name.«
Ihre Lippen teilten sich, aber Duncan erwartete nicht, dass sie etwas sagen würde, und das tat sie auch nicht. Stattdessen blieb es auffällig lang still.
Schließlich räusperte sich DeeDee. »Der Detective, der Meyer Napolis Verschwinden untersucht, bemerkte Trotters Namen auf einem Notizzettel. Genauer gesagt handelt es sich um einen bedruckten Post-it. Der Detective hielt das für einen auffälligen Zufall, nachdem Trotter erst vor Kurzem … verstorben ist. Er wusste, dass Detective Hatcher und ich uns dafür interessieren würden. Also haben wir gestern Abend mit Napolis Sekretärin gesprochen.«
»Und?«, fragte der Richter.
»Und nichts«, erwiderte DeeDee. »Trotter hat nie bei der Sekretärin um einen Termin bei Napoli nachgefragt. Sie kann sich nicht entsinnen, dass jemand mit diesem Namen im Büro gewesen sei, natürlich können sich Trotter und Meyer auch anderswo getroffen haben. Was sie offenbar getan haben. Jedenfalls müssen sie irgendwie Verbindung aufgenommen haben, denn die Sekretärin hat uns bestätigt, dass der Post-it mit Napolis Handschrift beschrieben ist.« Ihr Blick wechselte zwischen dem Richter und Elise hin und her.
Der Richter lachte leise. »Damit haben Sie eine ganze Reihe von Vermutungen aufgeworfen, Detective. Von denen beliebig viele den Tatsachen entsprechen können. Oder auch gar keine. Vielleicht ist Napoli zu Ohren gekommen, dass Trotter zu Tode gekommen ist, während er ein Verbrechen beging. Er könnte den Namen notiert haben, weil er ihm irgendwie bekannt vorkam und er ihn nicht vergessen wollte. Wer weiß, wo sich ihre Wege gekreuzt haben? Vielleicht schuldete Trotter ihm Geld.« Er lächelte sanft und fast gütig. »Sind diese Annahmen nicht ebenso plausibel wie Ihre?«
Es hätte Duncan nicht überrascht, wenn DeeDee über
den Tisch auf den Richter gehechtet wäre und ihm das selbstgerechte Lächeln aus dem Gesicht geohrfeigt hätte. Er hätte es ihr nicht verübelt.
Stattdessen lächelte sie den Richter scheinbar verschämt an. »Detective Hatcher tadelt mich ständig dafür, dass ich voreilig Schlüsse ziehe. Es ist ein Charakterfehler. Diesmal ist er allerdings meiner Meinung.«
Der Richter sah Duncan an, als erwarte er von ihm eine weitere Erklärung. Duncan nickte zu DeeDee, um anzuzeigen, dass er ihr weiterhin die Bühne überließ.
Sie sagte: »Meyer Napolis Berufsethos mag anzweifelbar sein, aber er hat ein computergleiches Gedächtnis, wie man hört. Er muss sich keinen Namen notieren, um ihn nicht zu vergessen. Er schrieb Gary Ray Trotters Namen aus einem ganz bestimmten Grund auf.«
Elise hatte den Wortwechsel schweigend, aber aufmerksam verfolgt. »Wollen Sie damit andeuten, dass …« Dann schüttelte sie verwirrt den Kopf und fragte: »Was wollen Sie damit andeuten?«
»Ich glaube, das kann ich beantworten, Liebling«, antwortete ihr der Richter. »Sie wollen andeuten, dass es eine Verbindung zwischen Napoli und Trotter gibt und in der Weiterführung eine Verbindung zwischen Napoli und uns. Habe ich es getroffen, Detective Bowen?«
Angesichts seines gehässigen Tonfalls reagierte sie bemerkenswert gelassen. »Wir wollen gar nichts andeuten, Richter Laird. Aber es erscheint uns auffällig, dass Trotters Name nicht einmal vierundzwanzig Stunden nach dem tödlichen Schusswechsel in Ihrem Heim auf dem Schreibtisch eines Privatdetektivs auftaucht, der ebenso auffälligerweise vermisst gemeldet wurde. Das ist vorsichtig ausgedrückt befremdlich.«
»Es tut mir leid. Aber dieses Befremden kann ich Ihnen nicht abnehmen.«
Wie so oft ließ sich DeeDee nicht beirren. »Bitte versuchen Sie es trotzdem, Richter Laird. Falls es eine Verbindung gibt, selbst wenn sie noch so lang zurückliegt oder indirekt ist, könnte sie erklären, warum Trotter ausgerechnet Ihr Haus für seinen Einbruch ausgesucht hat. Es ist abwegig, dass er es zufällig ausgewählt hat. Das ist etwas an Ihrem Fall, das uns immer noch zu schaffen
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