Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Sinn hat; es ist aufregend. Vor allem nach di e sen stumpfen, häßlichen Jahren, die ich mit dir verbracht habe. Bei Gott, ich fühle mich wie neugeboren. «
    »Ich wünsche dir viel Glück dabei «, erklärte er.
    »Glück? Ich brauche kein Glück; ich brauche Geschick, und ich glaube, daß ich Geschick besitze. Ich habe unter dem Einfluß dieser Droge sehr viel gelernt. Ich wünschte, ich könnte es dir begreiflich machen. Es ist eine unglaubl i che Droge, Eric – sie verändert vollkommen die Art, wie man das Universum und vor allem, wie man die Mitme n schen wahrnimmt. Danach sieht man alles anders. Du sol l test sie probieren. Es würde dir helfen. «
    »Nichts kann mir helfen «, erwiderte er.
    Und in seinen Ohren klangen diese Worte wie ein Nac h ruf.
     
    Er war fast mit dem Packen fertig – und hatte bereits gege s sen –, als die Türglocke des Konap läutete. Otto Dorf war bereits mit dem Kopter eingetroffen, und mit gesetzten Schritten ging Eric zur Tür und öffnete sie.
    Dorf blickte sich in dem Konap um und fragte: »Haben Sie Gelegenheit gehabt, sich von Ihrer Frau zu verabschi e den, Doktor? «
    »Ja. « Er fügte hinzu: »Sie ist fortgegangen; ich bin a l lein. « Dorf ergriff einen der Koffer, und gemeinsam betraten sie den Aufzug. »Sie hat es nicht sehr gut aufgenommen «, murmelte Eric, als sie nach oben fuhren.
    »Ich bin unverheiratet, Doktor «, bemerkte Dorf.
    Im Kopter befand sich ein weiterer Mann. Er streckte ihm die Hand entgegen, als Eric die Leiter hinaufstieg. »Schön, Sie zu sehen, Doktor. « Der Mann, dessen Gesicht im Scha t ten lag, stellte sich vor. »Ich bin Harry Teagarden, Leiter von Molinaris medizinischem Stab. Ich freue mich, daß Sie zu uns stoßen. Der Generalsekretär hat mich zwar erst nac h träglich informiert, doch das ist nicht weiter wichtig – er entscheidet oft aus einem Impuls heraus. «
    Eric schüttelte ihm die Hand. »Sweetscent. « Seine G e danken waren noch immer bei Kathy.
    »Wie war Ihr Eindruck von Molinaris gesundheitlicher Verfassung, als Sie ihn trafen? «
    »Er wirkte müde. «
    » Er steht kurz vor dem Tod «, sagte Teagarden.
    Eric warf ihm einen raschen Blick zu. »Heutzutage ist die Transplanttechnik soweit fortgeschritten, daß …«
    »Ich bin mit den gebräuchlichen Operationstechniken vertraut; glauben Sie es mir. « Teagardens Stimme klang trocken. »Sie haben gesehen, wie gleichgültig ihm alles ist. Offensichtlich möchte er bestraft werden, weil er uns in di e sen Krieg gestürzt hat. « Als der Kopter hinauf in den Nach t himmel stieg, schwieg Teagarden und fuhr erst später fort: »Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, daß Molinari bewußt dafür gesorgt hat, daß wir diesen Krieg verlieren? Daß er versagen will? Ich glaube nicht, daß selbst seine schärfsten politischen Gegner jemals diesen Verdacht geä u ßert haben. Ich sage Ihnen das alles, weil uns kaum noch Zeit bleibt. Nach seiner Rückkehr von seinem Ausflug zum 35er Wash hat sich Molinaris Gastritis verschlimmert. Sie hat ihn umgeworfen. «
    »Innere Blutungen? «
    »Bisher noch nicht. Oder vielleicht doch, und Molinari verschweigt es uns. Bei ihm ist das durchaus möglich; er ist von Natur aus ein Geheimniskrämer. Grundsätzlich traut er niemandem. «
    »Und Sie sind überzeugt, daß sich kein Geschwür gebi l det hat? «
    »Wir haben nichts finden können. Aber Molinari erlaubt nicht, daß wir die Untersuchungen durchführen, die wir für nötig halten; er entzieht sich uns. Ist zu sehr damit beschä f tigt, Anweisungen zu erteilen, Reden zu halten und der G e neralversammlung Gesetze vorzulegen. Er versucht alles selbst zu machen. Er scheint keine Verantwortung delegi e ren zu können, und wenn doch, dann richtet er gleich mehr e re Behörden ein, die miteinander konkurrieren – auf diese Art schützt er sich selbst. « Teagarden sah Eric neugierig an. »Was hat er zu Ihnen im 35er Wash gesagt? «
    »Nicht viel. « Er beabsichtigte nicht, über den Inhalt ihres Gesprächs zu reden. Ohne jeden Zweifel war das ganz in Molinaris Sinn. Und mit Sicherheit war ihre Vereinbarung der Hauptgrund, warum man ihn nach Cheyenne brachte. Er konnte für Molinari etwas tun, was den anderen Ärzten nicht möglich war: Er konnte ihm helfen, auch wenn nicht jeder dies als Hilfe verstehen würde. Unwillkürlich fragte er sich, wie Teagarden wohl reagieren würde, wüßte er davon. Wahrscheinlich – und aus gutem Grunde – würde Teagarden ihn einsperren und hinrichten

Weitere Kostenlose Bücher