Warrior Cats - Die neue Prophezeiung. Mitternacht - Hunter, E: Warrior Cats - Die neue Prophezeiung. Mitternacht - Warriors, The New Prophecy, Midnight
Bernsteinpelz. Sie mussten alle, so wie Federschweif, ihre Zweifel an seinem Traum vom Wassernest der Sonne haben und daran, dass sie dorthin gehen sollten. Mit jedem Schritt lastete das Gefühl der Verantwortung schwerer auf ihm, und er wusste, wenn einer von seinen Begleitern auf der Reise verletzt oder gar getötet würde, wäre das seine Schuld. Vielleicht reichten am Ende nicht einmal die Zuversicht und die Kraft von Kriegern aus, um sie sicher ans Ziel zu bringen.
Nicht lange nach Sonnenhoch kamen sie zum ersten Donnerweg. Er war schmaler als der, an den sie gewöhnt waren, und hatte eine Biegung, sodass herannahende Monster erst im letzten Augenblick sichtbar wurden. Auf der anderen Seite erstreckte sich, soweit sie in beide Richtungen blicken konnten, eine hohe Hecke.
Krähenpfote näherte sich vorsichtig und schnüffelte an dem harten, schwarzen Rand des Donnerwegs. »Igitt!«, rief er und kräuselte die Nase. »Übles Zeug ist das. Warum schmieren es die Zweibeiner überallhin?«
»Ihre Monster bewegen sich darauf«, erklärte ihm Sturmpelz.
»Das weiß ich!«, fuhr Krähenpfote ihn an. »Ihre Monster stinken ebenfalls.«
»So sind nun mal die Zweibeiner.«
»Wollen wir bis Sonnenuntergang hiersitzen und über die Gewohnheiten von Zweibeinern reden?«, unterbrach sie Bernsteinpelz. »Oder überqueren wir diesen Donnerweg?«
Brombeerkralle kauerte an der Grünbegrenzung und lauschte mit gespitzten Ohren auf das Geräusch herannahender Monster. »Wenn ich ›jetzt‹ sage, rennst du los«, befahl er Eichhornpfote, die sich neben ihn geduckt hatte. »Dann wird dir nichts passieren.«
Sie blickte ihn nicht an. Seit ihrem Streit mit Krähenpfote war sie schlecht gelaunt. »Ich habe keine Angst«, zischte sie.
»Das solltest du aber«, knurrte Bernsteinpelz neben ihr. »Hast du nicht gehört, was wir dir gesagt haben, als wir den Donnerweg bei den Hochfelsen überquerten? Mach dir nichts vor: Sogar für erfahrene Krieger sind sie gefährlich. Katzen sind darauf schon zu Tode gekommen.«
Eichhornpfote blickte mit riesigen grünen Augen zu ihr auf und nickte.
»Gut«, murmelte die SchattenClan-Kriegerin. »Also hör auf Brombeerkralle, und wenn er dich auffordert, zu gehen, dann renne, wie du noch nie gerannt bist.«
»Bevor wir hinübergehen« – Brombeerkralle hob die Stimme, damit alle Katzen ihn hören konnten – »sollten wir entscheiden, was wir auf der anderen Seite tun. Wir können nicht durch diese Hecke sehen und ich kann wegen des Gestanks auch keine Gerüche wahrnehmen.«
Sturmpelz hob den Kopf und öffnete das Maul, um die Luft zu prüfen. »Ich auch nicht«, stimmte er zu. »Ich schlage vor, wir rennen rüber und direkt durch die Hecke, und dann treffen wir uns auf der anderen Seite. Wenn da irgendwas Gefährliches ist, sollten wir sechs zusammen damit fertig werden.«
Brombeerkralle war von Sturmpelz’ vernünftigen Überlegungen beeindruckt. »So machen wir’s«, miaute er, und auch die übrigen Katzen, sogar Krähenpfote, murmelten Zustimmung.
»Brombeerkralle, du gibst den Befehl«, sagte Sturmpelz.
Erneut horchte Brombeerkralle angestrengt. Ein leises Grummeln in der Ferne wuchs schnell zu einem Brüllen an und ein Monster mit einem unnatürlich glänzenden Fell kam um die Kurve gesprungen. Heißer, staubiger Wind traf die Katzen, die in dem zurückgebliebenen Gestank nach Luft schnappten.
Fast sofort danach lief ein anderes Monster in der Gegenrichtung vorbei. Dann senkte sich Stille herab, schwer wie eine Decke aus Schnee. Brombeerkralle spitzte die Ohren, konnte aber nichts hören außer dem fernen Bellen eines Hundes.
»Jetzt!«, jaulte er.
Er sprang los und sah, dass Eichhornpfote auf der einen Seite mit ihm Schritt hielt und Federschweif auf der anderen. Seine Pfoten trommelten über die harte Oberfläche des Donnerwegs, dann erreichte er den schmalen Grasstreifen auf der anderen Seite und tauchte in die dornige Hecke ein, deren Zweige an seinem Fell zerrten.
Als er sich durch die Hecke hindurch ins Freie zwängte, verstand er einen Augenblick nicht, was da vor sich ging, und erstarrte in panischer Angst. Er sah lodernde Flammen und der scharfe Geschmack von Rauch füllte seine Kehle. Er hörte einen schrillen Ruf, und ein Zweibeinerjunges, nicht viel größer als ein Fuchs, kam auf dicken, unsicheren Beinen auf ihn zugelaufen. Das Bellen des Hundes war plötzlich viel lauter.
»Eichhornpfote, zu mir!« Er schnappte nach Luft und drehte sich nach der Schülerin um,
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