WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
Sprung an , dachte Chevie.
»Ja, genau, Kumpel!«, rief sie zu dem Zauberer hinunter. »Komm ruhig ein bisschen näher. Wir wollen doch mal sehen, wie gut deine Discohampeleien hier auf der Treppe funktionieren. Ich jag dir eine Kugel direkt ins Auge.«
Die Warnung schien zu wirken, vermutlich weil eine ganze Menge Wahrheit darin lag. Falls Garrick tatsächlich zur Treppe kam, hätte er zwischen Wand und Geländer nur sehr wenig Spielraum. Ihre futuristische Waffe hingegen schüchterte den Mann aus dem neunzehnten Jahrhundert offenbar nicht sonderlich ein.
»Du entkommst mir nicht, Chevron Savano«, sagte er, den Kopf zur Seite gelegt. »Ich werde mir meinen Jungen holen und die Geheimnisse des Timekey.«
Chevie erstarrte. Für einen Typen aus dem neunzehnten Jahrhundert war der Kerl verdammt gut informiert.
»Noch einen Schritt«, sagte sie und bemühte sich, ihre Waffe ruhig zu halten, »und dann werden wir ja sehen, wer hier wem entkommt.«
Die ganze Zeit über murmelte Riley etwas in Chevies Ohr und zog sie weiter rückwärts die Treppe hoch.
»Schritt und Rückzug«, sagte er, ohne in Garricks Richtung zu sehen, denn dessen eisiger Blick würde seine Entschlossenheit sofort zerschmettern.
»Schritt und Rückzug.«
Sie waren jetzt kurz vor der obersten Stufe, während Garrick am Fuß der Treppe lauerte und ziellos seine Finger bog und streckte, frustriert, weil er kein Wurfmesser hatte. Da kam Chevie eine Idee.
Der Kerl sitzt in der Falle. In zwei Minuten kann Verstärkung hier sein .
»Keine Sorge«, sagte sie zu Riley. »Jetzt haben wir ihn. Er kann uns nicht entwischen. In meinem Hosenbund ist ein Handy – gib es mir.«
Auch Garrick hatte offenbar eine Idee, denn plötzlich verschwand er von der Treppe und lief durch den Kellerflur zurück zu dem Tisch mit den Computern.
Kein Problem. Soll er doch auf den Tasten herumhauen. Ohne Passwort kommt er nirgendwo dran , dachte Chevie. Dann: Ach ja? Die Zellentür hat ihn auch nicht aufgehalten, schon vergessen, Agent Savano?
»Das Handy, Riley. Gib mir das Handy.«
»Ist das eine Waffe? Wenn nicht, vergessen Sie Ihr seltsames Handy und schießen Sie!«
»Nein, keine Sorge. Der steckt da unten fest.«
Riley begriff, dass Miss Savano glaubte, sie hätte die Oberhand gewonnen, und vor lauter Verzweiflung kamen ihm fast die Tränen.
»Sie verstehen nicht, Miss. Garrick ist ein Teufel. Kein einfacher Gauner oder Schläger. Haben Sie nicht selbst gesehen, wie er aus der Hölle ausgespuckt wurde?«
Chevie hatte es gesehen, aber sie weigerte sich, die Regeln, nach der ihre Welt funktionierte, völlig aufzugeben. »Wenn er es schafft, an den Waffenschrank zu kommen, könnte er vielleicht etwas tun, aber der ist mit einem Code gesichert.«
Von unten ertönte ein doppelter Piepton, den Chevie kannte. Es war die elektronische Freigabe der Waffenschranktür.
Riley wusste auch ohne Erklärungen, was das Geräusch bedeutete. »Das war Ihr Waffenschrank, nicht? Das war Garrick, der irgendwie Ihren Code geknackt hat, oder?«
Schon wieder , dachte Chevie.
»Das war das Zeichen, dass wir besser verschwinden sollten«, gab sie zu und schleppte sich über die letzte Stufe in die Eingangshalle.
»Dem Himmel sei Dank, endlich ein vernünftiger Vorschlag!« Riley legte sich Chevies Arm um die Schultern, damit er sie besser stützen konnte.
Garrick tauchte wieder auf, ein AK-47-Sturmgewehr in den Händen, das vermutlich aus der Zeit vor Chevies Geburt stammte.
Das Alter der Waffe macht die Kugeln aber bestimmt nicht langsamer , dachte Chevie und zwang Garrick mit drei weiteren Schüssen in Deckung. Damit gewinnen wir mindestens fünf Sekunden.
Doch mit der Schätzung lag sie gründlich falsch. Der Hall ihres letzten Schusses war noch nicht verklungen, da tauchte Garrick schon wieder unten am Treppengeländer auf. Diesmal hielt er die Waffe im Anschlag wie ein erfahrener Schütze.
Da wusste Riley, dass Garrick mit neuem Wissen und neuen Fähigkeiten aus der Reisemaschine gekommen war. Er war noch besser und noch gefährlicher geworden.
»So, meine Kleine!«, rief Garrick. »Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob das, was ich über dieses Gerät geträumt habe, stimmt.«
Er drückte auf den Abzug und jagte eine Schusssalve in die Decke über Chevies Kopf. Der Rückstoß brachte ihn einen Moment aus dem Gleichgewicht, aber er fing sich rasch wieder. In dem beengten Raum war der Lärm ohrenbetäubend, wie eine schnelle Folge von Donnerschlägen. Riley und Chevie
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