Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
finsteren Abhang und blickte ins Tal, wo sich das glitzernde Silbervlies im See spiegelte. Blattpfote meinte den See rufen zu hören. Wollte er, dass sie mehr über ihn in Erfahrung brachte? Wir können doch nicht ins Wasser, erinnerte sie sich. Nicht jede Katze kann so gut schwimmen wie der FlussClan.
Ein leiser, wispernder Wind über dem sternerfüllten See zauste Blattpfote den Pelz. Obwohl die Stimmen ihrer Kriegerahnen auch weiterhin schwiegen, strömte eine Woge der Hoffnung durch ihren Körper. Blattpföte hatte keine Angst. Auf dem langen Weg durch die Berge hatte sie gelernt, dass sich eine Katze manchmal einfach auf ihre innere Stärke verlassen musste. Gemeinsam mit den anderen würde sie dafür sorgen, dass alles gut wurde. Sie würden hier ihr Lager aufschlagen, jeden Teil des Waldes erkunden, bis sie die guten Plätze für Frischbeute, Wasser und Polsterung kannten, bis sie wussten, wo alle Heilkräuter wuchsen und wo sie spielen und in der Sonne dösen konnten. Jetzt sah alles fremd und beängstigend aus, aber irgendwann würde hier ihr Zuhause sein. Einen Pfotenschritt nach dem anderen würden sie es dazu machen.
Blattpfote blickte nachdenklich auf den See hinab, als ihr auffiel, wie sich die Oberfläche veränderte. Der Sternenschimmer verblasste, und das Wasser färbte sich an mehreren Stellen rot, die am Ende in roten Wellen ans Ufer schwappten. Überrascht blickte Blattpfote auf, aber der Himmel war so dunkel wie zuvor, das konnte also keine Spiegelung der aufgehenden Sonne sein. Das Wasser sah zähflüssig und träge aus, kroch langsam über den Kies - und plötzlich erkannte Blattpfote, dass es gar kein Wasser war. Der See hatte sich mit Blut gefüllt, das sich wie aus klaffenden Wunden aus den Bächen ergoss. Wieder zauste eine Windbö Blattpfotes Fell, diesmal heiß und staubig, und brachte den Gestank nach Krähenfraß mit.
Bebend vor Entsetzen hörte sie, wie eine innere Stimme klar und deutlich zu ihr sprach:
Blut wird Blut vergießen und rot in den See fließen. Erst dann kehrt Frieden ein.
»Rußpelz! Rußpelz!«
Plötzlich wachte Blattpfote auf. Es war noch dunkel. Ampferschweif spähte unter den Felsvorsprung und rief ängstlich nach Rußpelz. Irgendwo im Lager hörte man das schmerzerfüllte Jaulen einer Katze.
»Was ist los? Was ist passiert?«, fragte Blattpfote, rappelte sich auf und stieß Rußpelz mit der Pfote in die Flanke.
»Es ist Mausefell«, miaute Ampferschweif. »Sie klagt über Bauchkrämpfe.«
»Ich komme«, miaute Rußpelz und stand auf.
»Wenn Mausefell Bauchschmerzen hat, brauchen wir Bachminze oder Wacholderbeeren«, erklärte Blattpfote. »Davon gibt es reichlich am anderen Ende des Sees. Soll ich dir welche holen?«
Ihre Mentorin blickte sie ernst an. »Es wäre besser, wenn wir in der Nähe welche finden könnten, denn wir brauchen sie vor Tagesanbruch. Bis dahin musst du zurück sein.«
In der Finsternis über Steine stolpernd folgten sie Ampferschweif über die Lichtung zu dem Farnbüschel, unter dem Mausefell ihr Nest eingerichtet hatte. Blattpfote prüfte die Luft, um herauszufinden, ob die von ihnen benötigten Kräuter irgendwo in der Nähe wuchsen, aber es war unmöglich, einen einzelnen unter so vielen Gerüchen auszumachen, zumal der Katzengeruch alles überdeckte.
Als sie mit Rußpelz bei Mausefell ankam, lag die braune Kriegerin auf der Seite, krümmte sich vor Schmerzen und hatte das Maul zu einem erneuten peinvollen Schrei aufgerissen.
»Mausefell, hör mir zu.« Rußpelz hockte sich neben sie. »Weißt du, woher das kommt? Hast du irgendwelchen Krähenfraß gegessen?«
Blinzelnd öffnete Mausefell die vom Schmerz glasigen Augen. »Krähenfraß? Nein«, krächzte sie. »Glaubst du, ich hab ein Mäusehirn? Mein Bauch …« Ihre Worte gingen im nächsten Schmerzensschrei unter.
Ein entsetzlicher Verdacht schlich sich in Blattpfotes Gedanken. Sie winkte Rußpelz beiseite und flüsterte: »Mausefell muss von dem Wasser getrunken haben, das Mottenflügel gefunden hat. Ich fürchte, es war vergiftet. Es roch schlecht, und als sie mir den Teich zeigte, aus dem sie es geholt hat, sah ich, dass ein totes Kaninchen drinlag.«
Rußpelz stöhnte verärgert auf. »Wieso hat sie denn nicht… Na ja, das hat jetzt auch keinen Zweck mehr.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Blattpfote ängstlich. »Weißt du, ob noch andere Katzen von dem Wasser getrunken haben?«
Blattpfote schüttelte den Kopf.
»Goldblüte und Langschweif vielleicht«, fuhr
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