Warrior Cats 2. Feuer und Eis
Braunstern hat überlebt. Ich übergab ihn einer Königin des SchattenClans, damit sie ihn als ihr eigenes aufzog. Ich dachte, zwei meiner Jungen zu verlieren, wäre ausreichend Strafe des SternenClans dafür, dass ich das Gesetz der Krieger gebrochen hatte. Aber ich habe mich geirrt. Meine Strafe bestand nicht darin, dass zwei meiner Jungen gestorben sind, sondern darin, dass dieses eine überlebt hat!« Sie blickte mit Abscheu auf Braunsterns blutenden Körper. »Und nun kann ich ihn nicht töten. Ich muss mein Schicksal annehmen, wie der SternenClan es wünscht.«
Sie taumelte. Feuerherz presste seinen Körper gegen ihre Flanke, um sie zu stützen, und flüsterte: »Weiß er, dass du seine Mutter bist?«
Sie schüttelte den Kopf.
Braunstern begann mitleiderregend zu heulen. »Ich kann nichts sehen!«
Entsetzt begriff Feuerherz, dass die Augen des streunenden Katers unheilbar zerkratzt waren.
Vorsichtig näherte er sich ihm. Braunstern lag still da und Feuerherz stieß ihn mit einer Vorderpfote an. Gelbzahns Sohn heulte erneut auf: »Bring mich nicht um.«
Mit einem Schauder des Abscheus zog sich Feuerherz zurück.
Die alte Heilerin holte tief Luft. »Ich werde mich um ihn kümmern.« Sie ging zu ihrem verletzten Sohn, ergriff ihn am Nackenfell und zog ihn zu dem Nest, das Flickenpelz frei gemacht hatte.
Feuerherz ließ sie gehen. Er wollte nachsehen, ob Rußpfote unversehrt sei. Er nahm eine dunkle Gestalt wahr, die sich innerhalb des gespaltenen Felsens bewegte, wo Gelbzahn ihr Schlafnest hatte.
»Rußpfote, bist du das?«, rief er. »Ist bei dir alles in Ordnung?«
Sie streckte den Kopf heraus. »Sind die streunenden Katzen weg?«
»Ja, außer Braunstern. Er ist schwer verletzt. Gelbzahn kümmert sich um ihn.« Er wartete auf ihre schockierte Reaktion, aber sie schüttelte nur langsam den Kopf und starrte zu Boden.
»Was ist mit dir?«, fragte Feuerherz.
»Ich hätte an deiner Seite kämpfen müssen«, miaute sie mit erstickter Stimme.
»Sie hätten dich getötet!«
»Das hat Borkenpfote auch gesagt. Er hat gesagt, ich soll gehen und mich bei den Jungen verstecken«, rief sie verzweifelt. »Aber es hätte mir nichts ausgemacht, wenn man mich getötet hätte. Ich bin zu nichts nütze. Ich bin dem Clan doch nur eine Last!«
Feuerherz spürte Mitleid wie einen dornenscharfen Stich. Er suchte nach Worten, um sie zu trösten, aber bevor er etwas sagen konnte, tönte Gelbzahns krächzendes Miauen aus dem Farngebüsch: »Rußpfote! Hol mir ein paar Spinnweben, schnell!«
Sofort drehte die kleine Katze sich um und verschwand in dem Felsspalt. Einen Augenblick später kam sie mit einer Lage Spinnweben zurück, die sie um eine ihrer Pfoten gewickelt hatte, und humpelte zu Gelbzahn hinüber.
»Hol mir jetzt etwas Beinwellwurzel«, befahl Gelbzahn.
Rußpfote hinkte zurück zum Bau der Heilerin und Feuerherz machte sich auf den Weg zur Lichtung. Hier gab es nichts mehr für ihn zu tun. Er musste herausfinden, was mit dem Rest des Clans war.
Auf der Lagerlichtung war alles totenstill. Feuerherz ging zu Borkenpfote. »Gelbzahn kümmert sich um Braunsterns Verletzungen. Rußpfote hilft ihr dabei.« Ohne Borkenpfotes ungläubiges Luftschnappen zu beachten, sagte er: »Geh und bewache ihn.«
Dann trat Feuerherz zu Graustreif, der noch immer hinab auf Narbengesichts Leichnam starrte.
»Du hast mir das Leben gerettet«, murmelte Feuerherz. »Danke.«
Sein Freund hob die Augen. »Ich würde für dich mein Leben geben«, entgegnete er einfach.
Feuerherz schnürte sich der Hals zu. Er sah seinem Freund nach, der sich umgedreht hatte und wegging. Vielleicht war ihre Freundschaft ja doch noch nicht zu Ende.
Das Geräusch von Pfoten, die durch den Ginstertunnel hämmerten, unterbrach seine Gedanken. Blaustern kam ins Lager gestürmt, gefolgt von Langschweif und Wieselpfote. Beim Anblick der Anführerin ließ Feuerherz vor Erleichterung die Schultern fallen und seine Beine wurden weich.
Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich auf der blutgetränkten Lichtung um, bis ihr Blick an Narbengesichts Leichnam hängen blieb.
»Hat Braunstern angegriffen?«, fragte sie.
Feuerherz nickte.
»Ist er tot?«
»Er ist bei Gelbzahn«, erwiderte Feuerherz mit vor Erschöpfung leiser Stimme. »Er ist verletzt … seine Augen …«
»Und die anderen Streuner?«
»Die haben wir verjagt.«
»Ist jemand von unserem Clan schwer verwundet?«
Die Katzen schüttelten den Kopf.
»Dem SternenClan sei Dank«, miaute sie.
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