Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
seinen Krallen kratzte er tiefe Furchen in den Staub. »Erst wenn ich seinen toten Körper mit eigenen Augen gesehen habe, werde ich die Hoffnung aufgeben.«
Willst du mich überzeugen, fragte sich Brombeerkralle niedergeschlagen, oder doch eher dich selbst?
Ohne ein weiteres Wort machte Feuerstern kehrt und gesellte sich zu den Katzen, die sich um Riesensterns Leiche versammelt hatten. Brombeerkralle sah ihm nach, während Schuldgefühle und Enttäuschung in seinem Bauch rumorten. Er wollte Zweiter Anführer werden - war das so schlimm?
Denk an Tigerstern, flüsterte ihm eine Stimme leise ins Ohr, und in Brombeerkralles Pelz begann vor Entsetzen jedes einzelne Haar zu kribbeln.
Ich bin ganz bestimmt nicht wie Tigerstern! Ich bin ein treuer Krieger. Ich habe hart gearbeitet und für meinen Clan mein Leben riskiert. Keine Katze kann behaupten, dass ich mir meinen Platz als Zweiter Anführer nicht verdient habe.
Er sah Eichhornschweif leise aus den Schatten gleiten und sich mit ihrem Vater Nase an Nase berühren. Nebeneinander ließen sie sich direkt hinter dem Kreis der trauernden Wind-Clan-Katzen nieder, sodass ihre flammenfarbenen Pelze miteinander verschmolzen.
Die Eifersucht versetzte Brombeerkralle Stiche wie ein kalter Blattleerewind. Wegen Habichtfrost hatte er sich mit Eichhornschweif gestritten und seine Schwester Bernsteinpelz gehörte einem anderen Clan an. Er konnte mit keiner Katze seine Zuneigung so unkompliziert teilen wie Eichhornschweif mit Feuerstern.
Wie oft muss ich mich noch bewähren?, fragte er sich verzweifelt. Habichtfrost schien mit dem FlussClan keine derartigen Probleme zu haben, dabei war Tigerstern auch sein Vater gewesen. Plötzlich sehnte sich Brombeerkralle danach, ihn zu suchen und mit ihm zu reden. Aber die Clans würden bald aufbrechen, um jeder seiner eigenen Wege zu gehen, weshalb er wusste, dass er den Zeitpunkt verpasst hatte.
Brombeerkralle wollte so gern Zweiter Anführer werden, dass es wehtat. Warum konnten Feuerstern und Eichhornschweif ihm nicht vertrauen?
8. KAPITEL
Blattpfote kauerte nicht weit von Riesensterns Leiche entfernt und beobachtete die Katzen, die gekommen waren, um für ihren toten Anführer Wache zu halten. Allmählich stieg das Tageslicht hinter der Hügelkette auf und brachte einen grauen Himmel mit tief über den Bäumen hängenden Wolken zum Vorschein. Ein feuchter, kalter Wind blies vom See, sodass die Äste wie Mäuseknochen aneinanderklapperten.
Die Leiche des Anführers sah düster und steif aus. Blattpfote zitterte. Eine Totenwache im kalten Morgenlicht fühlte sich unheimlich an. Normalerweise wurde die Zeremonie in der Nacht abgehalten, wenn Schatten die reglose Gestalt wie ein weicher schwarzer Pelz umhüllten.
Blattpfote wandte den Blick von Riesenstern ab und ließ ihre Gedanken schweifen. Wie scharfe Fuchszähne nagte Furcht an ihrem Herzen. Kurzbart war zu müde, um den weiten Weg bis zum Mondstein zu gehen und seinen Namen und seine neun Leben vom SternenClan in Empfang zu nehmen. Außerdem war klar, dass Moorkralle seine Abwesenheit nutzen würde, um Ärger zu machen. Aber was würde aus den Clans werden, wenn sie sich nicht mehr mit dem SternenClan Zungen gaben? Das Gesetz der Krieger würde sich auflösen wie Nebel im Sonnenschein und Streuner aus ihnen machen.
»Der SternenClan muss uns den Weg weisen!«, miaute sie laut.
Rußpelz, die mit Rindengesicht gesprochen hatte, blickte auf. »Blattpfote? Was gibt es?« Mit besorgtem Blick kam sie angetrottet.
Blattpfote schüttelte den Kopf. »Entschuldige, dass ich dich gestört habe, Rußpelz. Ich musste gerade an Kurzbart denken. Was soll er tun, wenn er nicht zu den Hochfelsen reisen kann?«
Rußpelz streckte den Schwanz aus und berührte Blattpfote sanft am Kopf. »Keine Sorge«, versicherte sie, »der SternenClan wird uns einen neuen Ort zeigen, wo wir uns mit ihm Zungen geben können.«
»Aber wann?« Blattpfote blickte in die blauen Augen ihrer Mentorin. »Kurzbart braucht seinen Namen und seine neun Leben jetzt.«
»Blattpfote, hab Geduld. Der SternenClan lässt sich nicht drängen. Es wird eine Antwort geben, du wirst es sehen. Und bis dahin«, fügte sie streng hinzu, »könntest du etwas Sinnvolleres tun als grübeln. Sieh nur, Mottenflügel holt Wasser für die Jungen und die Ältesten.«
Auf der anderen Seite der Lichtung trottete die FlussClan-Heilerin mit einem tropfnassen Moosbüschel im Maul zu einer Gruppe WindClan-Katzen. Schuldgefühle versetzten
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