Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
Krieger lösten sich aus der Gruppe und liefen den Kessel in entgegengesetzte Richtungen ab. Alle paar Pfotenschritte hielten sie inne, prüften die Luft und spähten in Felsspalten und unter Sträucher. Mit dem Gefühl, keine Pfote mehr vor die andere setzen zu können, sah ihnen Brombeerkralle nach, bis sie von den Schatten am Fuß der Klippe verschluckt wurden.
»Was ist mit Frischbeute?«, fragte Regenpelz. »Sollen wir hungrig schlafen gehen?«
Eine oder zwei Stimmen schlossen sich seiner Frage an, worauf sich Brombeerkralles Nackenfell zu sträuben begann.
»Vor ein paar Monden sind wir noch jeden Abend hungrig schlafen gegangen«, flüsterte ihm Eichhornschweif ins Ohr. Sie schien genauso enttäuscht über die Reaktion ihrer Clangefährten wie er. »Warum beschweren die sich andauernd?«
»Wir hatten reichlich zu essen, seit wir am See angekommen sind«, erinnerte sie Brombeerkralle. »Unsere Bäuche haben sich wieder daran gewöhnt, dass sie gefüllt werden. Es würde allerdings keiner Katze schaden, mit dem Essen bis morgen zu warten.«
»Wir schicken unsere Patrouillen aus, sobald die Dämmerung anbricht«, versprach Feuerstern seinem Clan.
Anfangs wurde hier und da gegen diese Entscheidung protestiert, aber dann löste sich die Gruppe allmählich auf und die Katzen machten sich auf die Suche nach Schlafplätzen.
»Brombeerkralle, weißt du eine geschützte Stelle für Birkenjunges?«, fragte Rauchfell ängstlich. »Ich befürchte, dass er sich Weißen Husten holen könnte, wenn wir keinen warmen Schlafplatz für ihn finden.«
»So gut kenne ich mich noch nicht aus«, gestand Brombeerkralle, »aber ich helfe dir suchen. Ein bisschen weiter hinten wachsen Brombeerbüsche dicht bei den Felsen.«
»Und was ist mit Moos für die Polsterung?«, mischte sich Mausefell ein. »Sollen wir vielleicht auf dem blanken Boden schlafen? Eichhornschweif hat mir einen warmen Bau versprochen, als ich durch diesen elenden Bach gewatet bin.«
»Ich kann doch nicht alles auf einmal!«, fauchte Brombeerkralle, dem allmählich die Geduld ausging. »Für heute Nacht müsst ihr euch selbst behelfen.«
Mausefell kräuselte die Lippen und wandte sich ab. Brombeerkralle kribbelte der Pelz, und als er aufsah, bemerkte er, dass Feuerstern ihn beobachtet hatte. Die Augen des Anführers waren ausdruckslos, aber Brombeerkralle wusste: Wenn er Zweiter Anführer werden wollte, war es keine gute Idee, sich mit älteren Kriegern anzulegen.
»Entschuldige«, miaute er leise, als er Mausefell eingeholt hatte. »Ich helfe dir, wenn ich Rauchfell untergebracht habe, okay?«
»Nein, das übernehme ich.« Borkenpelz war aufgetaucht und legte seine Nase an Mausefells Flanke. »Lass es nicht an Brombeerkralle aus«, sagte er zu ihr. »Er tut, was er kann.«
Mausefell schnaubte verächtlich. »Dann ist sein Bestes allerdings ziemlich armselig.«
»Wenn du dich ausgeschlafen hast, wirst du dich besser fühlen«, versprach Borkenpelz. »Komm, wir schauen uns da drüben bei den Farnen um.«
Mit einem mitfühlenden Blick zu Brombeerkralle trottete er Richtung Felswand. Mausefell folgte ihm mit hängendem Schwanz durch das feuchte Gras. Trotz seines Ärgers konnte Brombeerkralle sie verstehen. Die alte Kriegerin war sonst gar nicht so schwierig. Wahrscheinlich war sie erschöpft von der Reise und sehnte sich ebenso nach einem neuen Zuhause wie alle anderen.
Während er Rauchfell half, ein Nest für ihr Junges zu suchen, ging ihm durch den Kopf, wie Borkenpelz auf Mausefell reagiert hatte. Der dunkelbraune Krieger war trotz ihrer schlechten Laune freundlich geblieben und hatte Ruhe bewahrt und damit bewiesen, dass er über viele Monde Erfahrung in der Fürsorge für seine Clangefährten gesammelt hatte. Sollte das heißen, dass ihm der Posten als Zweiter Anführer eher zustand als Brombeerkralle? Peinlich berührt rollte Brombeerkralle seine Schwanzspitze ein. Borkenpelz war nicht der Einzige - etliche Katzen hatten viel mehr Kriegererfahrung als er, Farnpelz zum Beispiel oder Wolkenschweif.
Trotzdem war das nicht der einzige Grund, warum Brombeerkralle vielleicht niemals zum Zweiten Anführer ernannt werden würde. Er trug eine Last, die sonst kein DonnerClan-Krieger tragen musste: Tigerstern. Beim Abschied von ihrem alten Wald hatte Feuerstern verkündet, alle Kinder von Tigerstern hätten ihren Platz in den jeweiligen Clans verdient. Er hatte Habichtfrost und Mottenflügel zu überzeugen versucht, nicht mit Sasha, ihrer streunenden
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