Warrior Cats - Staffel 3 Bd. 1 - Die Macht der 3 - Der geheime Blick
eifrig.
»Ist schon Sonnenhoch?«
»Noch nicht ganz.«
»Dann sollten wir sie noch ein bisschen schlafen lassen«, entschied Blattsee. Sie tappte zu ihrem Kräutervorrat im hinteren Teil des Baus und machte sich daran, die Bestände zu prüfen. »Du musst Borretsch für mich holen«, miaute sie. »Viel ist nicht mehr da und Graustreif und Millie haben vielleicht Fieber. Auf dem Weg zum See, hinter dem Kamm, findest du welchen.«
Distelpfotes Krallen zuckten beunruhigt. »Weckst du sie auch nicht auf, bis ich zurück bin?« Möglicherweise konnte sie an den neuesten Patienten des Clans eine Menge lernen. Seit sie Heiler-Katze geworden war, hatte sie noch keinen einzigen Patienten behandeln können. Sie hatte sich so sehr angestrengt, um sich zu merken, wie die Kräuter hießen und wofür sie verwendet wurden, dass sie sich jetzt darauf freute, ihr Wissen anzuwenden. Vielleicht vergaß sie die Namen dann auch nicht mehr so schnell.
»Du darfst aber nicht herumtrödeln«, mahnte Blattsee.
»Ganz bestimmt nicht«, versprach Distelpfote.
Blattsee wandte sich wieder ihren Kräutern zu, breitete Mohnsamen mit der Pfote aus, um sie zu zählen.
Distelpfote wollte gehen, dann hielt sie aber noch einmal inne. »Der Clan hat doch für Graustreif eine Totenwache gehalten, oder?«
»Ja, das haben wir getan.« Blattsee blickte nicht auf.
»Bedeutet das dann, dass er offiziell tot ist? In den Augen des SternenClans, meine ich?«
»Dem SternenClan dürfte aufgefallen sein, dass Graustreif weder bei uns noch bei ihnen ist«, miaute Blattsee trocken.
»Aber was ist dann mit dem Gesetz der Krieger? Ist er nach dem Gesetz der Krieger dann offiziell tot?«
»Hat er für dich gestern so ausgesehen, als wäre er tot?«
»Aber wenn er nicht tot ist, dann ist er doch immer noch Zweiter …«
»Unsere Aufgabe ist es, ihn gesund zu machen.« Jetzt sah ihr Blattsee in die Augen. »Feuersterns Probleme gehen uns nichts an, es sei denn, der SternenClan wünscht, dass wir uns darum kümmern. So, gehst du jetzt?«
»Gehen?«
»Um Borretsch zu holen«, seufzte Blattsee. »Wenn du bis Sonnenhoch nicht wieder da bist, wecke ich sie ohne dich.«
»Bin schon unterwegs!«, versprach Distelpfote, wirbelte herum und schlüpfte aus dem Bau.
Oben auf dem Kamm wehte vom See eine kalte, frische Brise zwischen den Bäumen herauf. Distelpfote glaubte, FlussClan-Geruch darin zu entdecken. Es juckte ihr in den Pfoten, nachzusehen, aber gleichzeitig wollte sie zurück sein, bevor Graustreif und Millie aufwachten. Sie schnupperte am Boden, in der Hoffnung, eine Geruchsspur zu finden, die sie zum Borretsch führen würde. Verzweifelt versuchte sie sich zu erinnern, wie er im Heilerbau gerochen hatte, aber die Düfte nach Wasser und Wind steckten ihr zu tief in der Nase.
Sie tappte die steile Böschung hinab, am Waldrand hielt sie inne. Die Sonne funkelte auf dem See. Was für ein großartiger Tag, um zu jagen! Sie schob den Gedanken beiseite. Sie war schließlich schon auf der Jagd. Auf der Jagd nach Borretsch. Wieder suchte sie mit der Nase den Boden ab und entdeckte einen Geruch, der ihr bekannt vorkam. Gewissenhaft folgte sie der Spur, kletterte über flache Felsbrocken, die am Boden verstreut lagen, bis sie grüne, gezackte Blätter entdeckte, die in einem Büschel an langen Stängeln wuchsen. Aus der Nähe rochen sie kräftiger und leicht bitter. War das Borretsch? Sie hatte die Blätter schon einmal gesehen, das wusste sie genau.
Sie blickte zum Himmel auf. Die Sonne stand hoch über ihr. Bald würde Blattsee Graustreif und Millie wecken. Schnell biss sie ein paar Stiele am unteren Ende ab, wobei sie sorgsam darauf achtete, nichts von dem bitteren Saft zu schlucken. Katzen, die so ein faulig schmeckendes Kraut schlucken mussten, taten ihr leid. Sie nahm die Stängel vorsichtig zwischen die Zähne und eilte zum Lager zurück.
»Das ist doch kein Borretsch.« Entmutigt betrachtete Blattsee die Kräuter, die Distelpfote vor ihr abgelegt hatte. »Das ist Schafgarbe. Katzen wird davon schlecht.«
Distelpfote schloss beschämt die Augen. Warum konnte sie sich nichts von allem merken, was ihr Blattsee erklärte?
»Sei nicht so streng mit dir«, tröstete Blattsee. »Es ist ziemlich viel, was du dir merken musst.«
Distelpfote konnte ihr nicht in die Augen sehen. Für mich brauchst du dir keine Ausreden auszudenken. Ich müsste mich mittlerweile besser auskennen!
»Und jetzt gehen wir«, miaute Blattsee brüsk. »Wir kommen auch ohne Borretsch
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