WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

war Riley dabei gewesen, um seinen ersten Mord auszuführen. Es sollte ein Probelauf für den Jungen sein, schlicht und einfach. Garrick hatte das Haus ein paar Tage lang beobachtet und Riley dann durch ein Fenster im Erdgeschoss hineingeschickt. Er hätte niemals seinen Ruf und sein Honorar aufs Spiel gesetzt, wenn er geahnt hätte, dass etwas schiefgehen könnte.
    All diese magischen Ereignisse sind entweder Glück oder Schicksal .
    Obwohl Garrick jetzt nicht mehr an Magie und Schicksal glaubte. Atome kollidierten oder eben nicht, das war alles.
    Atome , dachte er, begeistert über das neue Wissen, das er durch die Vermischung mit Felix Smart erlangt hatte. Ich sehe ihr System vor meinem inneren Auge .
    Diese eigentümliche Verwandlung löste bei ihm weder Angst noch Unbehagen aus. Er wusste jetzt ganz genau, was geschah und was ihn in der Zukunft erwartete. Er war auch nicht enttäuscht, dass die »wahre Magie« gar nicht existierte, denn war es nicht zauberhaft, was gerade geschah? Bedeutete dieses neue Wissen für ihn nicht unbegrenzte Macht? Garrick war viel zu angetan von seinem neuen Zustand, um ins Grübeln zu verfallen.
    Die Zukunft wartet, und mit meinem neuen Bewusstsein werde ich ihr Herrscher sein. 3D-Filme und Computer im Taschenformat. Automatikwaffen und japanische Roboter. Nicht zu fassen.
    Diesmal gab es keine sanfte Materialisierung in dem Haus am Bedford Square, keine ätherischen Nebelschleier und keine zitternden Passagiere in der Kapsel. Diesmal erschien ein Ball aus roter Flüssigkeit, ungefähr so groß wie ein Apfel, der mit einem ohrenbetäubenden Knall und einer enormen Druckwelle explodierte und Fontänen aus Blut im ganzen Keller verteilte. Die Dämpferringe um die Kapsel flogen wie Silvesterböller durch die Luft.
    Chevie wurde hochgewirbelt wie ein Blatt in einem Orkan und durch den gesamten Kellerflur geschleudert, bis sie in einem Stapel ihrer eigenen Umzugskartons landete, die unter der Treppe standen und seit ihrer Ankunft darauf warteten, zusammengefaltet zu werden. Die Kartons polterten auf sie herunter, bis nur noch ein kleines Dreieck übrig war, durch das sie hinausschauen konnte – und das auch nur mit einem Auge, denn Chevies linkes Auge hatte sich bei dem Aufprall geschlossen, und ihre Sinne sehnten sich danach, sie zu verlassen, aber sie kämpfte lange genug dagegen an, um zu sehen, was aus der Kapsel kam.
    Was herauskam, war eine Art Sack aus Fleisch und Knochen, der über den blutverschmierten Boden taumelte und mit sich selbst kämpfte. Chevie sah, wie eine Hand durch die Membran stieß, und von innen presste sich ein Gesicht gegen die zähe Oberfläche.
    »Smart!«, rief Chevie schwach.
    Dann verformte und verzerrte sich das Gesicht, und plötzlich sah sie den Mann aus dem Video vor sich.
    Das ist ein Albtraum. Wach auf, Chevron Savano. Los, aufstehen!
    Falls dies ein Traum war, dann war er unglaublich realistisch und schloss alle ihre Sinne ein, sogar den Geruch.
    Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in einem Traum schon mal etwas gerochen habe.
    Doch Chevie wusste, dass es kein Traum war. Dazu war zu viel Blut und undefinierbarer Matsch auf den Fliesen unter ihrer Wange.
    Der Sack voller Körperteile röchelte und schnaufte, und immer wieder schossen Energieblitze aus der Kapsel in ihn hinein. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, bis die Hülle in lauter Kleckse zerriss und die Gestalt eines Mannes zum Vorschein kam. Der Mann kam zum Stehen, dann breitete er die Arme aus und bewegte seine Finger, als wären sie eine wundersame Erfindung.
    Chevie versuchte, sich aufzurichten, doch ihre Beine fanden keinen Halt auf dem Boden, und selbst bei dieser kleinen Bewegung wurde ihr schwindlig.
    Riley. Ich muss den Jungen retten .
    Der Mann schien ihren Gedanken zu hören. Er schüttelte den Rest der zähen Hülle ab, und die gelartigen Kleckse verwandelten sich in eine gasförmige Substanz, die in kleinen Wölkchen zur Decke schwebte.
    Dann erschienen Kleider, buchstäblich Faden um Faden, und krochen wie Würmer über seine fester werdende Haut. Das Outfit war eine seltsame Mischung aus Hanf, schwarzen Overallteilen und einem viktorianischen Überrock, das Ganze gekrönt von einem Bowlerhut, der ebenso fehl am Platz wirkte wie eine Krawatte bei einem Hai.
    »Riley«, sagte der Mann, als wollte er seine Stimme ausprobieren. »Riley, mein Sohn. Ich bin gekommen, um dich zu retten. Ich weiß, wo du eingesperrt bist. Der Futurist Smart hat es mir gezeigt.«
    Smart hat es