Warrior Cats - Staffel 3 Bd. 1 - Die Macht der 3 - Der geheime Blick
»Da bist du ja schon wieder !« Ihre Stimme hörte sich an, als würden getrocknete Disteln in ihrem Hals kratzen. »Du solltest dich mit Katzen deines Alters herumtreiben, statt jeden freien Augenblick hier drin zu vertrödeln.«
Häherpfotes Schwanzspitze zuckte entmutigt. Wäre mir auch lieber!
»Er kommt immer wieder, weil er sich Sorgen um dich macht«, miaute Langschweif.
»Weil du dir Sorgen um mich machst«, korrigierte Mausefell. »Du solltest das Getue wirklich lassen. In meinem Alter bekommt eine Katze die Kälte eben schneller zu spüren.«
»Aber deine Augen und Nase triefen«, erklärte Langschweif.
»Das liegt bloß an dem kalten Wind«, krächzte Mausefell.
»Wenn du willst, sage ich Brombeerkralle Bescheid, dass er ein paar Krieger abstellt, um eure Wände besser abzudichten«, schlug Häherpfote vor.
»Das wäre sehr nett«, gab Mausefell zu. »Heute Morgen kriecht mir die Kälte anscheinend direkt bis in die Knochen.«
Häherpfote schob ihr mit der Schnauze die Beeren hin. Er merkte, dass sie zitterte, obwohl ihm Hitze entgegenschlug. Das kam ihm seltsam vor, aber nachdem er so oft nach ihr gesehen hatte, glaubte er immer noch, dass sich Langschweif unnötig Sorgen machte.
»Ich spreche mit Brombeerkralle«, versprach er. Wenn er dafür sorgte, dass ihr Bau abgedichtet wurde, könnten die beiden Ältesten vielleicht für eine Weile ohne ihn auskommen.
Er machte kehrt, tappte aus dem Bau, streckte die Nase in die Luft und suchte nach Brombeerkralles Geruch. Plötzlich erstarrte er. Ein winzig kleiner Zweifel, den er in seinem Ärger über die beiden Ältesten unterdrückt hatte, brach an die Oberfläche. Mausefell hatte seine Hilfe viel zu schnell angenommen. Und ihr Atem ging unregelmäßig.
Seine Nase schwenkte zum Bau der Ältesten zurück. Die aromatischen Wacholderbeeren hatten einen anderen Geruch überdeckt – den Geruch nach Krankheit.
Mausefell war wirklich krank.
Mit fliegenden Pfoten sauste er zum Heilerbau zurück und schoss durch den Brombeervorhang.
Blattsees Pelz prickelte alarmiert. »Häherpfote!«
»Mausefell hat Grünen Husten!«
»Bist du sicher?«
Häherpfote zählte die Symptome auf. »Unregelmäßige Atmung, Augen und Nase triefen, sie niest, hat Fieber …« Fieber! Das erklärte die heiße Luft, die ihm in Wellen entgegengeströmt war.
»Wir brauchen Katzenminze«, miaute Blattsee und stürzte aus dem Bau.
Häherpfote wusste, dass Katzenminze zu den Kräutern zählte, deren Duft er am Morgen vermisst hatte. Er folgte seiner Mentorin nach draußen und lief beunruhigt auf und ab, während Blattsee nach Wolkenschweif rief.
»Du musst Katzenminze holen«, erklärte Blattsee, als der Krieger angerannt kam. »Sofort!«
Der Krieger war überrascht. »Katzenminze? Warum?«
Blattsees Pelz sträubte sich, weil sie unsicher war, wie sie verhindern sollte, dass im Clan Panik ausbrach. »Mausefell ist krank«, sagte sie leise.
Wolkenschweif knetete besorgt den Boden. »Wo finde ich Katzenminze?«
»Beim alten Zweibeinernest«, antwortete Blattsee.
»Ich kenne den Geruch«, miaute Häherpfote. »Ich finde sie ganz sicher.«
Er spürte Wolkenschweifs Zweifel sofort. »Heiler-Katzen können auch rennen! Und ich finde sie bestimmt schneller als du.«
»Da hat er recht«, pflichtete ihm Blattsee bei.
»Gut«, miaute Wolkenschweif. »Dann nehmen wir Rußpfote auch noch mit. Sie kann auf dem Rückweg tragen helfen.« Er rief nach seiner Schülerin. Sie gab sich gerade mit Mohnpfote Zungen, kam aber angetappt, als sie Wolkenschweif rufen hörte.
»Was gibt es?«, miaute sie.
»Wir müssen Katzenminze suchen«, erklärte ihr Häherpfote. »Mausefell ist krank.«
Rußpfote erschrak. »Katzenminze hilft gegen Grünen Husten, nicht wahr?«
»Komm jetzt«, befahl Wolkenschweif. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.« Er rannte zum Dornentunnel und Häherpfote sauste hinterher. Draußen vor dem Lager angekommen, schlugen sie den direkten Weg zum alten Donnerweg ein.
Häherpfote wusste, dass sich Wolkenschweif immer wieder zu ihm umdrehte, um sich zu versichern, dass ihr blinder Gefährte auch mitkam. Die Furcht beschleunigte Häherpfotes Pfoten, sodass er mit Rußpfotes Tempo mühelos mithalten konnte. Er spürte ihren warmen Pelz an seiner Seite und passte sich ihren Schritten an. »Baum!«, warnte sie. Aber er hatte die Rinde bereits gerochen und wich ihm aus.
Unablässig musste er an Mausefell denken. Warum hatte er nicht gemerkt, dass sie sich so unwohl fühlte?
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