Warrior Cats - Staffel 3 Bd. 1 - Die Macht der 3 - Der geheime Blick
aus. Blattsee blieb keine Chance, sich umzuorientieren, weshalb sie eine Mauselänge von der Stelle, an der Distelpfote vorbeigesaust war, auf die Pfoten sackte.
Mit einem Triumphgefühl erreichte Distelpfote den Schössling und wirbelte herum, wo sie Blattsee vor Überraschung blinzeln sah. Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Durfte sie schneller sein als ihre Mentorin?
»Das hast du sehr gut gemacht!«, keuchte Blattsee.
»Ja, wirklich!« Wolkenschweif kam mit Rußpfote vom anderen Ende der Lichtung angetappt.
»Du warst unheimlich schnell!«, sagte Rußpfote bewundernd.
»Danke!« Distelpfote trottete zu Blattsee zurück.
Wolkenschweif neigte den Kopf vor Blattsee. »Wenn ich störe, musst du es mir sagen«, hob er an. »Aber ich finde, Rußpfote und Distelpfote sollten zusammen trainieren. Rußpfote hat mehr Energie als ein wohlgenährtes Kaninchen und dazu mehr Erfahrung als Distelpfote. Aber Distelpfote kann zuhören, gut beobachten und weiß ihr Gegenüber instinktiv richtig einzuschätzen.«
Distelpfote war viel zu aufgeregt, um etwas zu sagen. Ein echter Krieger bot ihr seine Hilfe beim Kampftraining an!
»Ich wüsste nicht, was dagegenspricht«, miaute Blattsee.
Wolkenschweif schnippte mit dem Schwanz. »Rußpfote, warum zeigst du Distelpfote nicht, was wir gerade geübt haben?«
Rußpfote führte Distelpfote in die Mitte der Lichtung. Sonnenlicht fiel von oben durch die Zweige und sprenkelte ihren rauchgrauen Pelz. »Du läufst auf mich zu und ich versuche dich umzuwerfen.«
Distelpfote holte kurz Luft, dann stürzte sie sich auf Rußpfote. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte ihr Rußpfote mit einem kräftigen Pfotenschlag ein Vorderbein unter dem Körper weggestoßen und sie anschließend mit einer Drehbewegung von den Hinterläufen geschubst.
Distelpfote rappelte sich wieder auf und schüttelte sich. »Toll!«, miaute sie beeindruckt. »Darf ich es versuchen?« Sie wollte die Technik ein kleines bisschen anders ausprobieren. Als sich Rußpfote auf sie stürzen wollte, zog sie den Kopf ein und stieß ihr die Vorderpfote mit der Schnauze unter dem Körper weg. Jetzt war sie so weit unten, dass sie sich problemlos auf die Seite rollen konnte, mit den Hinterläufen ausholte und Rußpfote mit einem kräftigen Tritt umstieß.
Taumelnd stand Rußpfote auf. »Eine großartige Idee, die Schnauze statt der Pfote einzusetzen! So kann man viel weicher abrollen. Lässt du mich das auch an dir ausprobieren?«
»Na klar!«
Rußpfote holte nach Distelpfote aus, diesmal mit der Schnauze, und beendete den Zug mit einem so schnellen Tritt, dass Distelpfote rückwärts über die Lichtung schlidderte.
Distelpfote setzte sich keuchend auf.
»Das habt ihr großartig gemacht, alle beide«, lobte Wolkenschweif.
Rußpfote leckte sich die Pfote und fuhr sich damit übers Ohr, wo ein Moosfetzen hängen geblieben war. Während sie weiterleckte, fing ihre Pfote an zu zucken, als ob sie Schmutz zwischen den Krallen abschütteln wollte. Distelpfote schnurr-te belustigt. Rußpfotes Pfotenschnick hatte sie noch bei keiner Katze gesehen.
»Und was hältst du von uns?«, fragte Distelpfote an Blattsee gewandt. Aber Blattsee antwortete nicht. Mit einem ungläubigen Ausdruck in den Augen starrte sie Rußpfote an. Distelpfote fragte sich, ob sich die Schülerin ganz plötzlich in einen Dachs verwandelt haben könnte, aber Rußpfote saß ganz ruhig da und wusch sich immer noch die Ohren.
»Blattsee?«, miaute Distelpfote noch einmal.
Blattsee riss ihren Blick von Rußpfote los und sah Distelpfote mit immer noch schreckensweiten Augen an. »J-ja?«
»Geht es dir nicht gut?«
Blattsee schüttelte den Kopf, um ihren Kopf zu klären. »Nein, alles in Ordnung. Mir ist bloß eingefallen, dass Rußpelz ihre Pfote auch immer so geschüttelt hat.« Ihr besorgter Blick ruhte wieder auf Rußpfote, die ihre Wäsche beendet hatte und um Wolkenschweif herumhüpfte.
»Es wird bald dunkel«, stellte Wolkenschweif fest. »Ich finde, wir sollten ins Lager zurückkehren.«
Blattsee nickte. »Ich will mir Millies Pfote noch einmal ansehen, solange es hell ist.«
Der Himmel über den Bäumen verdunkelte sich allmählich und die Luft wurde kälter. Trotzdem bedauerte Distelpfote, dass sie die Mooslichtung verlassen musste. Ihr Körper fühlte sich zerschlagen und müde an, aber in ihrem Kopf summten die Ideen, wie sie die eben gelernten Techniken noch verbessern könnte. Als sie hinter Wolkenschweif und Rußpfote die
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